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Baumfällung

Bahn setzt auf friedlichen Protest gegen Baumfällungen

Stuttgart / Lesedauer: 2 min

Bahn setzt auf friedlichen Protest gegen Baumfällungen
Veröffentlicht:13.02.2012, 12:55

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Die Bahn setzt darauf, dass die Proteste gegen die Baumfällungen im Stuttgarter Schlossgarten für das Verkehrsprojekt „Stuttgart 21“ nicht von gewaltsamen Aktionen überschattet werden. „Wir gehen davon aus, dass alles friedlich ablaufen wird“, sagte Projektsprecher Wolfgang Dietrich am Montag in Stuttgart. Die Polizei sei gut vorbereitet, um die Maßnahmen umzusetzen.

Im Mittleren Schlossgarten am Stuttgarter Hauptbahnhof sollen in den kommenden Tagen 176 Bäume gefällt oder versetzt werden. Die Maßnahme kostet laut Bahn zwei Millionen Euro und muss bis Ende Februar umgesetzt sein. Die Polizei erwartet, dass über 1.000 Projektgegner gegen den Beginn der Arbeiten protestieren werden. Polizeipräsident Thomas Züfle hatte Ende vergangener Woche vor einer zunehmenden Radikalisierung der „Stuttgart 21“-Gegner gewarnt.

Für „Verwunderung“ bei Projektsprecher Dietrich sorgte eine Aussage des CDU-Politikers und ehemaligen „S21“-Schlichters Heiner Geißler . Er hatte sich gegen die geplanten Baumfällarbeiten am Tiefbahnhof „Stuttgart 21“ ausgesprochen. Die Bahn müsse „alles tun, um die Bestimmungen der Schlichtung zu realisieren“, sagte Geißler.

Dietrich erwiderte, Geißler müsse sich im Klaren darüber sein, dass er mit seinen Aussagen Gefahr laufe, „radikale Elemente“ bei den Gegnern des Bahnprojektes zusätzlich aufzustacheln. Dass solche Äußerungen „ein bis zwei Tage“ vor Beginn der Aktion kämen, sei „ärgerlich“. Offenbar habe er in den vergangenen Monaten nicht verfolgt, „was hier passiert ist“, sagte der Sprecher mit Blick auf das Dialogforum.

Nach Darstellung Dietrichs werden 68 Bäume versetzt — davon 14 innerhalb des Schlossgartens — und 108 Bäume gefällt. Zunächst solle mit den Fällungen begonnen werden, um Platz zu schaffen für die Versetzung der Bäume mit sogenannten Rundspatenmaschinen. Der Sprecher wollte sich nicht konkret zu den Plänen des Konzerns äußern, sollte es nicht gelingen die Bäume bis Ende des Monats zu versetzen.

Vor Beginn der Bauarbeiten wird laut Bahn der Schlossgarten mit einem dauerhaften Schutzzaun gesichert und dann das Protestcamp geräumt. Die Polizei will dafür mehrere tausend Beamte einsetzen.

Die Bahn geht davon aus, dass die mit Verzögerung beginnenden Baumarbeiten rechtzeitig vor Ende der vegetationsfreien Zeit abgeschlossen werden können. Dietrich verwies darauf, dass durch die Arbeiten nicht Lebensraum für Mensch und Tier zerstört, sondern zusätzlich geschaffen werde. Nach Fertigstellung von „Stuttgart 21“ würden 20 Hektar mehr Parkfläche zur Verfügung stehen.

Laut Einschätzung der Bahn kann das knapp fünf Milliarden Euro teure Verkehrsprojekt 2020 in Betrieb genommen werden. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), der dem Projekt ablehnend gegenübersteht, geht von 2025 aus.