StartseiteRegionalRegion Ulm/Alb-DonauEhingenSchlecker-Märkte schließen endgültig – Mitarbeiter zum 1. Juli freigestellt

Drogeriemarktkette

Schlecker-Märkte schließen endgültig – Mitarbeiter zum 1. Juli freigestellt

Ehingen / Lesedauer: 3 min

Schlecker-Märkte schließen endgültig – Mitarbeiter zum 1. Juli freigestellt
Veröffentlicht:27.06.2012, 13:10

Artikel teilen:

Die etwa 2.800 verbliebenen Schlecker-Läden machen dicht, mehr als 13.000 Mitarbeiter erwarten ihre Freistellung. Am (heutigen) Mittwoch will die insolvente Drogeriemarktkette bis zum Ladenschluss um 15.00 Uhr alle Produkte ohne Preisbindung für 20 Cent verkaufen. Dann gehen endgültig die Lichter aus. Die Freistellungsschreiben an die Mitarbeiter sollen Freitag per Einschreiben in die Post gehen, sagte ein Sprecher von Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz der Nachrichtenagentur dapd. Offiziell seien die Beschäftigten zum 1. Juli freigestellt. Die Gewerkschaft ver.di verhandelt derzeit noch über Abfindungen und die Finanzierung von Qualifizierungsmaßnahmen.

Für Geiwitz heißt es jetzt, Reste zusammenfegen. Ihm bleibt laut Sprecher noch die Prüfung von Rückübertragungen von Vermögen innerhalb der Schlecker-Familie als Aufgabe. Einem SWR-Bericht zufolge hatte Anton Schlecker zum Beispiel über seine Firma LSC am 17. Januar, also drei Tage vor Ankündigung der Insolvenz, Schlecker-Liegenschaften in Österreich an seine Kinder Lars und Meike verkauft.

Suche nach Interessenten für Ihr Platz geht weiter

Zudem werden für die Schlecker-Töchter Ihr Platz und Schlecker XL sowie die Auslandsgesellschaften noch Käufer gesucht. Für die insgesamt rund 5.000 Mitarbeiter soll es nach Angaben der Insolvenzverhandlung eine alternative Zukunft geben. Zuletzt hatte die österreichische MTH Retail Group des Wiener Industriellen und früheren ÖVP-Politikers Josef Taus Interesse gezeigt. Zu ihr gehören in Deutschland auch die Discounter Mäc Geiz und Pfennigpfeifer. Die Verhandlungen führt Geiwitz' Partner in der gemeinsamen Kanzlei, Werner Schneider.

Die Gewerkschaft ver.di versucht derweil, den Schlecker-Mitarbeitern nach ihrer Freistellung zu helfen. Am Mittwoch fanden in Ulm Sitzungen des Schlecker-Betriebsrates und der Bundestarifkommission von ver.di statt, auf denen über den aktuellen Stand informiert werden sollte. „Wir sind in Verhandlungen, wie man Qualifizierungsmaßnahmen finanzieren kann“, sagte ein Sprecher des ver.di-Bundesvorstandes. Die Gewerkschaft denke da an regionale Qualifizierungsgesellschaften zur Weiterbildung, die aus der Insolvenzmasse und Landesmitteln oder Geldern der Agentur für Arbeit finanziert werden.

Allerdings war schon im März die Finanzierung von Transfergesellschaften für die damals mehr als 10.000 gekündigten Mitarbeiter gescheitert. Durch ihre Gründung wollte Geiwitz auch Kündigungsschutzklagen vermeiden. Davon liegen inzwischen mehr als 4.500 bei Gerichten. Die daraus entstehenden Risiken haben den Verkauf an einen Investor mit verhindert.

Ver.di: Auch Beschäftigte müssen zu ihrem Recht kommen

Weiterhin gehe es darum, dass die Beschäftigten möglichst viele ihrer Ansprüche aus der Insolvenzmasse bedient bekommen. „Es gibt die klare Erwartung, dass die Erlöse aus dem Abverkauf nicht ausschließlich den Lieferanten und Versicherern zur Verfügung stehen“, sagte der Sprecher. Auch die Beschäftigten müssten zu ihrem Recht kommen. Allerdings sei noch nicht klar, was letztlich an Masse zur Verfügung stehe. Deswegen prüfe auch ein Wirtschaftsprüfer von ver.di die Rückübertragungen in der Familie Schlecker. Das sei auch im Interesse der Mitarbeiter und ihrer Ansprüche.

Mit der Schließung der Filialen verschwindet Schlecker nach 37 Jahren von der Bildfläche. 1975 gründete der gelernte Metzger Anton Schlecker den ersten Drogeriemarkt, drei Jahre später hatte er schon 100 Märkte unter sich. 1984 durchbrach Schlecker die Schallmauer von 1.000 Märkten. Doch das Unternehmen wuchs zu schnell, die Gewinne konnten mit den Umsätzen nicht mithalten. Hinzu kamen Imageprobleme und attraktivere Märkte der Konkurrenz. Am 23. Januar meldete Schlecker offiziell Insolvenz beim Amtsgericht Ulm an.