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Auf das Schiff in die Emigration schickte er der Liebsten rote Rosen

Laupheim / Lesedauer: 2 min

Im Alter von 103 Jahren ist Gretel Bergmanns Mann Bruno Lambert in New York gestorben
Veröffentlicht:18.11.2013, 23:50

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Trauer um Bruno Lambert: Der Mann, mit dem die in Laupheim geborene Hochsprungrekordlerin Gretel Bergmann 75 Jahre verheiratet war, ist in New York gestorben. Im Oktober hatte er seinen 103. Geburtstag gefeiert.

Lambert, in seiner Jugend ebenfalls Sportler, stammte aus Andernach. Er lernte Gretel Bergmann während eines Trainingslagers kennen. Wenige Wochen vor Bergmanns Emigration in die USA – nachdem die Nationalsozialisten sie wegen ihrer jüdischen Herkunft um die Olympia-Teilnahme gebracht hatten – arrangierten sie ein Wiedersehen. „Es war eine märchenhafte Liebe auf den zweiten Blick“, schreibt sie in ihren Memoiren.

Als Gretel im Mai 1937 an Bord des Schiffes ging, das sie nach Amerika brachte, waren in ihrer Kabine zwölf rote Rosen und eine Karte von Bruno. In New York nahm sie jede Arbeit an und lieh sich Geld, um die erforderliche Bürgschaft für ihn aufbringen zu können. Er traf im Sommer 1938 ein, die Hochzeit folgte auf dem Fuß.

Lambert, ebenfalls Jude, hatte Medizin studiert. Das Examen durfte er in Hitler-Deutschland nicht ablegen. Er erwarb die Approbation in der Schweiz. In den USA musste er die Prüfungen wiederholen. Es war eine entbehrungsreiche Zeit.

1942 wurde Lambert eingebürgert. Als Bataillonschirurg betrat er 1945 mit der US-Armee wieder deutschen Boden. Die Nazis hatten seine gesamte Familie ausgelöscht.

Nach dem Krieg eröffnete Lambert eine Praxis in New York. 1947 und 1951 kamen die Söhne Glenn und Gary zur Welt.

Gretel Bergmann hat nach ihrem Laupheim-Besuch 2003 alle weiteren Einladungen, nach Deutschland zu kommen, abgelehnt: sie wolle ihren Mann nicht mehr allein lassen. Am 12. April 2014 wird sie 100 Jahre alt. „Jeder Tag ist ein Geschenk“, schreibt ihre Cousine Ann Dorzback aus New York.