Altenpflegeheim

„Angie soll uns hören!“

Tuttlingen / Lesedauer: 3 min

Schlechte Arbeitsbedingungen: Pflegeschülerin Andrea Frey protestiert mit Kollegen am Samstag auf dem Tuttlinger Marktplatz
Veröffentlicht:09.01.2014, 16:35

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Wenig Personal, wenig Zeit, schlechtes Image. Die Kranken- und Altenpfleger sind unzufrieden mit ihrer Situation und zeigen das auch – indem sie sich auf den Boden legen. Nicht in ihren Krankenhäusern und Altenpflegeheimen, sondern auf öffentlichen Plätzen in Städten im ganzen Land. Auch in Tuttlingen ist eine solche Aktion, ein sogenannter Flashmob, geplant. Pflegeschülerin Andrea Frey hat SZ-Redakteurin Dorothea Hecht erklärt, was sie und ihre Kollegen vorhaben.

Frau Frey, was planen Sie da genau?

Das Ganze nennt sich „Pflege am Boden“ und ist eine bundesweite Aktion: Am Samstag legen sich Pflegekräfte in vielen Städten auf den Boden, um auf die Situation in der Pflege aufmerksam zu machen.

Und wo legen Sie sich da hin?

Auf den Tuttlinger Markplatz, von 16 bis 16.10 Uhr. Die Aktion hat schon in den vergangenen zwei Jahren in Stuttgart stattgefunden und ist recht gut angenommen worden. Deshalb haben wir usrprünglich überlegt, nach Stuttgart zu fahren. Aber es dauert ja nur zehn Minuten, und wegen zehn Minuten nach Stuttgart fahren? Also dachten wir, gehen wir einfach auf den Tuttlinger Marktplatz! Wir haben das auch bei der Stadt angemeldet und haben beim Ordnungsamt die Genehmigung bekommen.

Sie sagen „wir“ – wer ist alles dabei?

Wir sind Schüler aus dem ganzen Landkreis, die gerade ihre Ausbildung zum Altenpfleger machen. Wir hoffen allerdings, dass noch ein paar mehr Leute kommen und uns unterstützen, so dass wir nicht zehn sondern vielleicht 100 sind.

Man kann sich also solidarisch zeigen und sich einfach dazulegen?

Genau. Wir freuen uns über jeden, der vorbeikommt und mitmacht.

Wogegen protestieren Sie genau, warum ist die Pflege denn am Boden?

Uns fehlt Personal, wir haben einfach zu wenige Pflegekräfte, egal ob im Altersheim oder im Krankenhaus. Das führt dazu, dass viele Mitarbeiter überlastet sind und den Beruf auch nicht gerne machen wollen. Deshalb wollen wir uns dafür einsetzen, dass diese Situation besser wird.

Und wo soll dieser Hilferuf gehört werden?

Ganz oben, bei Angie! Unsere Aktion geht wirklich an die Politik, wir wollen, dass sich im System etwas ändert, und dazu müssen eben viele mitmachen. In Stuttgart waren vergangenes Jahr bis zu 3000 Leute dabei, das ist eine Riesenzahl. Je bekannter die Aktion ist, desto mehr Leute kommen dazu und desto eher ändert sich etwas.

Sie arbeiten ja selbst in dem Beruf – ist er denn wirklich so schlimm?

Wissen Sie, ich bin schon etwas älter als die anderen Pflegeschüler hier, ich habe mir diesen Beruf ausgesucht und ich möchte nichts anderes machen. Aber die Zeit, die ich gerne für die Leute hätte, die habe ich einfach nicht, und das ärgert mich. Es ist ein wunderbarer Beruf, aber die Leute werden verheizt, wenn es so weitergeht. Schließlich möchte man doch mit einem guten Gefühl abends nach Hause gehen – dafür setzen wir uns ein.