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Waldschloß

Skandal um „Waldschloss“: Hütte für 611 000 Euro

Baden-Württemberg / Lesedauer: 2 min

Minister prüft Konsequenzen aus überteuertem Bau einer Waldarbeiterhütte in Tettnang
Veröffentlicht:24.02.2017, 06:00

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Im Volksmund heißt es bereits „Waldschlösschen“, nun ist es offiziell: Eine neue Hütte für Forstarbeiter in Tannau bei Tettnang ( Bodenseekreis ) ist mit über 610 000 Euro viel zu kostspielig ausgefallen. Außerdem war der Bau so nicht genehmigt. Zu diesem Schluss kommt das zuständige Landwirtschaftsministerium von Baden-Württemberg nach einer internen Prüfung. „Dieser Betriebshof hat den für ein solches Projekt vorgesehenen Kostenrahmen überschritten“, sagte Minister Peter Hauk (CDU) am Donnerstag in Stuttgart.

Tatsächlich gab es Bedarf für einen neuen Forstbetriebshof im Staatswald des Bodenseekreises. In einer solchen Waldarbeiterhütte können Angestellte auch bei schlechtem Wetter Reparaturen durchführen, Wild zerlegen, Pause machen. Außerdem gibt es sanitäre Einrichtungen und Platz für Fahrzeuge. Ein Haus im Wald, für den Wald - das sollte man ihm auch ansehen, dachten sich die Verantwortlichen im Bodenseekreis. Sie beauftragten das renommierte Architektenbüro Ludescher damit, ein innovatives Gebäude aus heimischen Hölzern zu bauen. Heraus kam 2015 ein mittlerweile preisgekröntes Vorzeigeprojekt der Handwerkskunst. Doch die hat ihren Preis: stolze 611 000 Euro.

Mit 150 000 Euro geplant

Gerüchte über den teuren Bau drangen Landwirtschaftsminister Peter Hauk zu Ohren, seit 2016 im Amt. Er gab daraufhin eine Prüfung in Auftrag. Deren Ergebnis liegt seit Dienstag vor. „Nach meinem derzeitigen Kenntnisstand deutet alles darauf hin, dass es erhebliche Defizite im Projekt- und Kostenmanagement der verantwortlichen Stellen gab“, so Hauks Fazit. Zunächst habe das Regierungspräsidium Freiburg, bei dem der Bodenseekreis entsprechende Pläne vorlegte, lediglich einen Schlechtwetterarbeitsplatz für 150 000 Euro beim Ministerium angemeldet. Im Laufe der Planungen seien die Kosten auf 350 000 Euro gestiegen - aus Hauks Sicht noch gerechtfertigt für ein solches Gebäude. Das Etat wurde in Freiburg genehmigt. Doch dass die Kosten sich später fast verdoppelten, sei so nicht abgesegnet worden und auch nicht vertretbar, heißt es im Ministerium.

Kostenrahmen gesprengt

„Mir drängt sich der Eindruck auf, dass die Beteiligten vor Ort von Anfang an etwas Besonderes errichten wollten, das für eine vorbildliche Holzverwendung werben soll“, sagte Hauk. Das begrüße er grundsätzlich. Außerdem benötigten Waldarbeiter durchaus den Vorgaben entsprechende Arbeitsplätze, Sanitätsräume und Kühlräume für Wildbret. Aber im vorliegenden Fall sei der Kostenrahmen gesprengt worden.

Konsequenzen für Verantwortliche?

Hauk prüft nun Konsequenzen für die Verantwortlichen in den Behörden. Außerdem soll ab sofort jedes Bauprojekt bei ForstBW enger vom Ministerium begleitet werden. Das „Waldschlösschen“ selbst soll nun über seine eigentliche Aufgabe hinaus genutzt werden, etwa für waldpädagogische Projekte - damit sich die 611 000 Euro doch noch rechnen.