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Nostalgie-Autokennzeichen sehr gefragt - „BUL-LE 1“ für Polizisten

München / Lesedauer: 4 min

Nostalgie-Autokennzeichen sehr gefragt - „BUL-LE 1“ für Polizisten
Veröffentlicht:13.07.2013, 12:35

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Die sogenannten Nostalgie-Autokennzeichen sind in Bayern sehr gefragt. Seit vergangenem Mittwoch werden wieder Kennzeichen mit den Kürzeln von 57 ehemaligen Landkreisen ausgegeben, die im Zuge der Gebietsreform vor vier Jahrzehnten weggefallen waren. Mehr als 30 000 Bürger haben sich bereits ein solches Altkennzeichen reservieren lassen, wie eine dpa-Umfrage bei den Landratsämtern ergab. Bereits in den ersten Tagen wurden bayernweit mehr als 1000 neue Altkennzeichen von den Kfz-Zulassungsstellen ausgegeben.

Damit kann man nun wieder Nummernschilder bekommen mit Ortskürzeln wie ALZ für Alzenau (Landkreis Aschaffenburg), FEU für Feuchtwangen ( Landkreis Ansbach ), PEG für Pegnitz (Landkreis Bayreuth), SUL für Sulzbach-Rosenberg (Landkreis Amberg-Sulzbach), GRA für Grafenau (Landkreis Freyung-Grafenau), ILL für Illertissen (Landkreis Neu-Ulm) oder WOR für Wolfratshausen (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen). Diese ansonsten verschwundenen Ortskennzeichen fanden sich bisher nur noch an Oldtimern, die seit damals angemeldet geblieben waren.

Manch einer dürfte sich das alte Kennzeichen aus Nostalgiegründen holen, weil sein erstes Auto damals ein solches Altkennzeichen trug. Anderen geht es mehr um den Gag. Im Landkreis Schwandorf ist nun unter anderem auch das Ortskürzel BUL für Burglengenfeld wieder zu haben. „Ein Polizist in Burglengenfeld hat sich für sein Kennzeichen die Kombination „BUL-LE 1” reservieren lassen“, berichtet Sprecher Franz Pfeffer vom Landratsamt Schwandorf.

Im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz gibt es jetzt wieder das Kürzel PAR für Parsberg — rund 500 Reservierungen liegen dafür schon vor. „Da bieten sich natürlich Spielereien wie PAR-TY oder PAR-IS an“, sagt Sprecher Michael Gottschalk vom Landratsamt.

Allein im Landkreis Schwandorf lagen bis Freitagmorgen rund 2800 Reservierungen für ein Altkennzeichen vor, 110 solcher Nummernschilder wurden bereits ausgegeben. „Wir haben so viele Kennzeichen wie sonst niemand“, betont Sprecher Pfeffer. Denn neben dem bisherigen SAD für Schwandorf gibt das Landratsamt auch wieder Kennzeichen aus für Nabburg (NAB), Neunburg vorm Wald (NEN), Burglengenfeld (BUL) und Roding (ROD). Roding liegt zwar im Landkreis Cham, aber alle im Landkreis Schwandorf, deren Wohnort früher im damaligen Landkreis Roding lag, können auch das alte Kennzeichen bekommen.

Mit politischer Nostalgie, also einem Blick zurück auf die frühere Landkreis-Ordnung, habe der Run auf die Altkennzeichen gar nichts zu tun, sagt Pfeffer. „Für viele ist es eine Identifikation mit ihrer Heimatstadt. Wenn ich Nabburger bin, habe ich doch lieber NAB als - wie bisher — SAD auf meinem Kennzeichen.“

Mit den neuen Kennzeichen habe man auch die Chance, dort nach dem Ortskürzel die Anfangsbuchstaben des eigenen Namens oder das Geburtsdatum unterzubringen, sagt Sprecher Benjamin Schäling vom Landratsamt Ostallgäu. Denn bei den bisherigen Kennzeichen seien solche Kombinationen oft ja schon anderweitig vergeben.

In Roding hat sich der Bürgermeister das Kennzeichen ROD IN 6 gesichert. „Denn die 6 lässt sich wie ein G lesen, so dass auf seinem Nummernschild der komplette Name seiner Stadt steht“, erklärt Pressesprecher Friedrich Schuhbauer vom Landratsamt Cham. Dort liegen mehr als 2800 Reservierungen für die neuen Kennzeichen ROD, KÖZ für Kötzting und WÜM für Waldmünchen vor. Allein an den ersten beiden Tagen wurden schon knapp 200 Altkennzeichen ausgegeben.

„Ganz begehrt sind Kennzeichen mit der Ziffer 1“, sagt Roland Flitsch, Chef der Kfz-Zulassung im Landratsamt Neu-Ulm. Dort wird jetzt wieder das Kennzeichen ILL für Illertissen ausgegeben. Dafür gibt es 1500 Reservierungen, mehr als 200 Altkennzeichen wurden am ersten Tag ausgegeben. Schon Stunden vorher wartete ein Mann auf einem Klappstuhl auf die Öffnung der Kfz-Zulassungsstelle in Neu-Ulm. Der Mann habe für seinen Oldtimer, einen VW Golf 1, unbedingt das Kennzeichen „ILL-VW 1“ haben wollen, erzählt Flitsch.

Zu den ersten im Landkreis Ansbach, die sich ein neues Kennzeichen mit dem Kürzel „DKB“ für Dinkelsbühl besorgten, gehörte auch der Dinkelsbühler Oberbürgermeister Christoph Hammer (CSU). An dessen Wagen prangt bereits seit Mittwoch das Kennzeichen „DKB OB 100“ statt des bisherigen Ansbacher Nummernschildes „AN OB 600“.

Beliebt sind nach Angaben der Landratsämter auch kurze Kennzeichen mit nur einem Buchstaben und einer Ziffer hinter dem Ortskürzel. „Vor allem Motorradfahrer wollen als Kennzeichen kein großes Pizzablech mit langen Kombinationen“, weiß Pfeffer vom Landratsamt Schwandorf .

Seit 1. November 2012 können die Länder beim Bund alte Kürzel neu beantragen, die bei Gebietsreformen weggefallen waren. Viele Kreise haben sich dafür ausgesprochen und wollen so die regionale Identität stärken. Bundesweit sind mittlerweile 250 einst ausrangierte Buchstabenkombinationen neu genehmigt worden, wie das Bundesverkehrsministerium am Freitag in Berlin mitgeteilt hatte.