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Rettungsleitstelle: Dem Standort Biberach droht das Aus

Laupheim / Lesedauer: 3 min

Feuerwehrführung votiert für Ulm
Veröffentlicht:15.05.2012, 00:35

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Jetzt hängt die Zukunft der Integrierten Leitstelle Biberach am seidenen Faden: Der Ausschuss des Kreisfeuerwehrverbands (KFV) und die Stützpunktkommandanten sprechen sich mehrheitlich für eine Fusion mit der Leitstelle Ulm aus; Sitz der künftigen bereichsübergreifenden Notrufzentrale soll die Münsterstadt sein.

Das werde man dem Biberacher Kreistag so empfehlen, teilte der KFV-Vorsitzende Klaus Merz am Wochenende den Feuerwehren im Landkreis mit. Am Freitag hatten sich die Spitzen der Feuerwehr mit Kreisbrandmeister Florian Peters getroffen. Nach einer „sehr ausführlichen Information“ durch Peters und einer „Abwägung der Fakten“ habe man sich in der Leitstellenfrage positioniert, berichtet Merz. Der Zusammenschluss in Ulm solle binnen drei bis vier Jahren erfolgen. „Hiermit soll sichergestellt werden, dass die Fusion personalverträglich vonstatten geht.“

Mit der Arbeit der Disponenten in der Leitstelle Biberach sei man sehr zufrieden, betont Merz . Die Empfehlung für Ulm sei auch unter dem Gesichtspunkt einer zukunftsorientierten Lösung zustande gekommen. Die Fusion werde keine Auswirkungen auf die Bevölkerung haben, die Qualität von Feuerwehr und Rettungsdienst bleibe erhalten.

Das Landratsamt Biberach hatte vergangene Woche bestätigt, dass man mit dem DRK-Kreisverband, der die Leitstelle im Auftrag des Landesverbands betreibt, die Vor- und Nachteile einer Zusammenlegung mit Ulm diskutiere. Dabei geht es der Kreisverwaltung offenkundig um Geld: Die Digitalisierung des Sprechfunks erfordere Investitionen von bis zu 600 000 Euro, die Hälfte davon müsste der Kreis finanzieren. Bei einer Fusion mit Ulm „sind diese hohen Kosten nicht notwendig“, wird argumentiert. „Hinzu kommt, dass die Biberacher Leitstelle derzeit nicht rund um die Uhr mit zwei Personen besetzt ist.“ Die Krankenkassen, die sich die Kosten der Leitstellen mit den Landkreisen teilen, wünschten schon seit Jahren eine Verdichtung.

Ein Positionspapier des DRK-Landesverbands vom März schlägt ebenfalls vor, die Zahl der Rettungsdienst-Leitstellen landesweit zu reduzieren: von 34 auf 18 bis 20. Jede Zentrale solle künftig für mindestens 450 000 Einwohner zuständig sein. Auch eine Fusion der Bereiche Ulm/Alb-Donau-Kreis und Biberach (502 000 Einwohner) wird empfohlen, die Standortfrage bleibt in dem Papier aber offen.

Beim DRK-Kreisverband ist man vom Votum der Feuerwehr, dem großes Gewicht beigemessen wird, enttäuscht. „Wir hätten erwartet, dass die Feuerwehr zu ihrer Leitstelle steht“, sagt der Rettungsdienstleister Michael Mutschler.

Das Rote Kreuz beschäftigt 13 Disponenten in der Leitstelle Biberach. „Die Leute sind massiv enttäuscht, sie haben Angst um ihre Arbeitsplätze“, sagt der Kreisgeschäftsführer Roland Prinz . Es sei keineswegs sicher, dass alle in Ulm unterkommen.

„Der politische Druck ist enorm“, stellt Prinz fest. Das Votum des Kreisfeuerwehrverbands und der Stützpunktkommandanten wertet er als „klare Vorentscheidung“ – jetzt werde es schwer, das Aus für die Leitstelle Biberach noch abzuwenden.

Dass bereits alles auf Ulm zuzulaufen scheint, ärgert Prinz. Aus seiner Sicht kämen auch Biberach oder ein „neutraler“ Standort in Frage. Beim Neubau der Biberacher Leitstelle 1999 habe man eigens Platzreserven geschaffen, wie damals von der AOK Baden-Württemberg gefordert.

Verloren ginge in größeren Strukturen die Nähe zum Geschehen, warnt Prinz: „Die Leitstelle ist das Gehirn des Einsatzes, der dortige Ansprechpartner kann mit Detailkenntnis vieles zum Guten wenden.“ Zudem gehöre die Leitstelle Biberach zu den wirtschaftlichsten in Baden-Württemberg.