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S21: Bahn muss richtige Zahlen liefern

Baden-Württemberg / Lesedauer: 3 min

S-21-Anhörung zum Flughafenbahnhof kann erst 2015 weitergehen
Veröffentlicht:08.10.2014, 20:05

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Der Zeitplan ist stark gefährdet, die Kosten könnten noch mehr steigen. Rund um das Milliardenprojekt Stuttgart 21 kehrt keine Ruhe ein. Das liegt daran, dass die für eine Baugenehmigung nötige Anhörung zum Flughafenbahnhof am Dienstagabend vorerst ausgesetzt worden ist. Frühestens Ende Februar dürfte es weitergehen.

Den Anlass dazu hat eine weitere Panne der Bahn geliefert. Deshalb ist nun Nachsitzen angesagt. So hatte die Stadt Leinfelden-Echterdingen ein eigenes Gutachten zur Auslastung der Strecken vorgelegt. Kurz und knapp stand darin, die Taktzeiten der Züge seien zu knapp, insbesondere im Regionalverkehr drohten Verspätungen. Pech für die Stadt, peinlich für die Bahn: Der Konzern hatte der TU Dresden falsche Fahrpläne geschickt. Damit aber konnte das Regierungspräsidium diesen Teil der Anhörung nicht weiter verfolgen. Jetzt wollen sowohl die Universität als auch die Bahn die Auslastung noch einmal simulieren.

Der Bevölkerung auf den Fildern entgegengekommen ist die Bahn dagegen mit dem Versprechen, mehr gegen den Lärm und die Erschütterungen zu tun. Billiger wird das Projekt dadurch nicht. Generell aber fand die sogenannte Antragstrasse der Bahn wenig Zuspruch.

Das ist nicht neu. Im Prinzip sind sich fast alle Seiten einig, dass es eine bessere Alternative gibt. Diese kostet aber schätzungsweise 220 Millionen Euro mehr.

Zumindest das Land schließt aber aus, noch mehr Geld zu bezahlen. Auch der Flächenverbrauch wäre deutlich größer. Wolfgang Dietrich , der Sprecher des Kommunikationsbüros, warb deshalb am Mittwoch um Ehrlichkeit: „Auch diese Folge sollten die Befürworter dieser Trasse erwähnen.“

Selbst bei einem für die Bahn optimalen Verlauf dürfte die Baufreigabe frühestens im Sommer 2015 vorliegen.

Auch Gäubau dürfte betroffen sein

Damit scheint ausgeschlossen, dass Stuttgart 21 und die Anbindung des Flughafens, der Schnellbahnstrecke nach Ulm sowie der Gäubahn aus dem Südwesten des Landes termingerecht fertig werden. Eine Option könnte daher sein, den Flughafen vorerst auszusparen, wenn Schnellbahnstrecke und Tiefbahnhof betriebsbereit sein sollten. Wolfgang Dietrich hat in den vergangenen vier Jahren häufig den Kopf für Stuttgart 21 hingehalten. Am Mittwoch überraschte der 66-Jährige damit, dass er sein Amt zum Jahresende abgeben werde. „Es geht nicht mehr um das Ob, sondern um das Wie“, sagte der Mann, der sich als Prellbock zwischen Gegnern und Befürwortern vorgekommen war.

Verschwörungstheorien und gezielte Falschmeldungen

Bahnchef Rüdiger Grube, ein enger Freund Dietrichs, dankte diesem für seinen Einsatz: „Wolfgang Dietrich schaute nie weg, scheute keine Diskussion und versuchte aufzuklären.“ Dietrich habe für Transparenz gesorgt. Logischerweise zog Matthias von Hermann, der Sprecher der Parkschützer, das gegenteilige Fazit. Dietrich sei blind gegenüber den Fakten gewesen.

Der so Gescholtene kritisierte wiederum, die Gegner würden mit „Verschwörungstheorien und gezielten Falschmeldungen" den Widerstand schüren. Zuletzt wurde über ein Gutachten berichtet, das Gleisgefälle im Tiefbahnhof liege weit über den erlaubten Grenzwerten. Fahrgäste seien stark gefährdet. Dietrichs Konter: Die Genehmigung liege seit Jahren vor und sei rechtskräftig.