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Heimatverein Immenstaad zeigt Ausstellung „50 Jahre Seegfrörne“ im Rathaus

Immenstaad / Lesedauer: 3 min

Heimatverein Immenstaad zeigt Ausstellung „50 Jahre Seegfrörne“ im Rathaus
Veröffentlicht:01.02.2013, 22:00

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Eine Seegfrörne ist ein Jahrhundertereignis. Gerade 50 Jahre ist es her, dass der Bodensee das letzte Mal komplett zugefroren war und sich eine begehbare Eisschicht auf dem See gebildet hatte: Die Jubiläumsausstellung des Immenstaader Heimatvereins im Rathaus stößt auf entsprechend großes Interesse.

Die meisten, die derzeit im Rathaus etwas zu erledigen haben, bleiben erst einmal stehen – vor den Objekten, Fotos, Vitrinen, die der Heimatverein mit großer Sorgfalt anlässlich des Seegfrörne-Jubiläums zusammengestellt hat. Heide und Dieter Budde vom Heimatverein führen ehrenamtlich Schulkinder in kleinen Gruppen durch die Flure und erzählen ihnen, wie das damals so war. Beide waren bei den ersten Eisgängern dabei. Ganz aufmerksam hören die Kinder zu und stellen einfallsreiche Fragen. Diese Woche besuchte beispielsweise eine Gruppe aus der Tannenhag-Schule mit ihren Lehrerinnen die Ausstellung.

„Gut, dass ich euch treffe“, kommt ein Immenstaader Bürger im Rathaus auf den Vorsitzenden des Heimatvereins, Reinhard König, und seine Stellvertreterin Helga Bauer zu. „Ich kann euch sagen, wie der unbekannte Gemeindearbeiter heißt, dessen Name hier auf dem Bild noch fehlt: Gierer. Er kam aus Kressbronn und zog mit seiner Familie, als er hier arbeitete, nach Immenstaad .“

Es gibt immer noch das eine oder andere Geheimnis rund um die Seegfrörne zu lüften. Wer war denn nun bei der ersten Gruppe dabei, die sich 1963 über den See in die Schweiz traute? Waren es fünf oder sechs junge Leute? Und warum fehlt da einer auf dem Bild?

„Statistisch gesehen gab es seit 1695 durchschnittlich alle 67 Jahre eine Seegfrörne“, hat Reinhard König ausgerechnet. Bei der Hauptversammlung des Heimatvereins am 19. Februar will man einen digitalisierten Film von Walter Baerens aus Hagnau zeigen, der damals die Eisbildung kontinuierlich gefilmt hat. „Man kann wunderbar sehen wie sich die Eiswellen auftürmten und sich nach und nach Eisberge bildeten“, erzählt König.

Heiliger Johannes kehrt zurück

Über das seltene Naturereignis gibt es mehrere Berichte, zum Beispiel von Stefan Lehle. Schon im November 1962 sei es so kalt gewesen, dass man nicht mehr habe pflügen können. Anfang Februar seien minus 17 bis 20 Grad gemessen worden. Am 6. Februar sind die ersten fünf Schlittschuhläufer Richtung Romanshorn unterwegs gewesen, am 7. Februar bereits mehr als 20 Menschen. Die große Eisprozession der Münsterlinger nach Hagnau folgte am 12. Februar, um die Büste des Heiligen Johannes traditionsgemäß wieder zurückzuholen, die ab 1830 – der vorherigen Seegfrörne – in Hagnau ihren Platz hatte.

Von Hans Meichle stammen mehrere Kartons, sein ganzer Fundus, an gesammelten Zeitungen, auch die Bild-Zeitung mit der Seegfrörne, und Mitteilungsblättern, die die Geschichte jetzt wieder lebendig machen. Besonders originell sind die lebensgroßen Eisgänger-Puppen im ersten Stock: Auf den Aufruf in der Schwäbischen Zeitung hin stellten Immenstaader Original-Steghosen und Norweger-Pullover aus den 1960er-Jahren und die damals anschraubbaren Schlittschuhkufen für zur Verfügung. „Und die Holz-Skier mit Patina“, freuen sich die Vorsitzenden des Heimatvereins.

Die Ausstellung „50 Jahre Seegfrörne“ des Heimatvereins ist noch bis 3. März im Rathaus zu sehen: montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr, zusätzlich dienstags von 14 bis 18 Uhr.