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Geburtstagsfeier

„Wir brauchen solche Menschen wie dich, Margaret“

Laupheim / Lesedauer: 2 min

Bei der Feierstunde für Gretel Bergmann würdigen prominente Gäste die Laupheimer Hochsprung-Legende
Veröffentlicht:14.04.2014, 00:20

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Tief beeindruckt von der Person Gretel Bergmann haben sich prominente Gäste der Geburtstagsfeier am Samstag in Laup- heim gezeigt. Bei einem Podiumsgespräch, moderiert von dem Reutlinger Sportjournalisten Ewald Walker, erzählten die zweifache Hochsprung-Olympiasiegerin Ulrike Nasse-Meyfarth, der Ehrenpräsident des Nationalen Olympischen Komitees, Walther Tröger, und der Rektor der Gretel-Bergmann-Schule Hamburg, Bernd Martens, von Begegnungen mit der von den Nazis verfemten früheren Spitzensportlerin, die sich seit ihrer Heirat 1938 Margaret Lambert nennt.

„Wir brauchen solche Menschen wie dich, Margaret“, sagte Ulrike Nasse-Meyfarth von Hochspringerin zu Hochspringerin – „als Vorbilder, die uns wachhalten gegen gewisse Einflüsse“. Ein Olympiasieg sei nicht alles – „du, Margaret, punktest viel mehr mit den vielen anderen Schätzen, die du uns gegeben hast“.

„Ich bin sehr gerührt von dieser Veranstaltung“, bekannte Walther Tröger. „Sie zeigt mir, Laupheim ist Gretel Bergmann und Gretel Bergmann Laupheim.“ Tröger hatte das Ehepaar Lambert 1996 zu den Olympischen Spielen in Atlanta eingeladen. „Das hat den Prozess der Wiederannährung weiter vorangebracht.“ Margaret Lamberts besondere Bedeutung für den deutschen Sport liege „in der Art, wie sie mit moralischen Verletzungen umgegangen ist“. Ihre Lebensgeschichte verdiene es, lebendig gehalten zu werden.

„Sie hat einen sagenhaften Humor“, schwärmt Bernd Martens, Rektor der Gretel-Bergmann-Schule in Hamburg-Bergedorf. Die Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe (1300 Schüler) ist deutschlandweit die einzige, die den Namen der Hochsprung-Legende trägt. „Wir wollten jemanden, der zu unserem Sportprofil passt, historisch-gesellschaftlich relevant ist, Vorbildfunktion hat und dessen Biografie für die Schüler nachvollziehbar ist“, erklärte Martens. Und siehe: In der Endausscheidung setzte sich Gretel Bergmann gegen Nelson Mandela durch. Seither geht man in Bergedorf „auf die Gretel“. Am heutigen Montag steigt eine große Geburtstags-0party zu Ehren der Hundertjährigen.

Unter den Gästen am Samstag war Wolf Scriba aus Stuttgart. Über seinen Vater Erich Scriba (1903 - 1982) spricht Margaret Lambert noch heute mit warmen Worten. Der Hobbyfotograf hat im Juni 1936 im Stuttgarter Stadion Aufnahmen von ihr gemacht; es war jener Wettkampf, in dem sie den deutschen Rekord egalisierte. Dass er bei ihr stand, mit ihr sprach, trug ihm „Judenfreund“-Rufe von den Zuschauerrängen ein. Es hat ihn nicht gekümmert, und Margaret Lambert war und ist dankbar für diese moralische Unterstützung. Erich Scriba, Leichtathlet und in den 50er-Jahren Präsident der Stuttgarter Kickers, arbeitete im Vorstand eines jüdischen Unternehmens, das mit Textilrohstoffen handelte. „Er hatte viele jüdische Freunde“, erzählt sein Sohn.