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Ulrike Ecker glaubt erst spät an den Sieg

Lindau / Lesedauer: 4 min

Tappeser sieht auch „Probleme in der CSU“ – Gerhard Ecker ist „überwältigt“
Veröffentlicht:26.02.2012, 21:20

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Ulrike Ecker, Ehefrau des neuen Lindauer Oberbürgermeisters Gerhard Ecker, war wohl die Einzige im Saal, die nach ausgezählten zwölf von 16 Stimmbezirken noch nicht an den Erfolg glauben wollte. „Erst, wenn alle Spalten voll sind, glaub‘ ich des“, erklärte sie. Sie sei „höllisch nervös“, presste sie hervor, um den nächsten gewonnen Stimmbezirk mit einem „Lieber Gott im Himmel“ zu kommentieren.

Während sich die Goldschmiedemeisterin begann, an den Gedanken zu gewöhnen, demnächst die Ehefrau des Lindauer Oberbürgermeisters zu sein, tobte um ihren Mann bereits ein größeres Tohuwabohu aus Gratulanten, Freunden und Journalisten. Es war aber auch für einen Moment noch einmal der Auftritt des unterlegenen Gegenkandidaten, Klaus Tappeser von der CSU . Er gehörte zu den ersten Gratulanten und sein „Herzlichen Glückwunsch“ klang ehrlich.

„So klar hätte ich das Ergebnis nicht erwartet“, gab Tappeser hinterher auf Nachfrage der Lindauer Zeitung unumwunden zu. „Wer kandidiert, will natürlich auch gewinnen“, schickte er hinterher, und deshalb sei er enttäuscht. Auch in der Ursachenforschung nahm er kein Blatt vor dem Mund. Es sei ihm in der Kürze der Zeit nicht gelungen, die Menschen in ausreichendem Maße zu erreichen. „Ich habe auch ein wenig in Lindau die Probleme in der CSU unterschätzt. Aber die CSU ist auf einem guten Weg und wird die kommenden Monate nutzen, um sich wieder zu finden.“ Dies wollte er ausdrücklich nicht so verstanden wissen, er sei nicht genug unterstützt worden. „Ich wurde hervorragend unterstützt“, unterstrich er im LZ-Gespräch.

Bürgermeister Karl Schober (CSU) kann diese Probleme in der CSU nicht sehen. „Wir haben keine Probleme“, erklärte er auf Nachfrage der LZ. Diese Probleme seien nur herbei geschrieben.

Den Wahlsieger focht dies an diesem Abend natürlich nicht an. Von 18 Uhr an war Ecker in der Inselhalle, während sein Kontrahent bis 18.30 Uhr mit seinem Erscheinen wartete. Und Ecker durfte sich bereits nach dem ersten ausgezählten Wahlbezirk als Sieger fühlen. Mit knapp zwei Prozent Vorsprung holte er Unterreitnau, das eher als konservativ gilt, und zuletzt noch an OB Petra Seidl gegangen war.

Danach wurde er regelrecht von einer Euphoriewelle getragen. Bis auf Oberreitnau gewann er alle Wahlbezirke, darunter auch Schachen, dass eher als konservativ gilt, aber auch Zech etwas mehr als 70 Prozent. „Über Unterreitnau und Zech freu ich mich besonders“, so Ecker.

Euphorie und Erleichterung

Euphorisch wirkte er dennoch nicht: „Ich hatte heute Morgen eine Erkältung und Kreislaufprobleme, aber meine Frau hat mich wieder hochgepäppelt“, begründete er seine zunächst gedämpfte Freude. „Mit so einem klaren Ergebnis habe ich nicht gerechnet“, gab er unumwunden zu. „Auf so 55 Prozent hatte ich gehofft“, fügte er noch hinzu, um sich dann an Pflichten wie das Dirigieren einer Blaskapelle aus unterschiedlichen Lindauer Musikvereinen zu machen.

So einig und harmonisch wie sich die Musiker unter dem noch leicht ungelenk wirkenden Dirigat präsentierten, so wünscht sich Ecker dies auch vom Stadtrat. „Ich will breite Mehrheiten finden“, erklärte er in seiner kurzen improvisierten Ansprache und schickte noch einmal ein Dankeschön an seine Unterstützer und seine Wähler.

SPD-Stadträtin Katrin Dorfmüller fiel zum Wahlausgang nur ein „Dass ich das in dieser Stadt noch erleben darf“ ein. Da hatte sich Fraktionskollegin Angelika Rundel schon mit einem Glas Sekt versorgt. Doch in die Euphorie mischte sich auch gewaltig Erleichterung. Denn so wie die Noch-Amtsinhabern Petra Seidl, die ihrem Nachfolger mit einem großen Blumenstrauß gratulierte, hatten es wohl vorher die emsigen Anhänger gesehen: „Das wird ganz knapp.“

Doch am Ende war es doch ganz deutlich. Und als dann auch noch die Insel als letzter ausgezählter Wahlbezirk mit mehr als 70 Prozent an Gerhard Ecker geht, glaubt auch seine Ehefrau Ulrike dran. Jetzt steht der Umzug nach Lindau an. Der Wahlsieger hat auch das genau vorbereitet: „Eine Wohnung haben wir schon angesehen, wenn es mit dem Mietvertrag klappt, dann können wir umziehen.“