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Ehrenhauptmann Ackermann feiert 90. Geburtstag –Bürgerwehr Mittelbiberach tritt an

Warthausen / Lesedauer: 3 min

Ehrenhauptmann Ackermann feiert 90. Geburtstag –Bürgerwehr Mittelbiberach tritt an
Veröffentlicht:14.03.2012, 19:15

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Engelbert Ackermann trägt seine Uniform. In den Hof des Warthauser Pflegezentrums „Schlosspark“ marschieren rund 100 Mann mit Fackeln, Instrumenten und Gewehren ein. Alle in historischer Uniform. Die Bürgerwehr Mittelbiberach mit ihren drei Zügen, der Schützenkompanie, dem Spielmanns- und Musikzug, tritt an zum großen Zapfenstreich für ihren Ehrenhauptmann. Engelbert Ackermann feiert seinen 90. Geburtstag.

„Der große Zapfenstreich für Engelbert Ackermann ist eine Selbstverständlichkeit für uns“, sagt Anton Gleinser , Hauptmann der Historischen Bürgerwehr Mittelbiberach. Engelbert Ackermann hat als Hauptmann die Bürgerwehr 24 Jahre lang geführt. Er übernahm das wichtigste Amt des Vereins Ende der 1960er-Jahre. „Er fing an in einer Zeit, als wir kein Geld hatten, da ging’s um jede Mark“, berichtet Gleinser. Umso größer war die Herausforderung, die Ackermann in Angriff nahm: neue Uniformen für die Bürgerwehr. Auch heute noch sind neue Uniformen eine kostspielige Angelegenheit. Eine komplette Ausstattung für einen Mann komme heutzutage auf 1200 bis 1500 Euro, erläutert Gleinser die Größenordnung. Bei einem Verein mit rund 130 Mitgliedern kamen und kommen da enorme Summen zusammen.

Engelbert Ackermann nahm die Sache in die Hand. „Wir spielten den Zapfenstreich bei Jubiläen. Er hatte Verbindungen, so dass wir auswärts zum Zug kamen, da haben wir dann an einem Abend 500 bis 700 Mark eingenommen“, erzählt Gleinser. Und so gelang es, Schritt für Schritt alte, teils geflickte und verblichene, Uniformen durch neue zu ersetzen.

Engelbert Ackermann investierte viel Zeit in sein Ehrenamt. Und er füllte es aus. „Er war eine Führungspersönlichkeit, er gab die Richtung an. Wenn er sagte, das machen wir so, dann machte man es auch so“, sagt Gleinser. Ackermann habe gewusst, was er wollte. „Er war der Hauptmann, eine Respektsperson.“ Das Verhältnis zu den jungen Mitgliedern sei damals noch ganz anders gewesen als heute, betont Hauptmann Gleinser. Wenn er selbst heute bei einer Feier mit den jugendlichen Mitgliedern am Tisch sitze, dann duze man sich – das war früher nicht denkbar.

Schon zum 80. Geburtstag wollte Gleinser einen großen Zapfenstreich für Engelbert Ackermann, doch der lehnte ab. An seinem 85. Geburtstag sagte er erneut Nein, aber fügte scherzhaft hinzu: zum Neunzigsten dann. „Diese Ehre steht ihm zu, uns ist es wichtig zu zeigen, dass er einer von uns ist“, sagt Gleinser. Und so kamen rund 100 Mann aus Mittelbiberach. Altlandrat Wilfried Steuer, den Ackermann einst zum Ehrenhauptmann ernannte, war unter ihnen. Auch Bürgermeister Hans Berg gratulierte und verfolgte den großen Zapfenstreich. „Eine Ehre und eine Freude war es, der große Zapfenstreich wird uns in Erinnerung bleiben“, sagte Ackermanns Sohn Henry.

Zur Person:

Engelbert Ackermann wurde am 13. März 1922 in Mittelbiberach geboren. Als Jagdflieger wurde er im Zweiten Weltkrieg dreimal abgeschossen. Er geriet in Kriegsgefangenschaft, schaffte die Flucht. Zu Fuß schlug er sich von Wiener Neustadt nach Oberschwaben durch. Vom Bahnhof, der unter französischer Besatzung stand, schmuggelte ihn ein Schweinehändler im Viehtransporter nach Hause. Er arbeitete als Bierfahrer, 1960 machte er sich mit einem Baumaschinen- und Baugerätehandel selbstständig. Seine große Leidenschaft war neben der Bürgerwehr das Fliegen. Er war Fluglehrer und sorgte mit seinem Doppeldecker für Aufsehen. Technisch talentiert baute er aus alten Funkgeräten Radios und überholte seinen Doppeldecker selbst. „Er wusste immer, was er wollte und setzte es um“, charakterisiert ihn sein Sohn Henry. Engelbert Ackermann ist verheiratet, er hat einen verheirateten Sohn und zwei Enkel. Seine Tochter ist bereits gestorben. Seit November lebt er im Pflegeheim in Warthausen.