Sturm im Wasserglas oder echter Aufreger? Jedenfalls sind die baden-württembergischen Berufsfischer und Teichwirte stocksauer auf Landwirtschaftsminister Alexander Bonde. Grund: Der Grünen-Politiker hat die Zuständigkeit für das Fischereiwesen aus der Landwirtschaftsabteilung in die Forstabteilung seines Ministeriums verlagert. Fichten und Felchen sollen also plötzlich zusammengehören.
Anfang Januar wurde die „Nacht- und-Nebel-Aktion“ bei den Fischern ruchbar. Ihre Befürchtung: Die Änderung verfolge „eindeutig“ das Ziel, „bewährte und sachlich gewachsene Strukturen zu zerschlagen. Wir wehren uns mit aller Kraft gegen diese rein politisch motivierte Umorganisation“.
So sieht es jedenfalls Ulrich Hargina, der Chef des Landesverbands der Berufsfischer und Teichwirte in Baden-Württemberg e.V. Im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“ äußert er die Befürchtung, dass „der starke Einfluss der Umweltschutzorganisationen Nabu und BUND auf die Landespolitik“ den Fischern und Teichwirten das Leben noch schwerer als so schon machen könnte. „Sakrisch“ geärgert habe er sich auch, weil man die Neuorganisation „mit keinem Ton“ angekündigt, geschweige denn mit den Betroffenen besprochen habe.
Martin Meichle vom Verband Badischer Berufsfischer am Bodensee vermutet, da sei halt „irgendjemandem ein Blödsinn eingefallen“. Seine konkrete Befürchtung: „Wir haben jetzt keinen kompetenten Ansprechpartner mehr.“ Speziell die Bodenseefischer kämpfen gegen permanent sinkende Fangerträge, weil das Wasser zwischenzeitlich zu wenig Nährstoffe habe – sprich: zu sauber sei. Und natürlich gibt es auch das Dauerproblem Kormoran mit Beständen um die 2000 Vögel, die in direkter Konkurrenz zu den Fischern stehen. Auch Martin Meichle lässt die Sorge anklingen, dass die Verbände den Schutz der Kormorane noch rigider als bisher betreiben. In einem von ihm mitunterzeichneten Brief an Bonde heißt es: „Vor allem die Naturschutzverbände Nabu und BUND vertreten ... immer wieder die Meinung, man solle uns entschädigen und dafür die Fischerei am besten gleich ganz einstellen. Wir wollen keine Entschädigung. Wir wollen unserem angestammten Beruf nachgehen können ...“
Erhebliche Personalquerelen
Und was sagt Alexander Bondes Ministerium? Pressesprecherin Denise Burgert kann die ganze Aufregung nicht verstehen. Die Umorganisation habe keinerlei Außwirkung. Die alten Sachbearbeiter seien auch die neuen Sachbearbeiter. Und: Man könne schließlich nicht jede innerorganisatorische Änderung mit allen möglichen Verbänden besprechen.
Allerdings ist aus dem Landwirtschaftsministerium auch zu hören, dass diese Umorganisation auf heftigen Personalquerelen beruht. Ein neues Referat habe man aus dem Boden gestampft, und der Personalrat liegt wohl derzeit mit der Amtsspitze über Kreuz. Irgendwie scheint es mit der „Politik des Gehörtwerdens“ sowohl nach außen als auch nach innen nicht ganz einfach zu sein.