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Abschlussbericht

EnBW-Deal: Niemand hat geplappert

Stuttgart / Lesedauer: 3 min

Auch den früheren Unternehmenschef Villis überraschte der Aktiendeal des Stefan Mappus
Veröffentlicht:21.02.2014, 17:25

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Der EnBW-Ausschuss drückt aufs Tempo. Schon am 30. April soll im Landtag der Abschlussbericht debattiert werden. Die öffentliche Beweisaufnahme wurde am Freitag beendet.

Der letzte Zeuge wurde um 11.10Uhr entlassen. Die letzte Frage an Hans-Peter Villis , den früheren EnBW-Chef, hatte der CDU-Abgeordnete Sven Paal gestellt. „Ich bin bereit, in eine zweite Runde zu gehen“, antwortete Villis. Er meinte damit, dass er sehr gerne mit dem Münchner Gutachter Wolfgang Ballwieser persönlich über dessen Bewertung sprechen würde. Dieser hatte auch auf der Basis von internen Akten des Konzerns errechnet, der frühere Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) habe 780000 Euro zu viel beim Rückkauf von 45,01 Prozent der EnBW-Aktien vom französischen EdF-Konzern im Dezember 2010 bezahlt. Villis kann das nicht nachvollziehen. „Fair und angemessen“ sei der Betrag gewesen.

So viel sei verraten. Ob jene 4,7 Milliarden Euro gerechtfertigt waren, wird dieser Untersuchungsausschuss nicht ermitteln können. CDU und FDP tendieren dazu, zumindest diese Entscheidung von Mappus zu akzeptieren. Grüne und SPD aber blieben auch am Freitag dabei, dieser Preis sei überhöht gewesen – zu schnell und mit zu wenig Sorgfalt ermittelt in einem Hauruck-Geschäft, das Mappus kurz vor der Landtagswahl als Coup präsentieren wollte.

„Nicht mehr wiederholen“

Einig aber sind sich die politischen Lager, wenn sie den Ablauf des Geschäfts beleuchten. „Wir müssen in Zukunft verhindern, dass ein Mann allein schalten und walten kann wie er will, und das in einem Land, das nicht einer Bananenrepublik gleicht“, sagte SPD-Obmann Sascha Binder etwas ungelenk. „Das darf sich so nicht mehr wiederholen“, meinte FDP-Mann Andreas Glück. „Nur schwer begründbar“ ist die Hektik jener Tage auch aus Sicht von CDU-Obmann Andreas Throm. Das Drehbuch dieses „Deals zweier Männer“ passe nicht zu einem demokratischen Rechtsstaat, urteilte der Grüne Hans-Ulrich Sckerl – Mappus und der Investmentbanker Dirk Notheis hatten nur einen kleinen Kreis von Vertrauten eingeweiht. Villis bestätigte das. Um Mitternacht rief ihn Mappus am 5. Dezember 2012 an und teilte kurz und knapp mit, das Land werde der EdF die Aktien abkaufen. Das habe ihn überrascht. „Einer plappert immer bei so einem Deal“, meinte Villis – normalerweise. In diesem Fall hielten alle dicht. Der Chef des Konzerns hatte zudem in den Monaten zuvor nie den Eindruck gewonnen, die EdF habe von ihrer deutschen Beteiligung genug.

Hans-Peter Villis wünscht sich jetzt, dass die EnBW aus den negativen Schlagzeilen aus dem Umfeld des Ausschusses herauskommt. Er fühlt sich ihr immer noch verbunden. Ein Schlussstrich sei jetzt nötig, „das Unternehmen ist gut aufgestellt und benötigt Ruhe.“

Nun bedeutet ein Abschluss der Ausschussarbeit noch lange nicht das Ende der Diskussionen darüber, wie viel die Aktien an jenem 6. Dezember 2010 tatsächlich wert waren. Doch das Gremium wird den Wunsch des Managers erfüllen. „Wir sind auf der Zielgerade eines in vielerlei Hinsicht besonderen Ausschusses,“ meinte dessen Chef Klaus Hermann (CDU). Mehr als 1000 Seiten stark dürfte der Abschlussbericht sein. Und Sckerl stieß mit einer Einschätzung ausnahmsweise nicht auf Widerspruch bei CDU und FDP: „Wir können gemeinsam stolz auf unsere Aufklärungsarbeit sein.“