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Kosmetik

Es ist nie zu spät, auf zu hören

Ehingen / Lesedauer: 3 min

Kosmetikerin Thea Ruf-Schleker gibt das Zepter ab an ihre Tochter
Veröffentlicht:23.04.2014, 16:55

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Thea Ruf-Schleker ist seit 60 Jahren Kosmetikerin. In ihrem kleinen Studio in Ehingen betreut sie immer noch einige Stammkunden, jetzt möchte sie es aber etwas ruhiger angehen lassen.

Der Begriff der Kosmetik hat das Leben der 84-Jährigen geprägt wie kein anderer. Mit dem Traum eines eigenen Kosmetikstudios ging sie 1951 – trotz aller Bedenken ihres Vaters – nach München, um dort zu lernen. Sie wollte raus aus Ehingen und die Welt sehen. „Ich war ein bisschen ein Wandervogel“, gibt sie lachend über ihr damaliges Ich zu.

Als sie sich mit 24 Jahren selbständig machen wollte, sei der Anfang ein echter Kampf gewesen, denn das Ziel hieß zunächst Amerika , bis ihr zukünftiger Mann ihr über den Weg lief. Amerika war vergessen und mit der Unterstützung ihrer Mutter hat sie das obere Stockwerk des Elternhauses zu einem kleinen Studio umgebaut.

Kaum jemand konnte sich in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg vorstellen, was es mit dem Begriff Kosmetik auf sich hatte. „Damals gab es ja fast nichts, aber ich wollte das unbedingt machen“, erklärt Thea Ruf-Schleker. Ihr erster vermeintlicher Kunde war überraschender Weise ein deutsch-amerikanischer Versicherungsmann gewesen, der ihr dann aber doch nur eine Versicherung verkaufen wollte. Sie erinnert sich aber an eine Bäuerin, die zu Anfang zu ihr kam und um Rat wegen einer Faltencreme fragte. „Früher waren aber schon mehr Frauen meine Kunden, es hatte sich nämlich in Ehingen herum gesprochen.“

Seit dem sind viele Jahre vergangen und heute habe sie noch ein paar Stammkunden, die sie betreut, denn das Studio wird jetzt von ihrer Tochter Dagmar Brust weitergeführt.

Die über 80-Jährige zieht sich nach und nach zurück. „Ich liebe meinen Beruf, aber jetzt ist Schluss.“ Außerdem ärgere sie sich ein bisschen über das Überangebot in der Branche an Kosmetika. Daher setzt sie gemeinsam mit ihrer Tochter weiterhin auf das Konzept der Pflege und Verbesserung getreu nach dem Motto „wenig hilft viel“.

Die Malerei und die Kunstgruppe „Iris“ rücken ab jetzt wieder mehr in den Vordergrund für Thea Ruf-Schleker. Zusammen mit einigen Freundinnen gibt sie mit der Kunstgruppe „Iris“ Ausstellungen im Raum Ehingen. Sie zeigen Gemälde aus Acryl und arbeiten stets mit kräftigen Farben.

Make-Up soll Persönlichkeit wiedergeben

Ihr schönstes berufliches Erlebnis war die erfolgreiche Behandlung eines Kindes von dessen Warzen mit Tinkturen, die sie selbst gemischt hatte. Heute gäbe es dank guter Ernährung und besserer, allgemeiner Versorgung solche schwerwiegenden Hautprobleme von damals, wie zum Beispiel Akne, gar nicht mehr. Es werde mehr Wert auf das richtige Make-Up gelegt, das mit dem gesamten Menschen in Harmonie stehen und vor allem seine Persönlichkeit wiedergeben solle, sagt Thea Ruf-Schleker.

Für die Zukunft wünscht sie sich für ihre Branche eine ehrlichere Entwicklung und „nicht so furchtbar viele Versprechen, die man eh niemals halten kann.“