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Oblinger

Lindau bekommt einen umstrittenen Pfarrer

Lindau / Lesedauer: 3 min

Bischof hat Georg Alois Oblinger mit Schreibverbot belegt – 44-Jähriger hatte Kolumne in rechter Zeitung
Veröffentlicht:06.02.2012, 17:25

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Monsignore Ortwin Gebauer hat es am Sonntag im Gottesdienst angekündigt, nun hat es das Bischöfliche Ordinariat bestätigt: Gebauer geht im Sommer in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird Georg Alois Oblinger, bisher Pfarrer in Ichenhausen (Landkreis Günzburg), der die Pfarreiengemeinschaft Insel-Reutin-Zech übernehmen wird.

Oblinger freut sich auf Lindau . „Der Bischof weist mir eine große Aufgabe zu“, sagte Oblinger am Montag zur LZ und sprach vom „Vertrauensbeweis des Bischofs“. Über sich selbst wollte Oblinger nicht viel sagen, außer: „Ich sprenge jede Schublade.“ Er stehe „treu zum Bischof und zum Papst“, pflege in Ichenhausen aber auch ein „gutes ökumenisches Miteinander“.

Nichts sagen wollte Oblinger zu jüngsten Auseinandersetzungen. Die Pressemitteilung des Ordinariats zitiert ihn so: „Es ist schade, dass in den vergangenen Wochen verschiedene Seiten versucht haben, einen Keil zwischen Bischof Zdarsa und mich zu treiben. An der Loyalität gegenüber meinem Bischof habe ich nie einen Zweifel aufkommen lassen. Dies ist ein zentraler Punkt gelebter Katholizität.“

Ohne näher darauf einzugehen, fasst die Pressemitteilung einen Streit zusammen, der in Ichenhausen in den vergangenen Wochen für einigen Wirbel gesorgt hatte. Denn der Bischof hatte Oblinger verboten, weiter für Zeitungen wie die katholische „Tagespost“ und die „Junge Freiheit“ zu schreiben. Die Wochenzeitung gilt nicht nur als sehr konservativ, sondern als rechtsgerichtet. In dem Blatt, das als Leitmedium der Neuen Rechten gilt, hatte Oblinger nach Angaben der Günzburger Zeitung seit fast zehn Jahren eine regelmäßige Kolumne.

Die Kolumnen der vergangenen Jahre finden sich gesammelt im Internet. Rechtsextreme Äußerungen des Pfarrers sind nicht darunter, Oblinger lässt aber keinen Zweifel daran, dass er für eine ganz konservative Kirche steht und gegen gleichgeschlechtliche Partnerschaften, Pille und Abtreibung ist. Er spricht sich für die lateinische Messe aus und gegen „demokratische Strukturen, verheiratete Priester, Zulassung von Frauen zum Weiheamt“.

Gegen die „Linkskatholiken“

Deutlich spricht er sich gegen die aus, die er „Linkskatholiken“ nennt: „Kommt heute in eine Diözese ein glaubenstreuer Bischof, in eine Pfarrgemeinde ein papsttreuer Pfarrer, so wird dieser von den kritischen Geistern, die an den meisten Orten längst den Ton angeben, als ,Spalter‘ bezeichnet. In ihren Augen stört er die Harmonie in der Gemeinde. Dabei ist der Garant der Einheit doch der Papst als Nachfolger Petri. Die wirklichen Spalter sind doch jene, die sich im Ungehorsam von ihm abgewandt haben und sich jetzt in ihrer antirömischen Haltung gemütlich eingerichtet haben.“

In Lindau sorgt die Nachricht für Unruhe. Laut Pressestelle des Bistums habe die Versetzung nichts mit dem Schreibverbot zu tun. Vielmehr habe sich Oblinger schon im Sommer auf die Lindauer Stelle beworben. Während die Vorsitzenden der Pfarrgemeinderäte der Pfarreiengemeinschaft sich erst noch näher mit dem Pfarrer und seinem Wirken in Ichenhausen befassen wollen, bevor sie zu der Berufung Stellung nehmen, hielt sich Dekan Franz Schmid auf Anfrage der LZ mit Äußerungen zurück. Nur so viel: „Lassen wir den Mann erst mal kommen und anfangen.“ In der Facebook-Gruppe „Du weißt, dass Du aus Lindau bist“ sorgte die Personalie gestern für Diskussionen. Andere Lindauer wiesen die LZ per E-Mail auf den Hintergrund des neuen Pfarrers hin. Einer meinte dazu: „Ich finde es unbegreiflich, dass die Kirche solch einen Mann nicht einfach suspendiert.“