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Obdachlosenunterkunft

Walz: Wir sollten nicht bei den Schwächsten sparen

Bad Waldsee / Lesedauer: 3 min

Neue Ausschreibung für Sanierung der Obdachlosenunterkunft sorgt für Ratsdebatte
Veröffentlicht:25.10.2012, 10:05

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Es bleibt dabei: Die Bauarbeiten für die energetische Sanierung der Obdachlosenunterkunft im Industriegebiet werden nochmals öffentlich ausgeschrieben. Die Stadt erhofft sich davon günstigere Angebote der Firmen als dies bei der ersten Ausschreibung der Fall war.

Damit hat sich der Gemeinderat am Dienstag der Empfehlung des Verwaltungsausschusses angeschlossen. Mit den Arbeiten im Umfang von 440000 Euro soll im Frühjahr 2013 begonnen werden.

Wie berichtet, hat die Stadt die Ausschreibung für die Biberacher Straße 118/1 aufgehoben, weil die Ergebnisse weit über den geschätzten Kosten des Bauamtes in Höhe von 342000 Euro lagen. Grund dafür ist laut Stadtbaumeisterin Andrea Denzel die gute Baukonjunktur. Denzel: „Die Preissteigerung liegt bei 13 Prozent und wir rechnen bei einer neuen Ausschreibung im November mit günstigeren Konditionen.“

Die aktuelle Kostenberechnung für die Sanierung des Wohnblocks neben der sanierten Moschee liegt bei 440000 Euro; ursprünglich war man noch von 342000 Euro ausgegangen. Neben der genannten Preissteigerung enthält die neue Ausschreibung aber folgende zusätzliche Leistungen: Lüftungsgeräte (23000 Euro) in den Wohnungen, eine Photovoltaikanlage (25000 Euro) und einen überdachten Fahrradständer (17000 Euro).

Und an letzterem entzündete sich im wesentlichen auch die Debatte im Gemeinderat. Stefan Senko (Freie Wähler) hatte sich bereits im Ausschuss an dieser Summe gestört und wollte nun erneut wissen, warum ein Radständer so teuer sei. In die gleiche Kerbe schlug Edmund Gresser (CDU), der diesen Betrag ebenfalls anzweifelte; außerdem äußerte er sich skeptisch dazu, ob das warme Einpacken eines Gebäudes in Fertigbauweise fachlich gesehen überhaupt Sinn mache. Laut Andrea Denzel haben Zimmerleute die Bausubstanz von Dach und Außenhaut entsprechend untersucht und „in enger Abstimmung mit der Energieagentur“ sei das neue Sanierungskonzept berechnet und für sinnvoll befunden worden.

Was den Fahrradständer angehe, so seien in dem Betrag von 17000 Euro zusätzlich umfangreiche Erd- und Betonarbeiten enthalten plus eine regensichere Überdachung der Anlage. „In diesem Zusammenhang wird außerdem ein Teil der Außenanlagen entsprechend gestaltet, um eine gewisse Ordnung im Freien herzustellen“, sagt Andrea Denzel. Bei einer Begehung des Grundstückes Biberacher Straße 118/1 hatten sich die Stadträte vor einiger Zeit bereits einen Eindruck davon verschafft, welche Investitionen hier notwendig sind, um die „Optik“ des Gebäudes und des Grundstückes zu verbessern.

Bekanntlich nehmen mehrere Bewohner des Hauses ihre Fahrräder aus Angst vor Diebstahl und Sachbeschädigungen mit hinein in ihre Wohnungen und im Flur des Erdgeschosses stapeln sich Kinderfahrräder und Roller. „Eine gewisse Ordnung muss hier einfach sein. In den acht Wohneinheiten kommen schon zehn bis 16 Fahrräder zusammen“, argumentierte auch Sozialamtsleiter Karl Kutter für die Errichtung des Fahrradständers. In diesem überdachten „Radport“ soll außerdem Platz sein für die vielen Mülleimer, die bislang die Zufahrt zur Moschee säumen. Kutter: „Die türkisch-islamische Gemeinde hat ihr Gebäude schön saniert und da sollte es auch in der Nachbarschaft entsprechend aussehen.“

Die Räte Senko und Gresser ließen in diesem Punkt allerdings nicht locker. Senko: „Umgerechnet 1000 Euro pro Radstellplatz scheint mir dennoch viel zu sein und ich wünsche, dass das Stadtbauamt vor der Ausschreibung die einzelnen Posten nochmals überprüft, ob es nicht doch etwas preisgünstiger geht.“ Stadtbaumeisterin Andrea Denzel sicherte zu, die Arbeiten für den Radständer ein weiteres Mal durchzurechnen und erst ein „Machtwort“ von Stadtrat Peter Walz (SPD) beendete die zähe Debatte. „Ich plädiere dafür, den Radständer zu belassen wie geplant, und nicht ausgerechnet bei den Schwächeren mit dem Sparen anzufangen. Diesen Eindruck habe ich hier nämlich.“ Nach seiner Einschätzung ist ein Radabstellplatz „für obdachlose Menschen so wichtig wie für andere der Carport oder die Garage“.