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Wildschwein

Radioaktiv: Wildschweine sind verstrahlt

Biberach / Lesedauer: 2 min

Tschernobyl belastet Region noch immer – Fleisch überschreitet Grenzwerte deutlich
Veröffentlicht:01.02.2011, 11:25

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Auch nach fast 25 Jahren sind die Auswirkungen der Katastrophe in Tschernobyl in der Region noch zu spüren. Besonders Wildschweine sind noch verstrahlt – im Winter mehr als im Sommer. Grund dafür sind Hirschtrüffel, die die Tiere im Sommer nicht fressen müssen, weil Eicheln, Bucheckern oder Mais leichter zu erreichen sind.

Doch wenn im Winter der Boden mit einer Eisschicht bedeckt ist, suchen die Wildschweine ihr Futter im tiefen Waldboden. Und dort finden sie Hirschtrüffel, eine ganzjährig wachsende Pilzart, die hohe Mengen des radioaktiven Cäsium-Isotops 137 speichert. Weil der Winter bisher besonders kalt war, sind auch die Werte der belasteten Wildschweine höher.

„Mein höchster Wert in den vergangenen Wochen waren 6600 Becquerel“, sagt Alfred Wanner , der für die Kreisjägervereinigung Biberach den radioaktiven Cäsium-Wert des Fleisches misst. Mit bis zu 600 Becquerel darf ein Lebensmittel laut Gesetz belastet sein; das Tier war also elfmal so verstrahlt. „Bis zum ersten Dezember waren die Mengen meistens unter 600 Becquerel“, beruhigt Wanner.

Die Tiere seiner Messungen seither sind jedoch über dem zulässigen Wert, was sich aber mit dem Wechsel der Jahreszeiten wieder verändern werde. Verbraucher, die sich besonders im Winter auf Wildschweinbraten freuen, müssen keine Angst haben, dass sie nach dem Essen belastet sind. Schießt ein Jäger ein Wildschwein ab, muss er es auf Radioaktivität überprüfen lassen, das schreibt das Gesetz vor. Eine höhere Menge als 600 Becquerel zwingt den Jäger, das geschossene Wildschwein zu entsorgen.

Außerdem gibt es neben dem moralischen auch einen finanziellen Anreiz für die Jäger, die Tiere untersuchen zu lassen: „Für einen verseuchten Frischling zahlt die Strahlenkasse Berlin 100 Euro, für ausgewachsene Schweine sogar 200 Euro. Das ist mehr, als der Jäger beim Verkauf erzielen würde“, sagt Dieter Mielke, Kreisjägermeister im Landkreis Biberach.