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Nazisympathie

Heideggers Nazisympathie steht außer Frage

Meßkirch / Lesedauer: 2 min

50 Zuschauer sehen Dokumentarfilm im Herz-Jesu-Heim – Neffe nimmt Philosophen in Schutz
Veröffentlicht:23.11.2011, 17:40

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Martin Heidegger war einer der bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Heute gilt er aufgrund seines Verhaltens in der Zeit des Nationalsozialismus auch als einer der umstrittendsten Philosophen. Dies zeigte sich am Dienstagabend bei einer Veranstaltung des Meßkircher Bildungswerkes im Herz-Jesu-Heim – eine neue, fünfte Heidegger-Dokumentation, den Film von Jeffrey van Davis „Nur ein Gott kann uns retten“. „Nachdem der Film bereits schon im Mai bei der Heidegger-Tagung zum ersten Mal gezeigt wurde, wollten wir dem Filmemacher eine normale, legale und offizielle Basis geben, den Film nochmal zu können“, sagte Waldemar Gorzawski , Leiter des Bildungswerkes bei der Begrüßung der rund 50 Heidegger-Interessierten aus Meßkirch und Umgebung.

Der auf etwa 80 Minuten zusammengeschnittene Dokumentarfilm ist mehr oder weniger ohne Handlung, sondern besteht aus einer Vielzahl aneinander gereihter Interviews, die van Davis mit Heidegger-Experten in der ganzen Welt, angefangen vom Freiburger Historiker Hugo Ott bis hin zum französischen Philosophen Emmanuel Faye führte. Dabei sind keineswegs nur Heidegger-Kritiker zu Wort gekommen. So gehörten zu den Interviewpartnern unter anderem auch Nachkommen Heideggers sowie Alfred Denker, der Leiter des Meßkircher Heidegger Archivs. Die Frage jedoch, ob und gegebenenfalls inwiefern Heideggers Denken in den 30er-Jahren mit der NS-Ideologie verstrickt war, blieb auch nach dem Film nach wie vor offen.

Zu wenig Positives

Bei der anschießenden Diskussion wurden von anwesenden Nachkommen des Philosophen vor allem Auslassungen im Film beanstandet, die van Davis mit der Kürzung des Films von 120 auf 80 Minuten begründete. Pfarrer Heinrich Heidegger, ein Neffe des Philosophen, kritisierte, dass der Film das Positive zu wenig herausstelle und eine Reihe falscher Aussagen enthalte. Auch Werner Fischer, dem der Film keine neuen Erkenntnisse brachte, meinte, dass 1933 nicht bloß Heidegger, sondern ebenso bekannte Künstler und Musiker vom Nationalsozialismus begeistert waren und heute deshalb nicht angeprangert werden. „Hier wird offensichtlich manchmal mit zweierlei Maß gemessen“, sagte Fischer.

Ein Zuschauer, den der Film besonders betroffen machte, findet es vor allem bedauerlich, dass Heidegger zu Lebzeiten selbst kein Wort der Entschuldigung für die Unterstützung des Nationalsozialismus fand. Ergebnis der sachlich geführten Diskussion war, dass Heidegger Sympathie für den Nationalsozialismus bekundete und von 1933 bis 1945 zahlendes Mitglied der NSDAP war.