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Berghüler wehren sich gegen dubiosen Krebs-Vortrag

Berghülen / Lesedauer: 3 min

Arbeitskreis Transparenz warnt vor Thesen eines verurteilten Wunderheilers – Vortrag findet morgen statt
Veröffentlicht:11.04.2013, 09:40

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Es kommt selten vor, dass ein Vortrag bereits vor dem eigentlichen Termin dermaßen für Unruhe sorgt wie derzeit in Berghülen . Die örtliche Georg-Schöll-Stiftung hat für morgigen Freitag den Referenten Daniel Waibel zu einem Vortrag mit dem Titel „Krebs – Erkrankung der Seele“ nach Berghülen eingeladen.

Einige Berghüler sehen darin eine enorme Gefahr für die Bevölkerung und haben nach Bekanntgabe des Termins einen „Arbeitskreis Transparenz“ ins Leben gerufen. Derzeit gehören neun Mitglieder diesem Arbeitskreis an. Darunter befinden sich drei Allgemeinärzte sowie ein promovierter Biologe.

Der Arbeitskreis gibt in einer Mitteilung bekannt, dass Daniel Waibel „einer der beiden Leiter des Studienkreises Durlangen für Germanische Heilkunde ist“. Der Begründer dieser Heilkunde, auch „Germanische Neue Medizin“ (GNM) genannt, sei der selbsternannte Krebsheiler Ryke Geerd Hamer . Er geriet 1995 weltweit in die Schlagzeilen, als er für lange Zeit die schulmedizinische Behandlung eines schwer krebskranken Mädchens aus Österreich verhindert hatte.

Ohne im Besitz einer ärztlichen Approbation zu sein, hatte der gelernte Internist den Eltern des Mädchens empfohlen, auf eine schulmedizinische Behandlung ihrer Tochter zu verzichten, obwohl das Mädchen einen massiven Krebstumor aufwies, der die Funktion lebenswichtiger Organe zu blockieren drohte. Das Kind wurde schließlich mit einer Chemotherapie behandelt und gilt als geheilt.

Die Staatsanwaltschaft Köln verurteilte Ryke Geerd Hamer 1997 zu 19 Monaten Haft, weil er wiederholt Krebspatienten „behandelt“ hatte, die danach qualvoll gestorben waren. Hamer ist mehrfach wegen Verstoßes gegen das Heilpraktikergesetz vorbestraft. Auch in Frankreich wurde er verurteilt.

Nach Ansicht des AK Transparenz stehe diese Heilkunde nicht auf wissenschaftlichem Boden. Außerdem unterstelle Begründer Ryke Geerd Hamer, dass Krebspatienten mit Chemotherapie absichtlich umgebracht würden, und dass ausschließlich Juden davon verschont würden. Er behauptet, dass alle Onkologen ausschließlich Juden seien und mit der Chemotherapie bewusst Nichtjuden vernichten wollen würden.

Eine Tatsache, die der Arbeitskreis Transparenz nicht akzeptiert. „Wir sehen die große Gefahr, dass Betroffenen damit wirksame Behandlungen zur Heilung, Lebensverlängerung oder Linderung von Leiden und Schmerzen vorenthalten werden“, heißt es weiter vom Arbeitskreis.

Ähnlicher Meinung ist auch die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG), auf die das Universitätsklinikum Ulm nach Anfrage der SZ verweist. Im Jahre 2005 veröffentlichte die DKG eine „Gutachterliche Stellungnahme“ zur „Germanischen Neuen Medizin“. Darin heißt es, dass die „Germanische Neue Medizin“ mit allem Nachdruck als „einerseits absurd, andererseits aber bewiesenermaßen gefährlich“ zurückzuweisen sei. Weiterhin zieht die DKG als Fazit: „Ihrer Verbreitung muss mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln – juristisch und auf dem Wege der Aufklärung – Einhalt geboten werden.“ Eine Aussage, die sich der Berghüler Arbeitskreis Transparenz zur Brust genommen hat.

Anderer Meinung hingegen ist Veranstalter Georg Schöll. Er kann den Wirbel um den Vortrag und das Thema nicht verstehen. „Bei diesem Vortrag geht es mir nicht um die Medizin“, erklärt er. Für ihn stehe einzig und allein die Energie im Vordergrund. „Es geht um Energieströme im Körper, die nicht richtig laufen.“

Seiner Meinung nach sei Krebs keine Krankheit, sondern ein Heilungsprozess des Körpers. „Ich bin der Lehre Dr. Hamers weder positiv noch negativ eingestellt“, ergänzt Schöll. „Wenn ich ehrlich bin, dann weiß ich erst relativ wenig über die Germanische Neue Medizin. Deshalb habe ich Herrn Waibel eingeladen, damit sich alle interessierten Personen über dieses Thema informieren können.“ In einem Punkt sei er sich aber sicher: „Der Vortrag findet auf jeden Fall statt.“

Der Vortrag beginnt am morgigen Freitag, 12. April, um 19 Uhr bei Galaxy Energy in Berghülen.