Diskussionsrunde

Bio bleibt eine Nische

Wangen / Lesedauer: 3 min

Landwirtschaftliche Diskussionsrunde bei der „Lindauer Zeitung“ – Teil 3: Öko-Bauernhöfe
Veröffentlicht:27.03.2014, 19:15

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Große Chancen, aber nicht für jeden: In diesem Urteil über die Bio-Landwirtschaft ist sich eine landwirtschaftliche Diskussionsrunde der Lindauer Zeitung einig. Teilnehmer waren die Landtagsabgeordneten Leopold Herz (Freie Wähler), Ulli Leiner (Grüne), Eric Beißwenger (CSU) sowie der Lindauer Kreisobmann des bayerischen Bauernverbandes, Elmar Karg, und Helmut Jäger, Vorstand des Bayerischen Erwerbsobstbauernverbands.

Alle drei Politiker sind gleichzeitig Bauern, Leiner und Beißwenger haben sich sogar der Bio-Landwirtschaft verschrieben. Jan Steppat, für die Schwäbische Zeitung Regionalchef im Allgäu und in Lindau, hat das Gespräch moderiert. Protokolliert wurde es von Uwe Jauß. In der dritten Folge geht es um die Bio-Landwirtschaft.

Der Freie-Wähler-Politiker Herz meint, dass die Bio-Landwirtschaft oft eine Nischenwirtschaft sei. Er verweist auf seinen Abgeordneten-Kollegen Leiner. Der Grüne mit seinem Ziegenhof habe eine solche Nische gefunden. Nicht alle Landwirte könnten sich aber in diesen Nischen tummeln.

Herz hält aber den früheren ideologischen Streit zwischen üblicher Landwirtschaft und Bio-Landwirtschaft für erledigt. Ihn stört eher, dass es in der EU noch möglich ist, auf dem selben Hof biologisch und konventionell zu wirtschaften. Dies lade zu Betrügereien ein, wenn etwa die Bio-Waren mit konventionellen Produkten angereichert würden. Wie aus Brüssel gemeldet wird, ist die EU aber gegenwärtig dabei, diese Doppel-Bewirtschaftung abzuschaffen.

In diesem Zusammenhang verweist Leiner von den Grünen darauf, dass es schwarze Schafe bei Öko-Landwirten wie auch bei konventionellen Bauern gebe. Er beobachtet die Entwicklung des Bio-Marktes innerhalb der EU. Rumänien und Bulgarien seien als Bio-Produzenten stark im Kommen. Letztlich ist sich Leiner aber sicher, die Erzeugung könne mit dem zunehmenden Konsum nicht Schritt halten.

Jäger vom Erwerbsobstbauernverbandes betont: „Bio ist für unsere Bauern immer eine Nische.“ Seine Region am Bodensee sei zwar der größte Bio-Äpfel-Erzeuger in Deutschland, mache aber nur zehn Prozent der gesamten Menge an erzeugten Äpfeln aus. Er beklagt, dass sich Bauern, die sich „an die deutschen Regeln halten, fast untergehen“. Jäger spielt damit auf ausländische Regionen an, in denen es weniger strikt zugeht, beispielsweise in Südtirol. Der Obstbauer berichtet auch, dass Bio nicht automatisch ungespritzt heißen müsse. So würden etwa durchaus Mittel gegen Pilze ausgebracht. Er verweist darauf, Bio-Landwirtschaft und die integrierte Produktion würden sich annähern. Mit letzterem ist eine Wirtschaftsform gemeint, bei der Methoden verwandt werden, die naturnah sind, aber nicht so einschränkend wie bei der Bio-Landwirtschaft wirken.

Der Markt wächst

Auch Beißwenger von der CSU meint, der Markt für Bio-Produkte wachse. Er glaubt aber, dass diese Entwicklung teils an den Bauern im Allgäu vorbeigehe. Beißwenger befürchtet Probleme für den Ruf von Bio-Produkten, wenn sie von überall her in die Region kommen. Die Kontrollen würden nicht unbedingt „unseren Standards entsprechen“. Der CSU-Politiker ergänzt: „Wenn vor 30Jahren jemand Bio-Bauer war, war er Idealist.“ Heute würden auch Bio-Bauern scharf rechnen und sich fragen, was an den Produkten zu verdienen sei. Beißwenger bemängelt zudem, dass selbst fern vom Allgäu sitzende Lebensmittelunternehmen die Landschaft für Werbung missbrauchen würden. Bei schlechten Produkten färbe dies aufs Allgäu ab, obwohl die Bauern nichts dafür könnten.

Sobald mit einen Produkt Geld zu verdienen sei, gäbe es auch kriminelle Versuchungen, sagt Bauernobmann Karg. Er verweist aber darauf, dass die deutschen Bauern „sowas von gläsern“ seien. Jeder Produktionsschritt müsse dokumentiert werden. Betrügereien seien deshalb schwierig. Teilweise hätten die vielen Vorschriften aber bereits den Charakter einer Überregulierung.