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Nahverkehrssystem

„Das ist unser Härtefall“

Deggenhausertal / Lesedauer: 3 min

Bernd Hasenfratz von Bodo hat in seiner Diplomarbeit die ÖPNV-Anbindung von Deggenhausertal untersucht
Veröffentlicht:24.04.2014, 17:20

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Die Anbindung der Gemeinde Deggenhausertal an das öffentliche Nahverkehrssystem ist nicht die Beste. Genau das will Bernd Hasenfratz, Projektmanager bei Bodo in Ravensburg, mit dem Mobilitätsprojekt „Emma“ (SZ berichtete) ändern. Mit dem Deggenhausertal verbindet Hasenfratz dabei eine ganz besondere Beziehung. Denn er widmete sich schon in seiner Diplomarbeit der Flächengemeinde im Bodenseekreis.

Die Gemeinde Deggenhausertal erstreckt sich über eine Gesamtfläche von rund 62 Quadratkilometer. Auf jeden Quadratkilometer kamen im vergangenen Jahr 65 Einwohner. In dieser dünnen Besiedlungsstruktur für einen flächendeckenden Nahverkehr zu sorgen, ist eine Herausforderung. Eine, die Bernd Hasenfratz nur allzu gerne annimmt. Bereits in seiner Diplomarbeit, die er 2006 im Rahmen seines Studiums der Verkehrsbetriebswirtschaft und Logistik verfasst hat, beschäftigte er sich mit einer besseren Vernetzung des Tals der Liebe.

Rund 270 Seiten ist die Diplomarbeit, für die er eine 1,0 erhalten hat, mit dem Titel „Flächendeckender ÖPNV – Vision oder Möglichkeit?“ lang. Rund die Hälfte davon beschäftigt sich mit dem Praxisbeispiel Deggenhausertal. „Das ist unser Härtefall“, sagt Hasenfratz mit einem Lachen. Denn die Gemeinde sei nicht nur sehr zersiedelt, sondern – und das sei das Spannende – die Bürger „tendieren in sämtliche Himmelsrichtungen“: im Norden nach Wilhelmsdorf, im Osten nach Friedrichshafen, im Süden nach Markdorf und im Westen nach Salem und Überlingen.

Um einen ersten Eindruck zu bekommen, wo die Verkehrsströme in Deggenhausertal verlaufen, hat er damals im Amtsblatt einen Fragebogen veröffentlicht. Das Ergebnis: Im Bereich Beruf und Ausbildung waren Friedrichshafen und Ravensburg die meistgenannten Ziele, im Bereich Freizeit, Einkauf und Erledigungen kam Markdorf an erster Stelle, dicht gefolgt von Friedrichshafen und Ravensburg. Wilhelmsdorf hingegen wurde kaum genannt.

Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse und wichtigen Nahversorgungs-, Praxen - und Freizeitstandorten hat Bernd Hasenfratz einen Musterfahrplan entworfen, und zwar auf der Basis flexibler Nahverkehrsangebote. Der sei zwar nie in die Tat umgesetzt worden, habe aber als gute Grundlage für das Pilotprojekt „Emma“ gedient, das noch vor den Sommerferien starten soll.

Auf das Thema seiner Diplomarbeit ist Bernd Hasenfratz, der sein großen Interesse für die Eisenbahn als Grund für seine Studienwahl angibt, über Bodo-Geschäftsführer Jürgen Löffler gekommen. Erste Kontakte zu Löffler, der in Wittenhofen lebt, habe es in einem Praxissemester gegeben, erzählt Bernd Hasenfratz. Als es dann an die Wahl eines Diplomarbeitsthemas ging, habe er sich an ihn gewandt. Mit der Thematik, die Möglichkeiten eines flächendeckenden Angebots in Deggenhausertal zu beschäftigen, habe er sich am besten identifizieren können, sagt Hasenfratz, der zwar selbst nie ein Buskind war, aber schon als Schüler in den Sommerferien viel mit dem Zug herumgereist ist. „Bus und Bahn haben mich schon als Kind fasziniert.“

Umso mehr freut es ihn, dass bald mit dem Pilotprojekt gestartet werden kann, nicht nur in Deggenhausertal, sondern auch in Meckenbeuren und Eriskirch. Und auch Salem hat schon Interesse bekundet. Aber Bernd Hasenfratz macht sich nichts vor. Er weiß, dass es dauert, bis die Menschen, das bestellbare Elektroauto, das an Wochentagen und sonntags vier Fahrten pro Tag anbieten soll, annehmen werden.