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Der kleine Nic zieht in die große Welt

Laupheim / Lesedauer: 4 min

In 35 Ländern spielen Kinder mit Holzspielzeug aus Laupheim
Veröffentlicht:25.10.2012, 18:30

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Am Anfang war der kleine Nic. So hieß die kegelähnliche Figur, die ein Ulmer Tischler und der Laupheimer Josef Hertenberger vor gut 20 Jahren herstellten. Nic wurde zum Namensgeber und sein Umriss zum mittleren Buchstaben des Logos für die Spielzeugfirma, die nach kurzer Zeit von Ulm nach Laupheim übersiedelte. Nach dem baldigen Ausscheiden des Partners führte sie Josef Hertenberger alleine weiter.

Der zunächst drei Mitarbeiter starke Betrieb machte sich bald einen Namen als Hersteller von hochwertigen Holzspielzeugen. Zum kleinen Nic gesellten sich Kugelbahnen und Fahrzeuge wie das creamobil, das sich durch einen Wechsel des Aufbaus im Nu etwa vom Kieslaster zum Abschleppkran verwandeln lässt. Der Jahresumsatz stieg von 350 000 DM im ersten Jahr über 1,5 Millionen DM im dritten Jahr auf heute rund vier Millionen Euro. Jahr für Jahr wurden und werden in Laupheim neue Holzspielzeuge entwickelt und produziert. 1500 verschiedene Artikel werden mittlerweile in weltweit 35 Ländern verkauft.

In dem Nischengeschäft, das etwa fünf Prozent des Gesamtspielzeugmarkts belegt, „tummeln sich sehr viele Anbieter“, sagt Gerold Hertenberger, der die Geschäftsführung vor einigen Jahren von seinem Vater übernommen hat und den Betrieb nun zusammen mit dem kaufmännischen Leiter Herbert Waltner lenkt. „Wir haben uns einen guten Namen in der Branche gemacht“, sagt Hertenberger.

Japan setzt auf deutsche Qualität

Und das nicht nur auf dem deutschen, sondern auch auf dem internationalen Markt. „Etwa 35 Prozent“, so Waltner, betrage der Exportanteil. „Tendenz steigend.“ Einen gewichtigen Anteil daran hat sogar der mit Spielzeug wahrlich nicht unterversorgte asiatische Markt. „Wir sind in Japan durch einen Händler aus Tokio gut vertreten. Dort gibt’s eine breite Mittelschicht, die Wert auf Qualität aus Europa legt – besonders auf ,Made in Germany’“, so Gerold Hertenberger.

Besonders beliebt sei in Japan „Plus 10“. Auf fünf Stäbe können jeweils zehn bunte Ringe gesetzt werden. Dazu gibt’s einen Würfel in den entsprechenden Farben. Und wie wird’s gespielt? „Die Japaner brauchen keine Anleitung. Sie lassen sich was einfallen“, sagt Hertenberger. Die Deutschen seien weniger kreativ. „Für die gibt’s ein paar Spielvorschläge.“

Produziert werden dieses und die 1499 anderen Spiele nicht komplett, aber größtenteils in Laupheim. Das Holz – hauptsächlich Buche und Ahorn – wird nicht etwa als Baumstämme, sondern bereits im Zuschnitt geliefert. „Es war am Anfang schwer, jemanden zu finden, der gleichmäßig schönes Holz hat“, erzählt Firmengründer Josef Hertenberger, der mit seinen 76 Jahren auch heute noch – etwa in der Kundenbetreuung – im Betrieb mitarbeitet. Fündig wurde man bei der Holzsuche vor 20 Jahren in der Slowakei. Dort hat man mittlerweile eine Tochterfirma aufgebaut, die einen großen Teil des benötigten Materials liefert.

Manche Halbfabrikate – zum Beispiel gerundete Hölzer – bezieht die Firma nic von darauf spezialisierten Schreinereien oder Drechslereien. Die Teile werden dann mit den in Laupheim produzierten Halbfabrikaten zum fertigen Spielzeug weiterverarbeitet. Der Großteil der Endmontage geschieht gegen Ende des Jahres, denn Hochsaison ist – natürlich – die Weihnachtszeit. „Unser Ziel ist, dass wir noch bis 19. Dezember liefern können“, sagt Gerold Hertenberger.

Neben teils computergesteuerten Fräsmaschinen kommt viel Handarbeit zum Einsatz. Denn außer Stabilität sind auch saubere, glatte Kanten und Flächen ein wichtiges Qualitätsmerkmal. „Unsere Kunden – und das ist nicht nur die High Society – legen darauf großen Wert“, sagt Gerold Hertenberger, „und es ist unsere Firmenphilosophie.“ Durch die lange Lebensdauer der Produkte werde den Kindern die Bedeutung von Werthaltigkeit vermittelt, dazu trage der Naturstoff Holz zur gesunden Entwicklung des Kindes bei. Zumal auch hohe Sicherheitsstandards nach europäischer DIN-Norm eingehalten werden müssten. „Spielwaren gehören zu den am stärksten reglementierten Produkten“, betont Herbert Waltner. „Für jedes Schnürchen, für jedes Einzelteil, für jeden Lack und Leim braucht es ein Zertifikat.“

Das gilt auch für den kleinen Nic. Er muss mindestens 63 Millimeter groß sein, sonst ist die Gefahr zu groß, dass er von Kleinkindern verschluckt wird.