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Tagesevangelium

Schavan: Für andere da zu sein, ist wie lebendiges Wasser

Schemmerhofen / Lesedauer: 3 min

Bei der Fastenpredigt in Schemmerhofen geht die Politikerin nicht auf den Entzug ihres Doktortitels ein
Veröffentlicht:24.03.2014, 16:45

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Bei der dritten Laienpredigt im Aufhofer Käppele hat Annette Schavan zum aktuellen Tagesevangelium gepredigt. Pater Alfred Tönnis kündigte die Bundestagsabgeordnete, anders als in der Vorwoche, nicht mehr überschwenglich mit ihrem Doktortitel an. Er verzichtete auch auf die Wiederholung seiner Ausführungen zu der These, Schavan stünde dieser Titel noch zu. Wer sich vor diesem Hintergrund und dem aktuellen Gerichtsurteil aus Düsseldorf allerdings ein paar persönliche Sätze von Annette Schavan erhoffte, wurde eines Besseren belehrt. Sie und Pater Tönnis schwiegen.

Dafür zeigte Schavan in der voll besetzten Kirche, dass sie theologisches Wissen und ein Talent zur Bibelinterpretation hat. Sie verlas das Tagesevangelium, das vierte Kapitel des Johannesevangeliums, und erklärte dann dieses Bild mit dem Rollentausch von Jesus und der Samariterin am Jakobsbrunnen in Samarien. Zuerst sagte Jesus zu der Frau „Gib mir zu trinken“. Er hatte keine Schöpfkelle und konnte sich deshalb am Brunnen nicht bedienen. Dann änderten sich die Rollen und die Frau bat Jesus um lebendiges Wasser.

Schavan ging ausführlich auf den geschichtlichen Hintergrund sowie die damals geltenden Sitten ein und erklärte damit die Besonderheiten dieses ermutigenden Evangeliums. So war etwa zu erfahren, dass Juden und Samariter keinen Kontakt haben wollten. Schavan verdeutlichte dies so: „Wenn Juden mit Samaritern sprechen, dann ist das, wie wenn Juden Schweinefleisch essen.“ Die Tatsache, dass Jesus dennoch mit dieser samaritischen Frau spricht, zeige, wie Gott für alle Menschen bereit stehe.

Die entscheidende Textstelle ist für Schavan die Szene nach dem Rollentausch, in der Jesus lebendiges Wasser ohne Schöpfkelle anbietet. Dieses Bild stehe für ein Leben in Fülle und zeige, dass alle Menschen einen Anteil am ewigen Leben hätten. Lebendiges Wasser sei wie neue Kraft, die hilft, mit den Lasten des Lebens umzugehen, die es ermöglicht, über sich selbst zu wachsen, ein Zeichen für die Unverbrauchbarkeit von Gott.

Als Erkenntnisse aus diesem Bibeltext nennt Schavan drei Punkte: Jesus nimmt nicht die Last des Lebens, aber er sagt Kraft zu, um die Lasten zu stemmen. Jesus kennt die Menschen. Es gibt keinen Ort, der für die Verehrung Gottes vorgesehen ist, es kommt nur auf das Vertrauen in Gott an. Nach Schavan hat es diese Begegnung zwischen Jesus und der Samariterin in sich. Sie stehe für Ermutigung in Zeiten vieler Veränderungen und zeige auf, dass die Menschen begrenzt und Gott unendlich ist. Was Gott zusagt, sei immer ein Mehr, er ermögliche Gemeinschaft mit denen, die ihm vertrauen. Das gelte auch für die Flüchtlingsproblematik. Schavan begrüßt die Aufnahme von 75 Flüchtlingen in der Piuspflege in Oggelsbeuren und dankt für diese Initiative. Für andere da zu sein, sei wie lebendiges Wasser.