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Dreiklang

NSU-Ausschuss behält im Todesfall H. die Kontrolle

Baden-Württemberg / Lesedauer: 2 min

Justiz und Parlament sollen gemeinsam offene Fragen um den früheren Neonazi und NSU-Zeugen beantworten
Veröffentlicht:26.03.2015, 20:32

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Mit einem Dreiklang aus Staatsanwaltschaft , Landeskriminalamt und NSU-Untersuchungsausschuss soll nun doch noch Licht in die Hintergründe des Todes von Florian H. gebracht werden.

Der Aussteiger aus der Neonazi-Szene war im September 2013 in seinem brennenden Auto gestorben. Pikant: Am selben Tag hätte er als Zeuge bei der EG Umfeld im Landeskriminalamt aussagen sollen, denn H. hatte zuvor erklärt, er kenne die wahren Mörder der 2007 in Heilbronn getöteten Polizeibeamtin Michèle Kiesewetter. Der Anschlag wird dem rechtsextremistischen Terrortrio NSU zugeordnet. Doch immer wieder gibt es Stimmen, die ein rechtes Helfernetz im Raum Heilbronn vermuten. Zunächst taten die Ermittler den Tod offiziell als Suizid aus Liebeskummer ab. Zwar ermittelte die EG Umfeld weiter, doch eine Abfrage der Telefondaten wurde den Polizisten durch die Staatsanwaltschaft untersagt, die Aussagen von H. wurden als unglaubwürdig eingestuft.

Doch seitdem der NSU-Untersuchungsausschuss des Landes sich mit dem Fall beschäftigt, überschlagen sich die Neuigkeiten: Freunde, deren Existenz bisher als unbewiesen galt, erweisen sich als real. Dazu tauchen noch niemals untersuchte Waffen, Computer, Handys, Kameras und Sim-Karten auf. Im Wrack fand die Familie den lange Zeit vermissten Autoschlüssel, eine Luftdruckpistole sowie eine Machete. Nun hat die Staatsanwaltschaft wieder die Todesfall-Ermittlungen aufgenommen, und damit könnte es zum Gezerre um die lange verschmähten Beweismittel kommen. Doch das soll es nicht: Man werde sich gemeinsam um die Untersuchungen kümmern und eng austauschen, verabredeten Parlamentarier und Justiz am Donnerstagmorgen.

„Der Untersuchungsausschuss hat weiter den Hut auf, das Landeskriminalamt ist dabei“, betonte Ausschuss-Chef Wolfgang Drexler (SPD). Und auch die Familie von H., die den Ermittlern nicht mehr traute, sei einverstanden.

Weitere Vernehmungen im Fall H.

Mit den neuen Erkenntnissen verlängert sich die Ausschussarbeit im Fall H., der eigentlich nur ein Randaspekt neben dem Hauptteil Kiesewetter sein sollte. Am 13. April will der Ausschuss nun eine Ex-Freundin von H. befragen, die 2014 bei der früheren V-Frau „Krokus“ in Irland über Hs. Nazifreunde gesprochen haben soll. Am 20. April ist Hs. früherer Freund „Matze“ geladen, der angeblich einer rechtsextremistischen „Neoschutzstaffel“ (NSS) angehört hat.

Die Glaubwürdigkeit der „irischen Quelle“ ist strittig. Doch die Klarnamen der lange als mysteriös geltenden Ex-Freundin und von Matze waren dort offenbar wohlbekannt. Darum überlegt der Ausschuss weiterhin, ob man auf die Insel reisen muss.