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Großmolkerei

Die Omira blickt den Problemen ins Auge

Ravensburg / Lesedauer: 4 min

Angeschlagene Ravensburger Molkerei will den Neubeginn
Veröffentlicht:10.06.2013, 11:45

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Die Zukunft der Ravensburger Großmolkerei Omira entscheidet sich am Dienstag. Hinter verschlossenen Türen werden die Milchbauern in einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung in Weingarten entscheiden, wie es weitergehen soll mit dem wirtschaftlich angeschlagenen Unternehmen.

Offenbar hat die Omira im vergangenen Jahr 15,7 Millionen Euro Verlust gemacht. Diese Zahl soll in zwei Versammlungen mit Bauernvertretern Anfang vergangener Woche gefallen sein, bei denen es nach Informationen der Schwäbischen Zeitung heiß hergegangen ist. Einige Milchlieferanten, die weiterhin zu den geschassten ehemaligen Geschäftsführern Wolfgang Nuber und Stefan Bayr stehen, machen die Banken für deren Rausschmiss verantwortlich. Wie berichtet, wurde Nuber vom Aufsichtsrat mit sofortiger Wirkung abberufen, während Bayr bis 31. Oktober bleiben darf, um die Geschäfte geregelt an einen Nachfolger zu übergeben. Eine Woche zuvor hatten vier Aufsichtsratsmitglieder das Gremium verlassen, die zu den „Nuber-Treuen“ gezählt werden.

Nur noch 31 Cent pro Kilo Milch

Im Unternehmen rumort es schon seit Monaten. Denn die wirtschaftliche Krise traf im vergangenen Jahr und im ersten Halbjahr diesen Jahres vor allem die gut 4000 Landwirte, die ihre Milch an die Omira liefern. Sie bekamen einen durchschnittlich schlechteren Milchpreis als Bauern in anderen Regionen Baden-Württembergs: zuletzt nur noch 31 Cent pro Kilo Milch. Ein Betrag, mit dem man als Landwirt kaum wirtschaften oder gar investieren kann. Mittlerweile sollen schon 30 Prozent der Bauern ihre Verträge gekündigt haben, empört über die Geschäftspolitik des Managements.

Da diese Kündigungen aber erst nach einer Frist von 18 Monaten wirksam werden, hoffen der Aufsichtsrat und der seit Januar für die Omira tätige Unternehmensberater Ralph Wonnemann offenbar, einen Großteil der emotional aufgewühlten Lieferanten zurückzugewinnen. Auf den Versammlungen mit Obmännern und Erzeugerbeiräten sei angekündigt worden, den Milchpreis rückwirkend zum 1. Mai wieder um zwei auf 33 Cent zu erhöhen. Dies sei auch „voll erwirtschaftet“ und keine psychologische Beruhigungspille.

30 Prozent der Omira-Bauern haben ihren Austritt angemeldet

Wie unsere Zeitung aus gut unterrichteter Quelle erfahren hat, soll auf der Gesellschafterversammlung sogar die Rede von einer Verkürzung der Kündigungsfristen gewesen sein. Eine solche Verkürzung auf zwölf Monate würde es Landwirten, die mit dem Gedanken an eine Kündigung ihrer Lieferverträge spielen, ermöglichen, sich dies noch einmal in Ruhe zu überlegen. Sie hätten dann ein paar Monate länger Zeit, um abzuwarten, ob sich die Versprechen von Aufsichtsrat und dem Generalbevollmächtigten, Ralph Wonnemann, erfüllen.

Denn angeblich steht die Omira kurz vor einem Turnaround, also der Überwindung der Krise. Die Bankenkredite belaufen sich nach Informationen unserer Zeitung auf 38 Millionen Euro, das Unternehmen verfügt aber noch über ein Eigenkapital von 37,6 Millionen Euro, ist also in seiner Existenz keineswegs gefährdet. Mit Kraft Foods verhandle man über einen Liefervertrag für die Schokoladenmarke Milka, neue Verträge wurden mit Discountern für Desserts und Frischmilch ausgehandelt, und auch ein nicht lukrativer Milchpulver-Kontrakt läuft im August aus. Zudem sind die Preise für Milchprodukte am Markt wieder gestiegen. An den wilden Gerüchten, die in Internet-Blogs kursieren, die Omira stehe kurz vor einem Verkauf an einen Großkonzern wie Arla oder BMI (die Bayerische Milchindustrie), soll jedenfalls nichts dran sein.

Banken haben sich nicht in Unternehmenspolitik eingemischt

Der frühere, zurückgetretene Aufsichtsratsvorsitzende Anton Pfender äußert sich derzeit ebenso wenig öffentlich wie Nuber selbst. Der fristlos entlassene Ex-Geschäftsführer prüft gerade juristische Schritte gegen seine Abberufung. Zudem fordert er eine Abfindung, über deren Summe ebenfalls wilde Gerüchte im Umlauf sind. Es wurden Summen zwischen einer und fünf Millionen Euro genannt. Die obere Summe sei aber „Quatsch“, sagte ein Insider unserer Zeitung. Bislang liefen die Verhandlungen fair, und man werde sich sicher einig.

Und was ist dran am Gerede, die Banken hätten bei Nubers Absetzung mitgemischt? Norbert Martin, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Ravensburg, wehrt sich vehement gegen diesen Vorwurf, mit dem ihn ein Milchbauer in der Obmänner-Versammlung vergangenen Dienstag konfrontiert habe. „Dass die Banken das Vertrauen angesichts der Situation verloren haben, ist ja keine Überraschung. Wir mischen uns aber grundsätzlich nicht in die operative Unternehmenspolitik ein, und wir distanzieren uns von Aussagen, wir hätten damit gedroht, Kredite zu kündigen, wenn die Geschäftsführung nicht gefeuert wird.“