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Klosterstadt: Immer mehr Bürger befürworten Abstimmung

Meßkirch / Lesedauer: 3 min

Zahl der Gegner des Großprojekts wächst allmählich - Heudorfer und Rohrdorfer befürchten enorme Verkehrsflüsse
Veröffentlicht:28.01.2011, 20:00

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Die karolingische Klosterstadt scheint wohl doch umstrittener zu sein als gedacht. Die Stimmen häufen sich, dass alle Meßkircher über den Bau der Klosterstadt abstimmen sollen.

Stadtrat Hubert Hopp hat in der vergangenen Gemeinderatssitzung sogar den Vorschlag eines Bürgerentscheids gemacht. "Ich unterhalte mich mit vielen Bürgern über den Sinn und Zweck dieser Klosterstadt und stelle dabei fest, dass die Skepsis gewaltig gewachsen ist. Am demokratischsten wäre meiner Ansicht nach ein Bürgerentscheid. Wenn dann die Mehrheit für die Klosterstadt abstimmt, ist es okay", so Hopp.

Seine Sorge gilt in erster Linie den Einwohnern der betroffenen Ortsteile Heudorf und Rohrdorf wegen einer möglichen Belästigung durch den Transport der für den Bau benötigten Steine. Denn die Idee, heimisches Steinmaterial zu verwenden, habe sich als nicht machbar erwiesen. Hopp geht außerdem davon aus, "dass die Bürger finanziell unter diesem Projekt leiden müssen". Er halte es deshalb für sinnvoller, das Geld für dringend notwendige Maßnahmen-- wie zum Beispiel dem Neubau der Turnhalle der Conradin-Kreutzer-Schule - auszugeben. Diese Position wurde jedoch erst einmal aus dem Haushalt 2011 gestrichen. "Die Stadt sollte erst einmal ihre Pflichtaufgaben erfüllen. Die Klosterstadt ist die Kür."

Hubert Hopp steht mit seiner Meinung längst nicht mehr alleine da. Johann Kappler aus Heudorf befürwortet ebenfalls einen Bürgerentscheid. "Ich bekomme viel mit im Dorf. Mein Eindruck ist, dass die Zahl der Gegner täglich wächst. Die Heudorfer und die Heudorfer wollen dieses Risiko nicht eingehen. In der Öffentlichkeit ist das nur nicht so angekommen." Für Kappler steht die Finanzierung des etwa 40 Jahre lang dauernden Projekts auf einer Fläche von rund zwölf Hektar auf wackeligen Beinen. "Die Stadt ist so arm, dass sie Sponsoren benötigt, um den Handlauf an der Kirchentreppe zu erneuern", so Kappler. Ähnlich wie Hopp ist Kappler die Belästigung der Bürger ein Dorn im Auge. "Wenn die Klosterstadt gebaut werde, müsse hauptsächlich am Wochenende mit großen Besucherströmen gerechnet werden. Da entstehen automatisch Konflikte." Für derartige Verkehrsflüsse sei die Infrastruktur nicht ausreichend, so Kappler.

Und er stellt sich weitere Fragen, die bisher noch nicht beantwortet wurden, auch nicht bei der ersten öffentlichen Informationsveranstaltung in der Rohrdorfer Benzenburghalle. Muss das ganze Gelände eingezäunt werden, damit die Besucher nicht umsonst die Klosterstadt betreten? Dürfen Hunde mit auf das Areal, die dann eventuell ihren Kot hinterlassen? Ihm sei die Klosterstadt bislang zu oberflächlich behandelt worden. Kappler: "Ich bin auf jeden Fall dafür, dass die Bürger abstimmen sollen, ob die Klosterstadt gebaut wird."

Für Bürgermeister Arne Zwick kommt diese Diskussion zum völlig falschen Zeitpunkt. "Herr Hopp hat mit seinen Äußerungen für ziemlichen Unmut gesorgt. Wir müssen erst einmal unsere Hausaufgaben erledigen. Zum Thema Bürgerentscheid kann ich deshalb noch gar nichts sagen." Bert M. Geurten, Vorsitzender des Vereins Karolingische Klosterstadt, kann die Ängste der Bürger nachvollziehen. Ängste, die er bei der nächsten öffentlichen Informationsveranstaltung im April, abbauen will. Bei diesem Termin sollen die Handwerker, die sich bei Geurten für das Projekt beworben haben, ihre Vorstellungen präsentieren und genau erklären, was in der Klosterstadt passiert. Ziel der Veranstaltung sei es, die Zweifel und Bedenken aus dem Weg zu räumen. "Wir müssen miteinander, nicht übereinander reden", sagt Geurten.

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