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Vereinsraum

Das Leben der Vorfahren besser verstehen

Spaichingen / Lesedauer: 2 min

Themennachmittag widmet sich dem Leben und Werk des Banater Schriftstellers Adam Müller-Guttenbrunn
Veröffentlicht:25.04.2012, 17:45

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„Wir haben nicht sehr viele Schriftsteller, die es zu internationalen Ruhm gebracht haben", sagte Richard Wagner am Sonntagnachmittag im vollbesetzten Vereinsraum in Spaichingen. Mit seinem Vortrag zum Leben und Wirken von Adam Müller-Guttenbrunn wolle er einen historischen Rahmen abstecken. Müller-Guttenbrunn wuchs in einer Zeit auf, in der im Banat die Magyarisierung – also das „Ungarisch machen“ voll im Gange war.

Dass mitten im Schuljahr die Sprache, in der Unterricht gehalten wurde, von Deutsch auf Ungarisch wechselte, traf den damals zwöfjährigen Adam sehr hart, da er deshalb auf dem Gymnasium scheiterte. Wollten die im Banat lebenden Deutschen etwas in ihrer Sprache lernen, mussten sie fortan nach Österreich oder Deutschland auf die Schulen und Universitäten gehen. „Als Alternative blieb ihnen nur ein Dasein als Bauern im Banat“, sagte Richard Wagner.

Von diesem und dem geschichtlichen Hintergrund seien die Werke des Dichters und Schriftstellers geprägt worden. Er verfolgte auf verschlungenen Wegen stets seinen Zielen. Der Leiter des Wiener Stadttheaters Heinrich Laube förderte ihn. Ein Jahr später veröffentlichte Guttenbrunn erste Publikationen. Nach mehreren kritischen Artikeln zur „Verbesserung der Volksbildung und Aufklärung“ habe sich sogar das österreichische Parlament damit beschäftigt und Erlasse zur Verbesserung des Schulwesens, der Bibliotheken und der Spielpläne des Theaters herausgebracht. Auch die Schweiz schloss sich diesen Grundsätzen an und Müller-Guttenbrunn schaffte so seinen endgültigen Durchbruch als Kritikerpersönlichkeit.

Städtisches und ländlichem Leben, sind oft Thema seiner Bücher. Die Lektüre, so nach Wagners Vortrag bei drei Buchvorstellungen zu hören, verhilft den heute hier lebenden Nachfahren nicht nur die Gründe und Wege der einstigen Auswanderung, sondern auch die Details der damaligen Lebensumstände besser zu begreifen, meint er. Das Interesse an den Schilderungen sei groß.

Eines wollte Wagner zurecht rücken: Guttenbrunn soll sich laut Meldungen im Internet antisemitisch geäußert haben. Tatsächlich sei es so gewesen, dass er als Theaterdirektor in Wien einen Vorstand hatte, der antisemitische Tendenzen erkennen ließ. Guttenbrunn habe sich dem aber nicht angeschlossen, sondern sich dagegen gewehrt, ein Theater unter Ausschluss der Juden zu machen. Das gehe aus seinen Aufzeichnungen und Memoiren hervor.