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Zwei Bahnhöfe sind „eine große Lösung“

Lindau / Lesedauer: 5 min

Freistaat, OB und Stadträte freuen sich über die neuen Pläne – BI Hbf Reutin übt Kritik
Veröffentlicht:27.07.2012, 18:55

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Die Sprecher aller Fraktionen freuen sich auf Anfrage der Lindauer Zeitung über den Meinungswandel der Bahn, die nach jahrelangem Streit jetzt doch zwei Bahnhöfe in Lindau planen will. Auch Verkehrsministerium und Bayerische Eisenbahngesellschaft stimmen zu. Lediglich die Bürgerinitiaitve Hauptbahnhof Reutin ist nicht einverstanden.

Hans Peter Göttler leitet die Verkehrsabteilung im Bayerischen Wirtschafts- und Verkehrsministerium und hat am Donnerstag an dem Spitzengespräch in Lindau teilgenommen. Anschließend äußerte er sich zufrieden, dass der Inselbahnhof für die Touristen erhalten bleibt, während in Reutin ein Bahnhof für Fern- und Nahverkehrszüge entsteht. Göttler hofft, dass diese Lösung in Lindau eine breite Zustimmung findet und sagt für diese Pläne 3,5 Millionen Euro Zuschuss des Freistaats zu.

Andreas Schulz von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft will den Vorschlag genau prüfen, sieht aber schon jetzt gute Chancen. Es sei wichtig, den Inselbahnhof zu erhalten und in Reutin einen Knoten zu schaffen. Bis in drei Monaten will er Fahrpläne vorlegen, die auf das neue Konzept abgestimmt sind.

Oberbürgermeister Gerhard Ecker sieht in dem Vorschlag die Interessen der Kombibefürworter ebenso aufgenommen wie die Belange der Befürworter eines Hauptbahnhofs Reutin. Das sei Voraussetzung, um den Streit beizulegen. „Wir wollen einen dritten Bürgerentscheid vermeiden.“ Ecker ist froh, dass die Bahner nochmals prüfen wollen, ob sie doch ein zweites Gleis in der Aeschacher Kurve bauen und damit auch Lärmschutz für die Anwohner in Aeschach. Auch die Verschwenkung der Gleise in Reutin nach Süden, die eine bessere Verkehrsregelung am Berliner Platz ermöglichen soll, müsse man noch mal prüfen. Dazu werde die Bahn am 20. September im Stadtrat was sagen. Ecker hat die Zusage der Stadt bestätigt, dass man sich mit höchstens drei Millionen Euro an den Bahnhofskosten beteiligen werde und dass man gemeinsam die Entwicklung der frei werdenden Flächen planen werde.

Lärmschutz für Aeschach

Das sind auch die Anliegen der Stadträte. Vor allem am Lärmschutz für Aeschach wollen die Lindauer nicht rütteln lassen. Da müsse die Bahn nachbessern. Das gleiche gilt für den Berliner Platz, wo das Straßenbauamt schnell prüfen müsse, wie man die Verkehrsregelung dort so hinbekommt, dass der Verkehr besser fließt als heute. Insgesamt aber halten alle die Vorschläge der Bahn für einen guten Kompromiss.

Karl Schober und Thomas Hummler (CSU) freuen sich über freie Flächen in Reutin und auf der Insel, auch wenn eine Verlängerung der Maximilianstraße auf die Hintere Insel nicht möglich sei. Schober warnt, diese Vorschläge zu „zerreden“, denn das sei die Chance, wenn „alle aufeinander zugehen, so weit waren wir noch nie“. Auch Hummler geht davon aus, dass der Stadtrat mit breiter Mehrheit zustimmt.

Das glaubt auch Günther Brombeiß (FB), der zudem auf Zustimmung der Bürger hofft, vor allem, wenn die Bahn Antworten auf die offenen Fragen beim Lärmschutz und dem Berliner Platz findet.

Angelika Rundel und Uwe Birk (SPD) freuen sich, dass sich die Bahn unter dem zunehmenden Zeitdruck der geplanten Elektrifizierungen bewegt hat. Sie legen Wert auf eine beidseitige Anbindung der Insel und auf Nutzung des „scheußlichen Gleisverhaus“, wobei die SPD darauf achten werde, dass „nicht alles zugepflastert“ werde. Dieser Plan lasse auch Möglichkeiten für eine Entwicklung der Bodensee-S-Bahn. Wenn man sich jetzt einige, lasse man das Gespött aus ganz Bayern hinter sich.

„Das ist vielversprechend“

Alexander Kiss (BL) freut sich, dass die Bahn ihre Infrastruktur auf der Insel zukunftsfähig erhalten und in Reutin ausbauen will. Die Idee für ein gemischtes Gewerbe- und Wohngebiet mit Grünzonen und Naturschutzgebiet zwischen Schienen und Ladestraße in Reutin nennt Kiss „vielversprechend“, zumal die Ladestraße zum Rad- und Fußweg werden solle.

„Alle können hoch erhobenen Hauptes rausgehen“, sieht Jürgen Müller (FW) alle Lindauer als Sieger. Die Insel werde nicht geschwächt, Reutin aber gestärkt. Sorgen bereitet Müller die Frage, wie die Stadt das Geld für ihren Anteil und die Erschließungskosten aufbringen soll. Dabei geht es immerhin um sieben bis acht Millionen Euro.

Xaver Fichtl (ÖDP), der selbst am Donnerstag nicht dabei war, freut sich, dass die Bahn eine Kombilösung Plus bietet. Bei der Ausgestaltung müsse man darauf achten, dass der Inselbahnhof die Voraussetzungen für die Bodensee-S-Bahn erfüllt und dass weiterhin auch Fernzüge wie die Interregio auf die Insel fahren.

BI sieht noch viel Bedarf für Nachbesserungen

Die Bürgerinitiative Hauptbahnhof Reutin sieht in den Vorschlägen der Bahn AG einen ersten Schritt. Aber es gebe noch viel nachzubessern, damit der Bürgerentscheid vom März voll umgesetzt werde. Denn da hätten sich die Lindauer für einen Hauptbahnhof in Reutin entschieden. So fordert BI-Sprecher Rainer Rothfuß von OB Ecker, dass er einen größeren Reutiner Bahnhof erreicht, während man den Inselbahnhof weiter verkleinern könne. Rothfuß hält es auch für unnötig, dass Züge aus Friedrichshafen direkt auf die Insel fahren. Das gesparte Geld könne die Bahn für eine Verlagerung des Reutiner Bahnhofs weiter nach Süden ausgeben.