StartseiteRegionalOberschwabenRavensburgSchulamtsleiter bittet Politiker um regionales Denken

Herkulesaufgabe

Schulamtsleiter bittet Politiker um regionales Denken

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Klaus Moosmann informierte Kreistagsausschuss über die regionale Schulentwicklung
Veröffentlicht:22.11.2013, 19:40

Artikel teilen:

Das Staatliche Schulamt Markdorf steht vor einer Herkulesaufgabe, um die es nicht zu beneiden ist: die vom Landeskabinett am 23. Juli dieses Jahres verabschiedete regionale Schulentwicklung. Zu dieser Einschätzung haben Mitglieder des Kultur- und Schulausschusses des Kreisparlaments am Donnerstag auf ihrer Sitzung in Weingarten gefunden. Klaus Moosmann, der Leiter der Schulbehörde, hatte den Volksvertretern aufgezeigt, vor welchen Problemen man steht. Moosmanns Appell an die Politiker: „Schließt Schulfrieden über Parteigrenzen hinweg.“

Effiziente Schulstandorte

Ziel der regionalen Schulentwicklung ist es, so heißt es seitens des Ministeriums für Kultur, Jugend und Sport, „allen Schülerinnen und Schülern in zumutbarer Erreichbarkeit die Erlangung des gewünschten Bildungsabschlusses entsprechend ihrer Begabungen und Fähigkeiten zu ermöglichen“. Dazu soll es „leistungsstarke und effiziente Schulstandorte“ geben. Die andere Seite der Medaille der geplanten Schulentwicklung: „Sie soll im Blick auf die Schülerzahlentwicklung immer kleiner werdende Schulstandorte vermeiden, an denen weder die pädagogisch notwendigen Differenzierungen möglich sind, noch kurzfristig ausfallende Lehrkräfte verlässlich vertreten werden können.“

Schulamtsleiter Klaus Moosmann listete einige Eckpfeiler auf, die beim Thema eine wichtige Rolle spielen: neben rückläufigen Schülerzahlen die Forderung nach Inklusion und Ganztagsschulen (Moosmann: „Wie viele Gemeinschaftsschulen verträgt der Kreis Ravensburg?“), der Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung, die daraus resultierende Verschiebung der Schülerströme und die geänderte Zusammensetzung der Schülerschaft in den einzelnen Schularten sowie die Unsicherheit über Schulstandorte und die Ressourcenfrage für Schulträger und Verwaltungen.

Moosmann nannte es wichtig, dass durch Neueinrichtungen bestehende Schulstandorte nicht gefährdet werden dürfen. Er forderte die Abkehr vom Kirchturmdenken in der Schullandschaft hin zum regionalen Denken und machte sich dafür stark, gemeinsam nach den besten Vor-Ort-Lösungen zu suchen. Der Schulamtsleiter warnte ferner davor, „verbohrt“ auf einzelne Schultypen zu schauen.

Die Fragen aus den Reihen der Ausschussmitglieder zeigten, mit welcher Bandbreite von Details man es bei der regionalen Schulentwicklung zu tun haben wird: Wo ist die Bestandsgarantie für Realschulen, und welche Entfernungen vom Schulstand sind zumutbar, wollte Axel Müller ( CDU ) wissen. Warum müsse man so schnell umstrukturieren, gab Ausschussmitglied Rudi Martin (CDU) zu bedenken und sprach sich dafür aus, langsam vorzugehen. Rudi Hämmerle (CDU) beklagte „Ungerechtigkeit“, was die ungleiche Zuteilung von Deputaten für Real- beziehungsweise Gemeinschaftsschulen betreffe. Hämmerle forderte zudem, den öffentlichen Personennahverkehr besser ins neue Konzept einzubeziehen.

Bergs Bürgermeister Helmut Grieb (CDU) äußerte sich dankbar über die „neue Flexibilität“, forderte zu mutigen Schritten nach vorne auf und wollte wissen, wie es um die Sicherheit der Grundschulbereiche bestellt sei. Roland Zintl (Grüne) sprach sich für die regionale Schulentwicklung aus und fügte hinzu: „Alle, außer der FDP, sind für das Zwei-Säulen-Modell.“ „Gewisse Leitlinien“ mahnte Josef Forderer (CDU) an und äußerte die Befürchtung, dass es zu „Wildwüchsen“ kommen könne, sollte alles auf den Kopf gestellt werden. Keinen Zweifel ließ Siegfried Spangenberg (Grüne) daran, dass eine neue Sicht auf das Schulsystem nötig sei. Er räumte ein, dass das Abitur noch immer als Idealfall in den Köpfen herum geistere, warnte davor, die „Schlachten von vorgestern“ zu schlagen und vertrat die Ansicht, dass die Verzettelung in viele Schularten dem Wohl der Kinder nicht dienlich und das Ganze ohnehin nicht von heute auf morgen zu schaffen sei. Spangenberg gab sich abschließend zuversichtlich, was die Herstellung des Schulfriedens betrifft.

Werkrealschulen erhalten

Klaus Moosmann versicherte, dass die Grundschulbereiche unangetastet bleiben werden. Der Amtsleiter bescheinigte den Werkrealschulen ein Alleinstellungsmerkmal; sie hätten zwar keine Bestandsgarantie, sollten jedoch „soweit vertretbar“ erhalten bleiben. Moosmann sagte ferner: „Die Einrichtung von Ganztagsschulen wird richtig teuer.“