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Hauptfeld

Katharina Lehnerts Blick geht nach vorne

Bad Saulgau / Lesedauer: 4 min

Knoll Open, 2. Tag, Qualifikation: Die Deutsch-Philippinin Katharina Lehnert
Veröffentlicht:01.08.2013, 11:05

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Katharina Lehnert steht am Draw Board und schaut ein bisschen wehmütig aufs bereits ausgeloste Hauptfeld, als sie ihr Trainer Jacek Szygowski sanft mit einem Schubser wegstößt. Er lächelt, sein Schützling blickt leicht angesäuert, aber nicht wirklich betrübt. Nur zu gerne hätten beide den Namen Lehnerts dort gelesen, wo bisher in großen Lettern „Qualifikantin“ als Platzhalter für die Spielerinnen steht, die über die Qualifikation ins Hauptfeld rutschen. Soeben hat die 19 Jahre alte Hannoveranerin, die inzwischen in Köln lebt und trainiert, in der ersten Quali-Runde mit 4:6 und 2:6 gegen die Österreicherin Yvonne Neuwirth verloren.

„Ich habe versucht, mein Spiel zu spielen“, sagt die 19-Jährige, die – ganz nebenbei – Kandidatin für den Titel „Miss Knoll Open “ wäre. „Natürlich willst Du immer gewinnen“, aber das sei wohl zu kurzfristig gedacht. „Der Blick muss sich auf die Zukunft richten, dass ich das , was ich mit meinen Trainern einstudiere, auch abrufen kann“, sagt Katharina Lehnert. Denn seit März konzentriert sie sich voll aufs Tennis in der Akademie Robert Orliks in Köln – just in der Akademie des Trainers, der seit März dieses Jahres auch Sabine Lisicki betreut und zuletzt ins Wimbledon-Finale führte. „Ich habe vergangenes Jahr mein Abitur an einem Internat gemacht, jetzt spiele ich mal ausschließlich Tennis.“ Ein Studium ist möglich, aber nicht zurzeit. „Klar, ich bewundere die Spielerinnen, die beides schaffen, Tennis und Studium, aber ich bin eher der Typ, der sich auf eine Sache konzentrieren kann. Aber es bleibt ja noch genügend Zeit später irgendwann…“, sagt sie und lächelt.

Katharina Lehnerts Geschichte ist spannend: Am 18. Februar 1994 als Tochter eines Deutschen und einer Philippinin geboren, startet sie seit Januar dieses Jahres für den Inselstaat in Ostasien. „Ich bin, sofern es die Zeit zulässt, einmal im Jahr auf den Philippinen . Ich habe dort noch Verwandte, Cousins und Cousinen, die ich gerne besuche“, zeigt sie, dass sie durchaus Bezug zum Geburtsland ihrer Mutter Imelda hat.

„Nein, die Sprache kann ich nicht. Im Gegensatz zu meiner dreieinhalbjährigen Schwester bin ich nicht zweisprachig aufgewachsen. Bei mir haben es meine Eltern auch versucht, aber als ich in den Kindergarten kam, habe ich die anderen Kinder, die deutsch sprachen nicht verstanden. Aber ich will es lernen, mache bei meiner Schwester soweit es geht mit.“

Aus sportlichen Gründen wechselte sie im Januar 2013 die Staatsbürgerschaft, spielt inzwischen für das Geburtsland ihrer Mutter. „Die Leistungsdichte in Deutschland ist sehr groß, und ich würde gerne mal Fed-Cup spielen“, gibt sie offen zu. Dazu stehen auf den Philippinen die Chancen weitaus besser. „Auf den Philippinen gibt es keine Tennis-Rangliste“, erzählt Katharina Lehnert. Nur eine weitere professionelle Tennisspielerin, die 17-jährige Marian Jade Capadocia. Just gegen diese unterlag Lehnert im Dezember des vergangenen Jahres, bei den Philippine Columbia Association Open in Manila, in einem ihrer letzten Spiele unter der Flagge des DTB mit 3:6, 6:3 und 3:6. „Bei 40 Grad in der Halle auf gemahlenem Muschelsand. Der ist noch langsamer als die europäische rote Asche.“

Gleiche Akademie wie Lisicki

Katharina Lehnert kann schon auf einige Erfolge zurückblicken, bei den Juniorenturnieren in Roland Garros und Wimbledon stand sie schon mal im Hauptfeld, Ende des vergangenen Jahres hatte sie sich bis unter die besten 400 der Weltrangliste gespielt, dank Viertelfinalqualifikationen bei 25000-Dollar-Turnieren und des Sieges beim 10000-Dollar-Turnier in Braunschweig. „Inzwischen bin ich wieder ein bisschen abgerutscht, da einige guten Ergebnisse des vergangenen Jahres rausgefallen sind.“ Doch in der Akademie von Robert Orlik, der auch Annika Beck inzwischen auf Platz 53 der Welt brachte, in der Björn Phau und Julia Kimmelmann sowie Antonia Lottner trainieren, will sie sich nun weiter verbessern.

„Wir haben jetzt einige Turniere gespielt, dazwischen ist aber immer wieder Zeit, das Erlernte sich setzen zu lassen“, sagt Jacek Szygowski, der Katharina Lehnert und Antonia Lottner nach Bad Saulgau begleitet hat und sie bei den Knoll Open coacht. „Es war das erste Match, das ich von Katharina gesehen habe. In der Akademie sind normalerweise andere Trainer für sie zuständig, ich betreue eigentlich Antonia Lottner“, klärt Szygowski auf. „Doch sie hat heute ganz ordentlich gespielt. Ich bin nicht unzufrieden. Nur sie selbst muss davon auch überzeugt sein“, sagt Szygowski und lässt durchblicken, dass die Spielerin selbst mit sich härter ins Gericht als er. „Sie hat heute einige Fehler gemacht, vor allem im Aufschlag, das hat ihr das Genick gebrochen. Aber sie hat einige gute Schläge im Repertoire. Ich denke, sie ist auf einem guten Weg. Ihr Ziel muss es sein, das Ranking unter den besten 400 in den kommenden Monaten zu bestätigen.“ Nächstes Etappenziel ist Wien.

Am heutigen Mittwoch beginnen die Spiele gegen 10 Uhr.

www.knollopen.de