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Radstrecke

„Der hat keine Ahnung vom Sport“

Immenstadt / Lesedauer: 3 min

Tritahlon: DM Mitteldistanz in Immenstadt – Eines Windschattenvergehens bezichtigt, steigt Daniel Unger aus Protest vom Rad
Veröffentlicht:23.07.2012, 18:35

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Daniel Unger ist beim Allgäu-Classic, der deutschen Meisterschaft im Triathlon auf der Mitteldistanz (2 km Schwimmen/80 km Rad/20 km Laufen) auf der Radstrecke, an zweiter Position liegend, aus dem Rennen ausgestiegen. Grund: Ein Kampfrichter hatte dem 34 Jahre alten, für Mengens Triathleten startenden Bad Saulgauer, wegen vermeintlichen Windschattenfahrens eine Vier-Minuten-Strafe aufgebrummt. „Ich will damit ein Zeichen setzen. Denn die Zeitstrafe war absolut ungerechtfertigt. Das kann ich nicht akzeptieren“, hatte Unger nach dem Ausstieg gesagt. Zur Erklärung: Bei den Mittel- und Langdistanzrennen ist – im Gegensatz zu den Rennen über die olympische Distanz – das Windschattenfahren verboten, der nachfolgende Sportler muss zum Vorausfahrenden genügend Abstand halten.

Und auch am Sonntag zeigte sich Unger gegenüber der Schwäbischen Zeitung immer noch aufgebracht, war sich keines Vergehens bewusst. „Die Wut über die ungerechte Strafe war einfach so groß. Ich meine, da müht man sich bei zehn Grad, Dauerregen und widrigsten äußeren Bedingungen ab und dann kommt so einer und macht alles kaputt und behauptet, ich sei im Windschatten gefahren, ein Witz“, kommentierte Unger, der im Veranstalter selbst und einigen Augenzeugen sehr viele Unterstützer für seine Version der Geschichte fand.

Unger hatte gemeinsam mit Philipp Bahlke das Rennen dominiert, der Bad Saulgauer hatte über weite Strecken geführt. Das Duo befand sich zum Zeitpunkt des Geschehens gut zweieinhalb Minuten vor dem späteren Sieger Boris Stein (Montabaur). Als dann Bahlke an einem Anstieg Unger überholte („Die Führung hat einige Male gewechselt“), sah ein Kampfrichter seine Stunde gekommen und bezichtigte Unger des Windschattenfahrens. Es folgten Diskussionen zwischen Unger auf dem Rad und dem Kampfrichter auf dem Motorrad. „Ich habe ihn gefragt, ob er schon mitbekommen hat, wie der Rennverlauf war? Dass ich die meiste Zeit, unter anderem die bis zu diesem Zeitpunkt letzten neun, zehn Kilometer, geführt habe? Soll ich abbremsen, am Berg, wenn der mich überholt?“, wiederholte Unger seine Kernaussage gestern Nachmittag am Telefon. „Der hat keine Ahnung vom Sport, manche denken, wenn sie die Weste der DTU unter der Regenjacke tragen, sie wären es. Das, was sich der geleistet hat, war echt jenseits von Gut und Böse…“

„Unsinnige Entscheidung“

Die Konsequenz der Vier-Minuten-Strafe wäre gewesen, dass Unger zwischen Rad- und Laufstrecke in einer Box eine Vier-Minuten-Strafe hätte absitzen müssen und vier Minuten später auf den abschließenden Halbmarathon hätte gehen können. „Klar, hätte ich auch durchlaufen und später Protest einlegen können. Aber ich war einfach voller Wut und Adrenalin und vielleicht habe ich auch etwas überreagiert. Aber, wenn ich nicht so drastisch reagiert hätte, wäre alles wahrscheinlich auch etwas im Sande verlaufen“, meinte Unger. „Ich hätte den Rückstand eventuell noch aufholen können. Aber es kann nicht sein, dass Amateur-Kampfrichter uns Sportlern durch unsinnige Entscheidungen das ganze Wettkampfwochenende versauen. Hier muss sich was ändern“, sagte Unger.

Von der Aufgabe des Olympia-Sechsten von Peking 2008 profitierte Boris Stein ( Montabaur ). Der 27-Jährige sicherte sich bei seiner Premiere im Allgäu in 3:53:35 Stunden den Titel. Bei den Frauen reichte Eva Boehrer (Montabaur) eine Zeit von 4:30:08 Stunden und ein zweiter Platz hinter der Österreicherin Bianca Steurer zum Gewinn des Titels.

Daniel Unger blickt nach vorne. In den kommenden Wochen erwägt der Triathlon-Weltmeister auf der olympischen Distanz von 2007 einen Start beim Frankfurter City-Man, bei einem Halbdistanzrennen in Viernheim oder bei der EM in Wiesbaden.