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Musikhochschule

„Viel krasser als gedacht“

Trossingen / Lesedauer: 2 min

Landesrechnungshof: Musikhochschulen sollen sparen – Trossingen wohl hart getroffen
Veröffentlicht:16.07.2013, 11:35

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Hochschulrektorin Dr. Elisabeth Gutjahr hat am Montagabend nur wenige Worte übrig gehabt, um die Zukunft der Trossinger Musikhochschule zu kommentieren. Vorausgegangen war eine Diskussion der fünf Rektoren der baden-württembergischen Musikhochschulen über geforderte Einsparungen des Landesrechnungshofs. Aus gut unterrichteten Kreis war am Montag zu erfahren, dass die geplanten Einschnitte die Trossinger Musikhochschule schwer treffen könnten. Laut Rektorin Elisabeth Gutjahr gebe es im Kultusministerium Pläne, dass Trossingen den Hochschulstatus verlieren und Hochschulakademie als Dependance einer anderen Hochschule werden soll.

Der Landesrechnungshof hatte die Musikhochschulen nach Einsparpotential durchleuchtet. Dabei kamen die Prüfer zu dem Ergebnis, dass zu viele Solisten und Nicht-EU-Bürger ausgebildet würden. Jährlich sollten vier Millionen Euro landesweit eingespart werden, so die Forderung des Rechnungshofs.

Hochschulrektorin Dr. Elisabeth Gutjahrs war optimistisch in die Sitzung am Montag in Stuttgart gegangen. Sie war sich sicher: Ihre Hochschule arbeitet effizient, und Einsparungen seien kaum möglich. Ihre Hoffnungen wurden jedoch jäh zerstört. Am Montagabend wollte sich Gutjahr noch nicht ausführlich zu den Ergebnissen der Stuttgarter Runde äußern, sagte aber: „Es ist viel krasser als befürchtet.“ Jetzt müsse sich die Trossinger Hochschule erst einmal intern mit der Thematik auseinander setzen, genauere Auskünfte wolle sie erst am heutigen Dienstag geben.

Bürgermeister Clemens Maier hat kein Verständnis für mögliche Einsparungen: „Die Hochschule ist bereits vom Land nur mit knappen finanziellen Mitteln ausgestattet. Wenn es weitere Kürzungen gibt, dann ist der reguläre Betrieb meiner Meinung nach gefährdet. Gerade Hochschulen im ländlichen Raum müssen ein breites Spektrum anbieten und Vorreiterrollen auch mit ‚exotischen‘ Fachrichtungen wie zum Beispiel dem Musikdesign anbieten.“

Während der Bürgermeister in Semestergebühren für ausländische Studenten eine Möglichkeit sieht, der Hochschule finanziell etwas Luft zu verschaffen, spricht sich Werner Till, Vorsitzender des Fördervereins der Musikhochschule, dagegen aus: Er sieht „kein Einsparpotential“ an der Musikhochschule. „Wir haben in Trossingen schon ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, wenn man sich ansieht, welche Kosten andere Hochschule in Baden-Württemberg haben. Und im Bundesvergleich sind die baden-württembergischen Hochschulen schon sehr gut aufgestellt.“ Semestergebühren einzuführen halte er für den falschen Weg. „Die ausländischen Studierenden sind Multiplikatoren für Deutschland. Die Leistung sollte darüber entscheiden, wer hier studieren kann.“

Nach dem, was aus gut unterrichteten Kreisen am Montagabend zu erfahren war, geht es in der Diskussion bei weitem nicht nur um die Einführung von Semestergebühren. Auch eine Sitzung des Trossinger Hochschulrats, die gestern zeitgleich mit den Verhandlungen in Stuttgart stattgefunden hat, wurde von den dramatischen Nachrichten über die Zukunft der Hochschule, die während der Sitzung eintrafen, bestimmt. Wenn die Gerüchte stimmten, so Hochschulrat-Mitglied Guido Wolf MdB, dann müsste sich in der Region ein breiter Widerstand gegen die geplanten Einschnitte formieren.