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Anhydrit

Gestein quillt auf wie ein Hefeteig

Staufen / Lesedauer: 2 min

Gestein quillt auf wie ein Hefeteig
Veröffentlicht:29.09.2013, 14:14

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Gips und Anhydrit gehören zu den Sulfatgesteinen. Beide lagern sich ab, wenn Meerwasser verdunstet.

Zunächst bildet sich Gips, bei über 35 Grad entsteht dessen wasserfreies Äquivalent Anhydrit. Als Pulver wird das Mineral zur Zementproduktion oder als Estrich verwendet.

Das stark quellfähige Gestein ist sehr reaktionsfreudig. Kommt es mit Wasser in Kontakt, verwandelt es sich zurück in Gips. Dabei nimmt das Volumen um bis zu etwa 60 Prozent zu. Darin liegt das Problem. Der Vorgang lässt sich mit einem Hefeteig vergleichen, der aufgeht. Im Untergrund kommt es zu Platzproblemen. Die zu Gips umgewandelte Schicht drückt das darüber liegende Gestein nach oben. Die Oberfläche hebt sich wie in Staufen.

Anhydrit tritt häufig im baden-württembergischen Gipskeuper auf, einer Schicht, die sich vor 215 bis 330 Millionen Jahren ablagerte, als sich im heutigen Süddeutschland ein riesiges tropisches Meer befand. Gipskeuper befindet sich auch in den Stuttgarter Talhängen, die für Tunnel des Projekts Stuttgart 21 durchbohrt werden müssen.

Der Quellvorgang ist schwer zu stoppen. Solange weiter Wasser eindringt, endet er erst, wenn sich der Anhydrit in Gips umgewandelt hat. Wann das genau ist, können Geologen bislang nicht voraussagen. In Staufen ist es gelungen, den Prozess zu bremsen.

Den einzigen Zugriff in den Untergrund ermöglichen die Sonden. Zum einen wurden diese nachträglich verpresst, damit kein weiteres Wasser eindringen kann. Zum anderen geht es darum, den Grundwasserspiegel unterhalb von 100 Metern zu halten. Die quellfähige Anhydritschicht befindet sich nämlich in einer Tiefe von 60 bis 90 Metern.