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Ehrenbürger

Eine Tafel für Ehrenbürger, doch wo soll sie hängen?

Baienfurt / Lesedauer: 3 min

Baienfurter Gemeinderat ist sich über den Platz uneins – Schwierige Erinnerungskultur
Veröffentlicht:17.03.2013, 19:45

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Wie ehrt man Ehrenbürger? Indem beispielsweise eine Straße nach ihnen benannt wird, ein Platz, eine Schule oder indem man – zumindest – an prominenter Stelle, am besten im Rathaus, eine Gedenktafel mit ihren Namen anbringt.

Die Gemeinde Baienfurt hat eine Ehrenbürgerin und drei Ehrenbürger, doch keiner ist mehr am Leben: Ingenieur Alfons Maria Haug (1887-1981), einst Direktor der Papierfabrik, Ehrenbürger seit 1957, Maximilian Brenner (1929-2007), Bürgermeister von 1981 bis 1989, Ehrenbürger seit 1989, Berta Braun (1916-2008) Praktische Ärztin, Ehrenbürgerin seit 1990, und Max Gögler (1932-2011) Regierungspräsident in Tübingen, Ehrenbürger seit 2003. Nach ihnen benannte Straßen oder Plätze wird man auf dem Ortsplan der Gemeinde vergeblich suchen. Doch jetzt war man sich im Gemeinderat immerhin einig, dass im Rathaus eine schlichte Tafel mit den Namen der drei verdienten Bürger und der Bürgerin angebracht werde. Nur in der Frage, wo das Tableau aufgehängt werden soll, gingen die Meinungen weit auseinander. Die Entscheidung musste vertagt werden.

Die Gemeindeverwaltung ging schon mal in Vorleistung: „Eine geeignete Form, die Ehrenbürger und damit auch deren Verdienste um die Gemeinde Baienfurt in Erinnerung zu halten, ist eine schlicht gehaltene, dennoch würdevolle Tafel gegenüber des Sitzungssaals“, tat sie in ihrem Arbeitspapier kund. Eine Projektion fügte man sogleich bei und fragte bei der örtlichen Firma Werbedesign Spencer’s nach den möglichen Kosten. Spencer’s rechnete mit lediglich 250 Euro brutto für eine Plexiglas-Tafel der Größe 80 auf 120 Zentimeter samt rückseitiger Beschriftung.

Tafel soll Kunst ersetzen

So weit, so erfreulich. Doch in der Debatte schieden sich sogleich die Geister. So etwas wie Fraktionszwang gibt es im Baienfurter Gemeindeparlament ohnehin nicht. Schon gar nicht in Glaubens-, Richtungs- oder Geschmacksfragen. So votierten Evelin Härtel (SPD) und Torsten Thoma (G+U) entschieden gegen den vorgeschlagenen Platz. Und neben das dortige Kunstwerk, das nach dem Volksempfinden ein wenig einem Galgen ähnelt, passe es sowieso nicht. Thoma schlug stattdessen eine Wand im Erdgeschoss vor, wo ein großes Stillleben von Künstlerhand hängt: Das müsse dann halt abgehängt werden. Oben bleiben, also im Foyer vor dem Sitzungssaal, empfahl Michaela Padent (FWV), doch die Plastik daneben müsse halt weg. Ihr Fraktionssprecher Richard Birnbaum sah dies ebenfalls als idealen Platz an; die Tafel aber mit Fotos der Ehrenbürger zu versehen, das lehnte Birnbaum ab. Die SPD-Sprecherin Brigitta Wölk wollte ebenfalls „nach unten“, vielleicht könne man die Tafel sogar so hängen, etwa hinter einer Scheibe, dass man sie auch von außen sehe. Auch Toni Stärk (CDU) plädierte für unten. Und sein Fraktionssprecher Artur Kopka meinte, die Bilder der früheren Bürgermeister, bei der Rathaussanierung abgehängt, sollen wieder gezeigt werden.

Entscheidung erst im April

„Was machen wir jetzt“, fragte am Ende der etwas genervt wirkende Bürgermeister Robert Wiedemann. Eine Ortsbesichtigung etwa? Die Arbeit ausführen lassen und probieren, wo sie am besten hängt, empfahl Torsten Thoma. Man müsse aber doch erst wissen, wo die Tafel hinkommt, bevor über Art und Größe entschieden wird, entgegnete Christof Kapler (CDU). Entscheiden will der Gemeindwrat nun erst in der April-Sitzung. Klar sei immerhin, „dass wir es machen“, stellte der Bürgermeister fest, der sich in der ganzen Debatte auffällig zurückhielt. Will heißen: Eine Ehrentafel kommt auf jeden Fall ins Rathaus. Wo sie aufgehängt wird, bleibt offen.