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Gymnasium bleibt beliebteste Schulart

Baden-Württemberg / Lesedauer: 3 min

Gemeinschaftsschulen ziehen vor allem Kinder mit Werkrealschulempfehlung an
Veröffentlicht:24.01.2017, 19:28

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Zum aktuellen Schuljahr haben sich 43,8 Prozent der rund 91 100 Grundschüler im Land für den Übergang aufs Gymnasium entschieden. Die Übergangszahlen für das Schuljahr 2016/17, die das Statistische Landesamt am Dienstag veröffentlichte, bescheinigen der Schulart damit die größte Beliebtheit. Die Zahlen belegen zudem erneut, dass die Idee der Gemeinschaftsschulen als „Schule für alle“ nicht greift.

13,4 Prozent der Fünftklässler besuchen heute eine der 299 Gemeinschaftsschulen. Die Übergangsquote entspricht damit der vom Vorjahr. Auch bei der Zusammensetzung ihrer Schülerschaft ändert sich nicht viel: Fast zwei Drittel der Kinder haben eine Werkreal-/Hauptschulempfehlung, gut 27 Prozent eine Realschulempfehlung, etwas mehr als acht Prozent eine Gymnasialempfehlung – hier waren es im Vorjahr zehn Prozent. „Das ist die Realität, das muss man anerkennen“, sagte eine Sprecherin des Kultusministeriums.

Eine Erklärung hierfür sei, dass sich die meisten Gemeinschaftsschulen aus Werkrealschulen entwickelt haben. Ziel der damals grün-roten Landesregierung bei Einführung der Schulart war indes eine Schülerschaft, die sich aus zu je einem Drittel aus Gymnasiasten, Realschülern und Werkrealschülern zusammensetzt. Auch bei den Realschulen blieb der Wert mit 33,7 Prozent weitgehend stabil. Mit Blick auf die beiden Vorjahre deutet sich eine Entwicklung ab: Kinder mit Werkrealschulempfehlung zieht es vermehrt zur Realschule. Ihre Zahl stieg von 23,5 Prozent im Schuljahr 2014/15 auf jetzt 25,2 Prozent.

Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) glaube nicht daran, dass sich durch eine verbindliche Vorlage der Grundschulempfehlung an den weiterführenden Schulen daran etwas ändere, sagt die Ministeriumssprecherin. Wie die grün-schwarze Landesregierung beschlossen hat, haben die Schulleiter ab dem Schuljahr 2018/19 wieder ein Recht darauf, die Empfehlung zu sehen. Ablehnen können sie Kinder deshalb nicht. Sie dient nur als Information über ihre künftigen Schüler.

Die Werkreal-/Hauptschulen verzeichnen weiter sinkendes Interesse. Nur noch 5,9 (Vorjahr: 7,2) Prozent aller Grundschulabgänger in Baden-Württemberg wählten diese Schulart. Die Gymnasien bleiben hingegen äußerst beliebt – auch wenn sie zwei Prozent weniger Schüler anlocken konnten, als es die Grundschulempfehlungen hergegeben hätten. Dennoch: Die Entwicklung zeigt, dass die Schülerzahlen an Gymnasien in den vergangenen zehn Jahren von 38,2 auf nun 43,8 Prozent gestiegen sind – mit dem Spitzenwert von 44,6 Prozent zum Schuljahr 2013/14.

Kampf um Oberstufen

Kultusministerin Susanne Eisenmann ( CDU ) hat die Debatte um Oberstufen an Gemeinschaftsschulen befeuert. „Wir werden die Oberstufe an den Gemeinschaftsschulen dort ermöglichen, wo wir mit einer langfristigen Nachfrage rechnen können. Die Entwicklung der Übergangszahlen legt nahe, dass dies nur vereinzelt der Fall sein wird“, erklärte die Ministerin mit Blick auf die Zahlen für das aktuelle Schuljahr. Während FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke die Gemeinschaftsschul-Oberstufen als „kostspielige und sinnlose Konkurrenz für die Beruflichen Gymnasien“ bezeichnete, warnte der SPD-Schulexperte Gerhard Kleinböck am Dienstag die Ministerin vor übereilten Schlussfolgerungen. Grün-Schwarz hatte sich im Koalitionsvertrag darauf geeinigt, Oberstufen an Gemeinschaftsschulen zu erlauben, wenn bestimmte Prognosekriterien erfüllt werden. Dabei geht es um die zu erwartenden Schülerzahlen für eine Oberstufe. „Die Prognosekriterien hängen nicht von der Grundschulempfehlung ab“, sagte daher die grüne Bildungsexpertin Sandra Boser der „Schwäbischen Zeitung“. Es zähle allein die Leistung der Schüler an den Gemeinschaftsschulen und zum Teil umliegender Schulen. (kab)