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Kurpark

Wie viel Kinderspiel verträgt der Kurpark?

Bad Saulgau / Lesedauer: 3 min

Ein Maienscherz macht altes Problem sichtbar – Plätscherndes Wasser zieht plantschende Kinder an
Veröffentlicht:04.05.2012, 19:10

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„Wir finden diesen Maischerz eine super Idee!“, schreiben „ein paar Bad Saulgauer Eltern“ an die Schwäbische Zeitung. Beigefügt ein Foto vom Schild am Eingang zum Kurpark beim Thermalbad. Ein kleines „k“ hat die Bitte an die lieben Eltern, dass „der Kurpark kein Kinderspielplatz ist“ seit der Mainacht ins Gegenteil verkehrt.

Die SZ besucht den Kurpark am Donnerstagnachmittag bei strahlendem Sonnenschein. Noch immer werden Kinder in den Kurpark-Kinderspielplatz eingeladen, nicht ausgeladen. Trotzdem herrscht Ruhe. Von Kindern keine Spur. Zwei Patientinnen einer Klinik genießen die frühlingshaften Temperaturen. Gegen Kinder hätten sie aber auf keinen Fall etwas, sagen sie kopfschüttelnd. Im Thermalbad seien Kinder auch nicht gern gesehen. Von den Bemühungen, das weniger kinderfreundliche Image der Sonnenhof-Therme abzulegen, haben sie nichts bemerkt. Ein anderer Patient sonnt sich auf einer Holzbank und liest in einem Buch. „Ja, mich würden Kinder ehrlich gesagt stören“, sagt er frei. Hier im Kurpark suche er die Ruhe.

Kinder sind keine da. Aber dafür eine 26-jährige Mutter von drei Kindern im Alter von vier, fünf und sechs Jahren. Sie weiß von Verabredungen von Familien mit Kindern im Kurpark. Ihren Namen möchte sie nicht nennen. Auch sie und ihre Kinder waren dabei. „Die Kinder lieben es, im Wasser zu plantschen“. Durch den Kurpark fließt ein schmaler Wasserlauf mit warmem Thermalwasser. „Weil man im Thermalbad mit Kindern nicht so gern gesehen ist, haben wir uns immer hier getroffen.“ Aber die vor zwölf Jahren von Georgien nach Deutschland umgesiedelte junge Frau kann die Kurgäste verstehen. „Das waren einfach zu viele“. Im Sommer hätten sich bis zu 50 Kinder getummelt.

Für den Ersten Beigeordneten der Stadt, Richard Striegel , sind die Masse der Kinder ein Problem. „Gegen ein oder zwei plantschende Kinder dort hat sicherlich niemand was. Aber bei 20 bis 30 Kindern gibt es einen Interessenkonflikt mit den ruhesuchenden Gästen der Kurstadt und den Patienten der Klinik“, sagt er. Der Konflikt ist nicht neu. Richard Striegel: „Wir haben das Problem ein wenig vor uns hergeschoben und die Situation toleriert“, sagt der Stellvertreter von Bürgermeisterin Doris Schröter, die noch bis Montag im Urlaub ist. Als Alternative für Eltern mit Kindern verweist er auf den Spielplatz auf der Schillerhöhe. Einen Spielplatz mit einem Fließgewässer als Attraktion hält er zumindest eine Überlegung wert. Seine Bedenken: „Das ist kein Wohngebiet, wo man von einem entsprechenden Bedarf ausgeht.“

Auch der Heilbäderverband Baden-Württemberg gibt der Stadt keine rechtlichen Vorgaben: „Was die Nutzung des Parkes angeht, ist die Kommune zuständig, wem sie die Fläche widmet und welche Regeln dort gelten“, schreibt der Verband in einer Mail auf Anfrage der SZ. Also: Die Stadt ist am Zug.