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Diakonissenheim

Stadt will Diakonissenheim in Fischbach kaufen

Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Stadt will Diakonissenheim in Fischbach kaufen
Veröffentlicht:23.01.2014, 18:30

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Die Evangelische Diskonissenanstalt Stuttgart will das Erholungs- und Tagungshaus in Fischbach an die Stadt Friedrichshafen oder ein ihr verbundenes Unternehmen verkaufen. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor, die Oberbürgermeister Andreas Brand und der Direktor der Evangelischen Diakonissenanstalt Stuttgart, Pfarrer Ralf Horndasch , am 23. Januar auf Anfrage der SZ verschickten. Gerüchte, wonach das unter Denkmalschutz stehende Haus (ehemals Villa Gminder) mit dem mehr als vier Hektar großen Seegrundstück zwischen Campingplatz und Hafen den Besitzer wechseln soll, kursierten seit Monaten.

Für zahlungskräftige Investoren ist das Areal ein Filetstück, wie es wohl kein Zweites mehr am Bodensee gibt. Trotz der Bestimmungen des Baudenkmal- und Landschaftsschutzes, die bauliche Veränderungen auf dem Grundstück wie an den bestehenden Gebäuden erheblich einschränken, soll das Interesse immens gewesen sein, ist aus kirchlichen Kreisen zu hören. Geradezu astronomische Summen seien geboten worden – von Angehörigen des deutschen Geldadels bis hin zu russischen Oligarchen. Die Diakonissenanstalt ließ aber nicht die Gesetze des freien Marktes walten, sondern sah sich der Tradition des Hauses und den Mitarbeitern verpflichtet. Ein ebenso heiß gehandelter wie nahe liegender Kandidat für die Übernahme des Tagungs- und Erholungsheimes war die Evangelische Landeskirche. Der Stuttgarter Oberkirchenrat konnte sich offenbar nicht dazu durchringen, das Haus in kirchlicher Trägerschaft zu belassen und weiter zu führen.

Der Verkaufsbeschluss im Stiftungsrat der Diakonissenanstalt war bereits vor einem Jahr gefallen. Diese Entscheidung habe aber nichts mit dem Betrieb vor Ort zu tun, wie Horndasch versichert. Vielmehr hänge die Veräußerung mit der „nachhaltigen weiteren Entwicklung der Diakonissenanstalt und den Kernaufgaben in der Altenarbeit und im Krankenhausbereich“ zusammen. Zudem sei das Haus in die Jahre gekommen, das heißt die Diakonissenanstalt müsste „Mittel investieren, um das Gebäude auf den neuesten Stand zu bringen“. „Für uns ist ein Verkauf unseres Hauses an die Stadt Friedrichshafen oder ein ihr verbundenes Unternehmen ein guter Weg“, teilt Horndasch mit. „Wichtig ist für uns, dass wir die Tradition des Hauses auch in Zukunft gewahrt sehen und unseren Mitarbeitern eine Perspektive geben können.

Gemeinsame Interessen

Deshalb führen wir mit der Stadt Friedrichshafen intensive Gespräche“, so der Direktor. „Die Verhandlungen verlaufen in guter und sehr sachlicher Atmosphäre“, versichert der Häfler OB. Er spricht von dem „im Grunde öffentlichen Charakter des Diakonissenheimes, mithin von einem „wertvollen Gut in der Gegenwart wie in der Zukunft“. Man stehe jetzt in ersten Gesprächen mit der Diakonissenanstalt. Wichtig sei es, auszuloten, ob und wie die gemeinsamen Interessen zusammengeführt werden können.

Gemeinsam strebe man an, „die Gespräche im Geiste gegenseitiger Wertschätzung und von beiderseitigem Vertrauen geprägt, in naher Zukunft abzuschließen“, heißt es in der Mitteilung von Stadt und Diakonissenanstalt.

Baudenkmal Villa Gminder

Baudenkmale aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts, die den Zweiten Weltkrieg überdauert haben. Benannt ist sie nach dem Reutlinger Textilfabrikant Gustav Gminder, der Hüllstoffe für die Luftschiffe lieferte. 1906 erwarb er das 4,49 Hektar große Seegrundstück und ließ sich von Theodor Fischer, einem renommierten Architekten und Städteplaner, ein Sommerhaus bauen. Aus Dankbarkeit dafür, dass die Diakonissen seine Mutter gepflegt hatten und weil er kinderlos war, überließ er das Haus Ende der 30er Jahre der evangelischen Ordensgemeinschaft. Sie nutzte das Haus zunächst selbst und bot es später auch als Erholungs- und Tagungshaus für Externe an. Mit den Jahren kamen Anbauten hinzu, sodass das heutige Diakonissenheim 42 Einzel- und zehn Doppelzimmer, zwei Ferienwohnungen, Küche, Aufenthalts- und Tagungsräume sowie ein Hallenbad besitzt. Im bald erscheinenden Fischbacher Heimatbuch widmet Eugen Rabold dem Baudenkmal ein ganzes Kapitel.