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Haltestelle

Für die Bahn gilt Wolfegg nur noch als Haltestelle

Wolfegg / Lesedauer: 3 min

Der Bahnhof ist verwaist und hat viel von seiner Bedeutung verloren – Die Zukunft des Gebäudes ist unklar, alles ist möglich
Veröffentlicht:01.02.2013, 16:05

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Das Bahnhofsgebäude in Wolfegg umweht die nostalgische Aura des Vergangen: Seit August 2006 ist es geschlossen. Aus Sicht der Deutschen Bahn ist die Anlage in Wolfegg sogar kein Bahnhof mehr, sondern ein Haltepunkt wie auch der benachbarte Teilort Alttann. Der Hintergrund: Seit die Bahn die Strecken neu geplant hat, braucht sie das zweite Gleis in Wolfegg nicht mehr − Früher haben sich hier noch die entgegen kommenden Züge gekreuzt.

Der Bahnhof Wolfegg ist ein Kind des deutsch-französischen Krieges 1870/71. Im gleichen Jahr war auch die Bahnlinie Bad Waldsee-Kißlegg fertiggestellt. Das „Wochenblatt“ erwähnte damals eine pompöse Eröffnungsfeier in Kißlegg mit Musik, Böllerschüssen und prominenten Gästen. In die Euphorie mischte sich aber auch die Wehmut des Schreibers, dass die Idylle entlang der Strecke nun dem menschlichen Fortschrittswahn zum Opfer falle.

Die neue Regelung traf die Wolfegger hart: 2004 hatten sie bereits auf die stündlichen Fahrzeiten verzichten müssen und Züge fuhren nur noch alle zwei Stunden. Seit 2011 befährt die Bahn die Strecke wieder fast jede Stunde. Wer aber des Öfteren erlebt hat, dass er alleine oder mit nur wenigen anderen Fahrgästen am Bahnhof auf den Zug wartete fragt sich, ob sich die Strecke finanziell eigentlich noch lohnt. Die Bahn hält sich bei Fahrgastzahlen „aus Wettbewerbsgründen“ bedeckt, wie ein Sprecher sagt. Über die Auslastung der Züge lassen sich jedoch auch kaum pauschale Aussagen machen. So gibt es Strecken, die auf dem Hinweg regelmäßig spärlich besucht sind. Der Betreiber nimmt dies aber in Kauf, da er weiß, dass die Bahn dafür auf dem Rückweg gut gefüllt ist.

Zuganbindung ist wichtig

Die Zuganbindung ist für den Ort nach wie vor wichtig, wie Bettina Musch von der Wolfegg Information deutlich macht: „Viele Urlauber, die nach Wolfegg kommen wollen, fragen vorher nach, ob der Ort eine Bahnverbindung hat − sowohl für ihre Anreise, als auch um vor Ort mobil zu sein. Gerade zum Ende des Schuljahres kommen viele Klassen geschlossen mit dem Zug angereist, um die Wolfegger Museen zu besuchen.“ Unter den Anwohnern sei der Zug gerade für viele Berufspendler und Senioren ein attraktives Angebot, so Musch. Auch wenn es für Menschen mit Behinderung beschwerlich sei, dass der Bahnhof etwas schlecht an den Ort angebunden ist. Spricht man am Bahnhof mit den Fahrgästen, hört man schnell Geschichten von Verspätungen, von langen Wartezeiten um nach der Schule oder der Arbeit nach Hause zu kommen. Ob und wie der Zug fährt ist dabei nicht in erster Linie eine wirtschaftliche Entscheidung, sondern eine politische: Während die Bahn Fernstrecken eigenwirtschaftlich betreibt, wird der Nahverkehr vom Land durch europaweite Ausschreibungen bestellt − hier ist die Deutsche Bahn nur einer von vielen Wettbewerbern um das günstigste Angebot. Baden-Württemberg ist dabei jedoch ein besonderer Fall: Der damalige Verkehrssekretär Mappus handelte 2003 einen Großvertrag zwischen dem Land und der Bahn aus, in dem der Bahn der Auftrag für einen beträchtlichen Teil der baden-württembergischen Strecken gebündelt vergeben wurde. Diese Vereinbarung läuft 2016 aus, dann könnte es auch sein, dass die Strecke über Wolfegg einen anderen Betreiber bekommt. Wie es mit dem Wolfegger Bahnhof weitergeht, ist bis dahin unklar: „Prinzipiell wäre es möglich, den Bahnhof wieder als Kreuzungspunkt mit zwei Gleisen zu reaktivieren“ sagt ein ortskundiger Mitarbeiter der Bahn. „Wenn die gesamte Strecke wieder entsprechend geplant würde.“ Dann wäre auch das Gebäude wieder relevant. Dieses hat die Bahn jedoch mittlerweile Verkauft – über den Käufer ist nur bekannt, dass es nicht die Gemeinde selbst ist.