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Unterschutzstellung

Lucha wehrt sich gegen Hochstamm-Gerüchte

Laimnau / Lesedauer: 3 min

Grünen-Abgeordneter bekräftigt in Bauernversammlung, dass kein gesetzlicher Schutz geplant sei
Veröffentlicht:21.03.2014, 14:30

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„Mit unserer Fraktion wird eine großflächige Unterschutzstellung nicht kommen.“ Vehement hat sich Landtagsabgeordneter Manne Lucha (Grüne) in einer Podiumsdiskussion von Bauernverband und Maschinenring in der Laimnauer Argenthalhalle gegen den Verdacht gewehrt, die Landesregierung könnte nach dem Grünlandumbruchverbot ein „Hochstamm-Erhaltungsgebot in der Schublade” haben. Konfrontiert mit diesem Verdacht hatte ihn Bauernverbandsgeschäftsführer Manfred Ehrle

Der Sozialpolitiker Lucha war für den erkrankten und fürs Thema Landwirtschaft zuständigen Fraktionskollegen Martin Hahn nach Laimnau gekommen, ohne mit seiner eindeutigen Aussage zur Beruhigung unter den Obstbauern in der Hochstamm-Frage beitragen zu können. Der Podiumsdiskussion voraus gegangen waren die gemeinsamen Jahreshauptversammlungen von Bauernverband und Maschinenring Tettnang .

Die Argentalhalle war zum Bersten gefüllt, als Hubert Bernhard vom Maschinen- und Obstbauring, Dieter Mainberger für den Kreisbauernverband Tettnang, MdL Manne Lucha, Gerhard Knötzsch (NaBu), Andreas Pflug vom Umweltamt des Bodenseekreises und Hermann Gabele vom Landwirtschaftsamt in die Bütt stiegen. Streiobstwiesen unter Schutz zu stellen, wäre grundsätzlich möglich, sei aber nicht zu erwarten, obwohl sich diese Flächen in den vergangenen 20 Jahren halbiert haben, versuchte Lucha entsprechende Ängste zu zerstreuen. Der Grünen-Politiker hält Hochstämme für erhaltenswert, allerdings nicht durch Vorschriften. Von Zwang halte er nichts, von Partnerschaft viel. „Wir wollen nichts verschärfen”, ordnungsrechtlich werde nichts geschehen, betonte er.

Regierung setzt auf Freiwilligkeit

Die grün-rote Landesregierung setze auf Freiwilligkeit und unternehme alles, um über Förderprogramme Streuobst attraktiver auszugestalten, betonte er gegenüber seinem misstrauischen Publikum, das immer noch das Grünlandumbruchverbot im Hinterkopf hat. Kreisbauernverbandsvorsitzender Dieter Mainberger bekommt bei dem Thema einen „dicken Hals” und Maschinenring-Chef Hubert Bernhard fragte, wo die Ausgleichsflächen herkommen sollen? Andreas Pflug vom Kreisumweltamt hätte gerne mehr Vorgaben von der Politik und berichtete von sich häufenden Meldungen von Bürgern, die sich wegen Fällaktionen beschwerten. Pflug sieht keinen Dissenz zwischen Landwirtschaft und Naturschutz und als Ziel, Ausgleichsmaßnahmen gemeinsam zu entwickeln. Gerhard Knötzsch vom Nabu erinnerte, dass die Naturschutzgruppen Friedrichshafen und Tettnang vor 30 Jahren 700 Hochstämme gepflanzt haben. Und: Vor dem Hintergrund des fallenden Branntwein-Monopols könnten Obstbauern im Hinterland eine Chance in der Anpflanzung von Hochstämmen sehen. „Es wird immer schlimmer”, sah sich Hubert Bernhard nicht beruhigt durch das Gehörte. Die Kollegen seien genervt von ständigen Vorschriften, dieses und jenes nicht mehr fällen zu dürfen. Dieter Mainberger würde gerne Hochstämme pflanzen, denn sie gefallen ihm. Er will damit aber seinen Nachkommen kein faules Ei ins Nest legen.

Einig war man sich, dass diese Region „unter einem speziellen und vielseitigen Druck” (Industrie) steht, so Gerhard Knötzsch. Und, dass sich die Politik, so Hubert Bernhard, auf die Region zubewegen müsse. Diese Kulturlandschaft von hohem Gut zu erhalten, sei eine Verpflichtung, betonte Knötzsch. Manne Lucha mahnte, mit den Ressourcen hauszuhalten.

Die Versammlungen von Bauernverband und Maschinenring verliefen zuvor zügig. Dieter Mainberger bezeichnete den Beruf des Landwirts als „toll und zukunftsträchtig” – wenn da nicht die überbordende Regelungswut wäre, die oft demotivierend wirke und den Bauer in seinen Entscheidungen beeinträchtige.