Neuwerdung

Ein Fest der Neuwerdung

Pfullendorf / Lesedauer: 2 min

Ein Fest der Neuwerdung
Veröffentlicht:18.04.2014, 17:45

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In ihrem „Sonntagsläuten“ beschäftigt sich Gemeindereferentin Elisabeth König mit der Bedeutung der Ostertage. Hier ihr Beitrag:

Sicher kennen Sie es auch, dieses Gefühl von „schon“ aber gleichzeitig auch „noch nicht“. Der Karfreitag beispielsweise ist schon vorbei, doch es ist noch nicht Ostern . Es ist eben Karsamstag, also Grabesruhe. In einer Pfarrei, in der ich während meines Studiums ein Praktikum absolvierte, gab es den Brauch, dass von Karfreitagabend bis zur Osternachtsfeier die Grabwache in Form von Gebetsstunden gehalten wurde. Dies machte sehr deutlich: Es ist noch Grabesruhe.

Ebenso eindrücklich sind für mich meine Kindheitserinnerungen, wenn ich an die Kar- und an die Osterfeiertage denke. In dieser Woche stand zu Hause stets der Großputz an, und nach meiner Erstkommunion verbrachte ich damals mehr Zeit bei Ministrantenproben und Gottesdiensten in der Kirche als daheim. Es war kirchliche Hoch-Zeit und so modern mein damaliger Heimatpfarrer auch war, bei der Liturgie kannte er keine Rücksicht. Jeder Handgriff musste sitzen, alles sollte perfekt sein. So verbrachten wir gefühlte Stunden damit, dass die Kniebeugen aller Ministranten synchron gemacht wurden und das Rauchfass zur rechten Zeit dort war, wo es zu sein hatte.

Ob es diese Kindheitserlebnisse sind, dass mir auch heute noch diese Tage sehr viel bedeuten und mir etwas fehlt, wenn ich einen Gottesdienst ungewollt versäume? Immer wieder frage ich mich: Welcher dieser Tage steht mir in diesem Jahr am nächsten? Welcher Tag passt zu meiner aktuellen Lebenssituation? Sehr eindrücklich erlebe ich immer wieder das Osterfeuer, das in die einbrechende Nacht hinein angezündet wird, das lodert und Funken schlägt, und so Vieles für mich symbolisiert – vor allem aber: Neuwerdung.

Es ist immer wieder neu – das Geheimnis von Ostern, die Auferstehung, das neu werdende Leben, das sich in der Natur und Tierwelt zeigt, sodass ich auch in mir selbst wahrnehmen und spüren kann: Ja, da ist etwas neu geworden, da hat sich etwas verwandelt, da habe ich Altes zurückgelassen. Oder, wie Wilhelm Willms schreibt: „Steh auf, wenn dich etwas umgeworfen hat / Steh auf / gerade wenn du meinst / du könntest nicht auferstehen / Der Stein vor deinem Grab / wird sich von selbst / fortbewegen / Es wird dir ein Stein vom Herzen / fallen / Fürchte nicht / es könnte nicht weitergehen / Es wird weitergehen.“

In diesem Sinne wünsche ich uns allen, in der Situation, in der sich ein jeder gerade befindet, ein Fest der Auferstehung, an dem wir etwas von diesem Neuwerden in unserem alltäglichen Leben spüren können.