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Modellregion in Oberschwaben: Gesundheit besser organisieren

Baden-Württemberg / Lesedauer: 3 min

Pilotprojekt für medizinische Versorgung in den Kreisen Ravensburg, Biberach und Reutlingen
Veröffentlicht:26.01.2016, 18:04

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Gesundheitsexperten stehen vor einer schier unlösbaren Aufgabe: Die Gesellschaft wird immer älter und kränker. Das belastet die Krankenkassen zunehmend. Außerdem sinkt die Zahl der Ärzte, gerade auf dem Land.

Wie es klappen kann, dass es auch in Zukunft eine gute Gesundheitsversorgung für alle Menschen überall in Baden-Württemberg gibt, sollen die Landkreise Ravensburg, Biberach und Reutlingen gemeinsam erarbeiten. Mit Landesgeld finanziert, sollen in der südwürttembergischen Modellregion Konzepte für die Versorgung in der Zukunft entwickelt werden.

Kannibalisierende Strukturen

Eine Million Euro stellt das Sozialministerium für das auf zwei Jahre angelegte Projekt zur Verfügung, „um auch künftig eine leistungsstarke, bedarfsgerechte gesundheitliche und medizinische Versorgung im Land sicherzustellen“, erklärt Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD). Der grüne Ravensburger Landtagsabgeordnete Manfred Lucha bringt die Ziele des Projekts auf den Punkt: Erfolgsfaktoren suchen, Betroffene mit einbeziehen, kannibalisierende Strukturen in der Versorgung auflösen, stattdessen Kooperationen fördern. Denn: „Wir werden nie dauerhaft unendlich viele Geldressourcen zur Verfügung haben, aber wir werden älter und multimorbider.“

Dass es bei der Kooperation der Versorger noch Lücken gibt, erklärt die Sprecherin des Sozialministeriums an einem Beispiel: Wenn ein älterer Patient aus dem Krankenhaus entlassen wird, muss zu Hause, oder im Heim, schnellstmöglich die Anschlussbehandlung beginnen. Nur so könne der Heilungsprozess erfolgreich sein. „Diese Übergänge müssen wir fließender gestalten, vielleicht mit einer Art Übergangsmanagement“, so die Sprecherin.

Die Projektpartner sollen zudem Antworten darauf finden, wie die ambulante Versorgung auch in Zukunft sichergestellt werden kann. Patienten müssten immer weitere Wege zu Haus- oder Fachärzten in Kauf nehmen, erklärt die Sprecherin.

Gerade im ländlichen Raum verschärfe sich die Situation durch den Ärztemangel. Denn Ärzte wünschten sich zunehmend, mehr Zeit für Privates zu haben – auch, weil immer mehr Frauen diesen Beruf ausübten. Könnten zentrale Ärztehäuser also eine Antwort auf diese Verschiebungen sein? „Beim Modellprojekt geht es jetzt darum zu schauen, wie die Situation vor Ort ist und wie sich Bedarf und Angebot voraussichtlich entwickeln werden. Und welche Vorschläge kann man erarbeiten, um den Herausforderungen vorsorglich zu begegnen“, fasst die Sprecherin zusammen.

Bürgerdialoge geplant

Das Projekt wird wissenschaftlich von den Universitäten Frankfurt, Stuttgart und Heidelberg begleitet. Sie erheben etwa Daten zum aktuellen Zustand der Gesundheitsversorgung und zu Patientenströmen in der Modellregion. Und sie sollen erfassen, wie es um die Krankheitsbilder in Baden-Württemberg allgemein und in der Region speziell steht, und auf dieser Basis Prognosen für die Zukunft erstellen. Geplant sind außerdem Bürgerdialoge. Die Ergebnisse des Projekts sollen auch andernorts umgesetzt werden.

Zwei Regionen hatten an der Ausschreibung des Ministeriums teilgenommen. Kein Landkreis konnte sich allein bewerben. Zur Koordinierung haben die Landkreise Biberach und Ravensburg je eine 50-Prozent-Stelle ausgeschrieben. Erstmals haben sich alle Projektpartner Mitte Januar getroffen. Wie eine Sprecherin des Ravensburger Landratsamts mitteilt, folgen die Bürgerdialoge, sobald die fachliche Vorarbeit geleistet ist.