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Bilanzpressekonferenz

Namenlos: Müller Weingarten sagt Ade

Weingarten / Lesedauer: 3 min

Standort fusioniert zur Schuler Pressen GmbH – Arbeitsplätze sollen bleiben
Veröffentlicht:26.01.2011, 20:15

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In diesem Jahr verschwindet der legendäre Markenname „Müller Weingarten “. Denn der neue Besitzer, die Schuler AG, will Weingarten und Göppingen unter „Schuler Pressen AG“ fusionieren. Bündelung nannte das der Vorstandsvorsitzende Stefan Klebert bei der Bilanzpressekonferenz gestern in Stuttgart. Wichtig sei, alle Arbeitsplätze blieben erhalten. „Wir gehen davon aus, dass wir alle Mitarbeiter brauchen“, sagte Klebert.

Zwar wird das Firmenschild in Weingarten abgehängt. Die Mitarbeiter brauchen sich um Arbeit keine Sorgen machen. Nach Darstellung der Unternehmensleitung brummt es gerade dermaßen, dass Kunden sich rasch entscheiden müssen, ob sie ihren Auftrag aussprechen. Denn sonst heißt es warten. Für rund 500 Millionen Euro bekam der Weltmarktführer für Umformtechnik von Oktober bis Dezember 2010, dem ersten Quartal des Geschäftsjahres, Orders, nochmal sollen Aufträge für 500 Millionen Euro anstehen.

Das motiviere das Unternehmen. Denn bis zum Geschäftsjahr 2013/14 werde die Latte auf 1,2 Milliarden Euro und einen Gewinn vor Steuern von zehn Prozent recht hoch gelegt. „Wir haben ambitionierte Wachstumsziele. Um diese mit der gleichen Mannschaft erreichen zu können, brauchen wir eine integrierte und schlagkräftige Organisation“, sagte Klebert. Das heißt, das Personal hat Sicherheit. Eine Verlagerung gewisser Abteilung schließe er aus, weil das nur Unruhe in die Belegschaft bringe.

Dabei hatte es ja in der Weltwirtschaftskrise gar nicht gut ausgesehen. 2009/10 sank der Umsatz von 823,1 Millionen Euro (2008/09) auf 650,3 Millionen Euro. Die Zahl der Beschäftigten nahm von 5332 auf 4969 ab. Alleine am Standort Weingarten mussten 70 Mitarbeiter gehen, weitere 110 Entlassungen konnte die IG Metall nach zähen Verhandlungen abwenden. In Werkshallen war es über Monate hinweg gespenstisch still, der Kurzarbeit wegen.

Das Konzernergebnis erholte sich immerhin von minus 64,9 Milllionen Euro auf minus 11,8 Millionen Euro.

Rasche Wirtschaftserholung

So hart gebremst wurde, so rasch komme nun die Erholung, meinte Klebert. Und damit der Aufschwung. Die Kurve geht weit nach oben. Intern konzentriere man sich auf zehn Kerngebiete. Neben den Hauptpfeilern – jeweils 30 Prozent in die Auto- und Zulieferindustrie – komme auf Neues an: So der Bereich Elektromotoren, ob für Autos oder Fahrräder, die feinen Platinen um den Motor herum, so der Bereich Verpackung, ein Markt mit Wachstumspotenzial, denke man nur an die kleinen Espressobehältnisse, alles werde von Schuler-Pressen hergestellt.

Genauso die Münzen. Es gebe wohl kaum eine Münze auf der Erde, die nicht aus einer solchen Presse komme. Nun beschäftigt das Unternehmen ein weiteres Thema: Windkraftanlagen. Ein Prototyp werde zwar dieses Jahr auf der Schwäbischen Alb aufgestellt. Mehr gebe es nicht, außer man finde einen Partner mit Geld. „Wir haben Gespräche“, sagte Klebert. Allein sei der Einstieg in die erneuerbaren Energien nicht zu schaffen.