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Windkraftanlage

Windkraftanlagen sorgen für Entrüstung

Illmensee / Lesedauer: 3 min

Illwanger fordern 1000 Meter Abstand zu ihren Wohnhäusern
Veröffentlicht:27.09.2012, 10:15

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Von der „Teilsektoralen Fortschreibung Windenergie und der Änderung des Flächennutzungsplans der VVG Pfullendorf, Herdwangen-Schönach, Wald und Illmensee“ fühlen sich besonders die Bürger des Illmenseer Teilorts Illwangen, unterhalb des „Höchsten“ negativ betroffen. Zur Bürgerfragestunde in der Ratssitzung vom Dienstagabend ist deshalb eine Delegation aus Illwangen, mitsamt einem Protest-Plakat: „Windenergie ja – aber nicht so nah.“, im Sitzungssaal erschienen.

Bereits zum zweiten Tagesordnungspunkt „Bürgerfragen“ haben die Illwanger ihrem Unmut gegenüber der Verwaltung und der Regionalpolitik deutlich Luft gemacht. Eingangs ist ein ganzer Katalog von Fragen Bürgermeister Jürgen Hoffmann und dem Gemeinderat verbal vorgestellt worden. Unter anderem wollten die Illwanger wissen: „Wer hilft uns, wenn der Lärm durch die Windkrafträder doch zu hoch wird? Wer hilft uns, wenn der Schatten trotz aller Gutachten unsere Häuser erreicht? Wer entschädigt uns, wenn unsere Grundstückspreise wirklich fallen und die Touristen wegbleiben? Warum sind wir Illwanger nicht 1000 Meter Abstand und mehr zu den Windkraftanlagen wert?“.

In der Tat hatte sich an der Frage um einen 1000-Meter-Abstand der Bürgerzorn entzündet. „Wir wollen die 1000 Meter“, lautet die schlichte Forderung an den Bürgermeister und das Regierungspräsidium. Die Beschwichtigung von Bürgermeister Hoffmann, erst einmal abzuwarten und seine Hinweise auf die bereits bestehenden Mindestabstände von 700 Metern zur Wohnbebauung plus dem Hinweis auf die gesetzlich zur Anwendung gebrachte Lärmschutzverordnung (TA-Lärm) von 44 Dezibel, hatte den Sturm der Entrüstung eher noch angefacht. „Wir erwarten schon etwas, sonst gibt es in der Gemeinde so richtig Stress“, so ein aufgebrachter Bürger. „Die Politik ist in allen Bereichen total konzeptionslos“, „die machen es doch mit uns, weil wir die Esel vom Land sind“, waren nur einige überwiegend schon verbitterte Bemerkungen aus dem Publikum.

Beklagt wurde außerdem im kleinen Kreis die so „gefühlte“ Tatsache, dass die noch vor einem Jahr angestrebte, breit angelegte Bürgerinformation nicht mehr gegeben sei. Auf Nachdruck einzelner Gemeinderäte ist von Bürgermeister Jürgen Hoffmann zugelassen worden, dass sich Bürgerinnen und Bürger nochmals nach dem dritten Tagesordnungspunkt der oben genannten „Teilsektoralen Fortschreibung“, zu Wort melden durften.

Das Grundsatzreferat von Ariane Weber vom Überlinger Planungsbüro Senner hatte dem Gemeinderat und der Öffentlichkeit den Sachstand zu den politisch geforderten und technisch aktuellen Gegebenheiten zur Windenergie-Produktion in Baden-Württemberg erläutert. Da die betroffenen Bürger das vor Jahrzehnten entstandene „Pilotprojekt Judentenberg“ auf dem „Sturmberg“ täglich vor Augen haben, und auch Sende-Hochmasten für sie ein gewohnter Anblick sind, können sie sich Windräder von 140 Meter Nabenhöhe und letztlich 180 Meter Höhe in den Flügelspitzen unschwer vorstellen. Zum Vergleich: Das Ulmer Münster misst 161,53 Meter bis zur äußersten Turmspitze. Während sich Bürgermeister Hoffmann auf den Verweis: „Ein Gesetz ist für alle gleich. Was der Regionalverband vorgibt, steht nicht zur Diskussion“, zurückzog, konterte Gemeinderatsältester Franz Lorenz „Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“

Die Illwanger wollen bei den Abständen der Windräder zu ihren Häusern „die besondere Topografie berücksichtigt wissen.“ Sie fühlen sich „total allein gelassen“ und wollen nicht einsehen, dass bei Schutzzonen und Abstandsregelungen „Tiere mehr wert sind als Menschen. Hier stimmt bei uns das Verhältnis nicht mehr.“ Gemeinderat Hans Berenbold hält „... die Reduzierung der Abstände für grob fahrlässig.“ In die Beschlussfassung hatte der Gemeinderat sowohl die Berücksichtigung der besonderen, topografischen Lage von Illwangen, als auch den 1000-Meter-Abstand befürwortet. Eine öffentliche Auslegung des Flächennutzungsplans soll Ende Oktober erfolgen.