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Euroraum

Bayerns Wirtschaft trotz Krisen – noch

Bayern / Lesedauer: 3 min

Bruttoinlandsprodukt im Freistaat legt um 2,3 Prozent zu – mehr als im Bundesdurchschnitt
Veröffentlicht:17.11.2016, 18:18

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Der Euroraum ist schon lange in der Krise, Großbritannien will aus der EU austreten, die Sorgen um die Konjunktur in China und der Türkei wachsen und nun bekommen auch noch die USA den unberechenbaren Donald Trump als Präsident – alles nichts, was den Aufschwung der bayerischen Wirtschaft bisher aufhalten konnte: Das Wirtschaftswachstum im Freistaat dürfte dieses Jahr 2,3 Prozent erreichen und wiederum über den Bundesdurchschnitt liegen, sagte der Präsident der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (Vbw), Alfred Gaffal, am Donnerstag in München.

Nur wenig Verbesserung möglich

Der zweimal jährlich berechnete Vbw-Index verbesserte sich im Vergleich zum Frühjahr dieses Jahres leicht um einen auf 132 Punkte. Der „Prognoseindex Beschäftigung“ kletterte um drei auf 131 Punkte. Lediglich der „Lageindex Beschäftigung“ sank um neun auf 128 Punkte. Das dürfe man nicht überbewerten, sagte Gaffal. Denn die Situation auf dem bayerischen Arbeitsmarkt sei so gut, dass eine Verbesserung immer schwieriger werde.

Besonders kräftig stiegen in den ersten acht Monaten 2016 die Umsätze im Handwerk (plus 5,5 Prozent) sowie im Baugewerbe (plus 7,6 Prozent) in Bayern . Der Wohnungsbau legte gar um 13,7 Prozent zu. Niedrige Zinsen, Nöte der Kapitalanleger und die staatlichen Ausgaben im Zuge der Flüchtlingskrise sind nach Ansicht des Unternehmer-Dachverbands Auslöser für diese kräftigen Steigerungen.

Aber auch der bayerische Automobilbau hat im Export noch einmal kräftig zugelegt. Für Wachstum sorgten die Exporte in die Türkei , nach China und nach Europa. Die bayerische Automobilindustrie sowie der Maschinenbau sind Dreh- und Angelpunkt für die Konjunktur im Freistaat, sind sie doch für 52Prozent der Wertschöpfung verantwortlich. In diesem Stil wird es 2017 nicht weitergehen, befürchtet man bei der Vbw. Ein Grund für die gebremsten Wachstumsprognosen ist banal: Im nächsten Jahr gibt es drei Feiertage mehr. „Jeder zusätzliche Tag“, so Gaffal, „kostet uns 0,1 Prozent Bruttoinlandsprodukt-Wachstum. Das sind rund drei Milliarden Euro“.

Trump-Wahl „gelassen“ nehmen

Mit wachsender Sorge schauen die bayerischen Wirtschaftsvertreter in den Rest der Welt, in welche die Unternehmen des Freistaats eifrig exportieren. Die handfesten Auswirkungen des Brexit würden erst noch kommen, sagte Gaffal. Das in zwei Wochen erwartete Verfassungsreferendum in Italien könnte bei einem negativen Ausgang das Land und damit die EU in die Krise stürzen.

Unverändert angespannt sei die Lage in Griechenland, während die Türkei, Syrien, der islamistische Terror und Russland weiterhin für Unsicherheit sorgten. Zur Gelassenheit riet Gaffal mit Blick auf die Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten: „Nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird.“ Ein wenig hofft man in der bayerischen Wirtschaft darauf, dass Trump wegen seiner Sympathien zu Kreml-Chef Vladimir Putin ein Ende der Wirtschaftssanktionen gegen Russland einleiten könnte. Die Vbw jedenfalls plädiert seit Langem dafür. Gaffal: „Die Sanktionen müssen schnellstens aufgehoben werden.“

Die Vbw warnt die deutsche Politik davor, wegen der in weniger als einem Jahr anstehenden Bundestagswahlen die Hände in den Schoss zu legen oder gar „Wahlgeschenke zu verteilen“. Stillstand könne man jetzt nicht brauchen, so Gaffal: „Die Herausforderungen und damit die Handlungsnotwendigkeiten sind enorm.“

Vor allem müsse die Politik endlich das Problem der hohen Industriestrompreise in Deutschland angehen. Nur in Italien müssten die Unternehmen mehr für die Kilowattstunde zahlen, in allen anderen vergleichbaren Ländern lägen die Strompreise um 30 bis 50 Prozent niedriger.