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Emotionalität

Sakrale Musik von starker Emotionalität

Ravensburg / Lesedauer: 2 min

In der voll besetzten Stadtkirche erklang Verdis "Requiem"
Veröffentlicht:26.11.2013, 11:45

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Großes Interesse an diesem Konzert im 200. Geburtsjahr des Komponisten hatte sich bereits im Vorfeld gezeigt, das Mittelschiff der Evangelischen Stadtkirche war schon Tage vorher ausverkauft. Für den Bachchor Ravensburg kam Verdis Requiem einer Premiere gleich, doch dies war kaum zu spüren. Diszipliniert durch die langjährige Vertrautheit mit geistlicher Musik und Bachs Passionen und von ihrem Leiter Michael Bender intensiv vorbereitet, brachten die über 70 Sängerinnen und Sänger eine beeindruckende Aufführung zustande. Die Kammerphilharmonie Bodensee-Oberschwaben in erweiterter Besetzung begleitete den Chor und die vier Solisten routiniert wie auch meist sensibel und entfaltete die nötigen großen Volumina in den Tutti-Passagen.

Vor Beginn des Konzertes verkündete Dirigent Michael Bender eine Änderung; anstatt der indisponierten Altistin Annette Küttenbaum war kurzfristig die amerikanische Mezzosopranistin Laura Baxter aus Erlangen eingesprungen, die zusammen mit dem lyrischen Sopran von Lydia Zborschil aus Stuttgart jedoch gut harmonierte. Ebenfalls passte der amerikanische Tenor Girard Rhoden aus Ulm zum Bassbariton von Thomas Gropper aus München. Insgesamt waren somit die Solistenparts stimmlich etwas heller ausgelegt als vom Komponisten vorgegeben.

Verdis Requiem macht den zur Hingabe bereiten Zuhörer immer wieder erzittern, selbst wenn man es schon hundert Mal gehört hat. Dieses Werk, das seine rückhaltlose Emotionalität vom Musiktheater herleitet und diese durch seinen straffen Aufbau, die Bedeutung des Textes und die bildhafte musikalische Sprache gleichsam bändigt, lässt sich nur als ein großartiges Einzelwerk verstehen. Die Opulenz der Chöre und der Orchesterstimmen, das teilweise fast grelle, markerschütternde Blech, die Einbettung der Soli ins Ganze, all dies trägt zu einem unvergesslichen Eindruck bei, der mit anderen Requiem-Werken des 19. Jahrhunderts wie von Berlioz, Bruckner oder Dvořák kaum zu vergleichen ist.

Michael Benders Ausdeutung des Werkes brachte gedehnte Tempi; gleich zu Anfang im Kyrie war dies schon zu spüren, noch mehr dann im "Lacrymosa", bei dem man etwas die musikalische Struktur vermisste. Das große Tutti vor dem dritten Teil "Offertorium" gelang vor allem dem Chor im vorbildlichen Auf- und Abebben eines eruptiven Stimmengewitters.

Dem Offertorium - vorher wäre auch ein Nachstimmen nicht fehl am Platz gewesen - mit einem sehr schönen Zusammenklang der vier Solisten folgten das dynamische "Sanctus" und das von vielen Einzelstimmen des Orchesters eingeleitete "Lux aeterna", mit der tragenden Rolle für den Sopran. Das abschließende "Libera me", das später noch einmal das Anfangsmotiv des Hölleninfernos mit dem "dies illa, dies irae" aufnimmt, sang Lydia Zborschil, die eine schöne, wenn auch nicht umfangreiche Stimme besitzt, mit großer Innigkeit. Ihrem sanften Tremolo gehörte auch der letzte Satz mit dem Wunsch nach Erlösung für die Seelen der Verstorbenen. Langer, begeisterter und verdienter Beifall für eine große Leistung.