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Bergetappe

Der Motor ermöglicht sogar Bergetappen

Baden-Württemberg / Lesedauer: 5 min

Zwischen Immendingen und Sigmaringen säumen Kunst und Kultur den Rad- und Wanderweg im Donautal
Veröffentlicht:22.08.2014, 16:12

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Die Radfahrer lieben ihn schon lange – und auch die Wanderer werden immer zahlreicher. Der idyllische Rad- und Wanderweg im Donautal zwischen Immendingen und Sigmaringen, in dessen Mitte das Kloster Beuron liegt, bietet viele überraschende Einsichten: Da gibt es schroffe Felsen und eine geschmückte Lourdes-Grotte unweit des Klosters. Kleine Burgen wachen über den verschlungenen Lauf der Donau , und wenn man Glück hat, kann man Gämsen und Uhus entdecken. Diese Donaubergland genannte Region ist das Herzstück des Naturparks Obere Donau, der vor allem Teile der Landkreise Sigmaringen und Tuttlingen umfasst.

Steile Wege führen aus dem Tal

Vor allem für Radwanderer älteren Semesters aber beschränkt sich der Aktionsradius auf das Tal. Für den normal trainierten Radler sind die Wege, die aus dem Tal herausführen, zu steil. Oder zu schlecht ausgebaut. Und damit sind Sehenswürdigkeiten wie die Kapellen auf dem Welschenberg bei Mühlheim oder auf Gnadenweiler bei Bärenthal ebenso schlecht zu erreichen wie die Burgen Werenwag oder Wildenstein.

Mit elektrisch betriebenen Fahrrädern erweitert sich der Radius erheblich: Fast mühelos lassen sich die Steigungen erklimmen. Wer die Anschaffung scheut – immerhin kosten gute Pedelecs zwischen 2000 und 3000 Euro – der kann sich die Drahtesel auch leihen. Beispielsweise stellt die Gemeinde Immendingen Besuchern und Urlaubern Pedelecs zur Verfügung, die Leihgebühr beträgt 50 Euro für ein Wochenende.

Abstecher auf den Hohenkarpfen

Einmal von Immendingen in Richtung Sigmaringen unterwegs, geht es zunächst immer an der Donau entlang, die dem Park den Namen gegeben hat. Doch manchmal verschwindet sie plötzlich: Das sind die berühmten Donauversickerungen bei Immendingen und später Fridingen, wo die Donau an die 200 Tage im Jahr ihr Wasser verliert, das im Karst versickert und nach langen unterirdischen Wegen zwölf Kilometer entfernt im Quelltopf der Aach wieder auftaucht.

Hier ist der Weg eben, hier wird der Radwanderer seinen Motor ebenso wenig benötigen wie später in Tuttlingen. Dass (Rad-)Wandern und Kultur sich nicht ausschließen, erleben Besucher, die in Tuttlingen abbiegen, am Hohenkarpfen, einem mehr als 900 Meter hohen Kegel mit guter Rundsicht. Auch dieser Berg ist Teil des Donauberglands und bietet dank der Kunststiftung Hohenkarpfen ganz neue Perspektiven: Künstler-Stipendiaten haben hier eindrucksvolle und freche Installationen und Kunstwerke in die Landschaft gestellt. Da macht es auch überhaupt nichts, dass das überdimensionale Bild der Dame mit dem großen Bollenhut eher an den Schwarzwald als an das Donautal erinnert.

Zurück nach Tuttlingen, zurück auf den flachen Weg längs der Donau. Aber spätestens in Mühlheim stellt sich die Frage: Fahren wir hinauf zur Welschenberg-Kapelle, die verwunschen mitten im Wald liegt? Oder besichtigen wir die Kolbinger Höhle? In beiden Fällen führen die Wege, bestens ausgeschildert, steil bergan.

Wer mehr Zeit mitbringt, sollte einen Besuch im Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck einplanen. Auch hier liegen zwischen dem Donauradwanderweg und dem Museumseingang sieben, acht Kilometer bergauf. Das elektrische Helferlein macht’s möglich, dass der Radler nicht völlig außer Atem Lebens- und Arbeitswelten der Altvorderen besichtigen muss.

Walter Knittel, er war lange Chef des Freilichtmuseums Neuhausen ob Eck und ist heute Geschäftsführer des Tourismusverbandes Donaubergland GmbH, weist auf eine weitere Attraktion, den sehr gut beschilderten Wanderweg an der Donau, hin: „Der Donauberglandweg war überhaupt erst der zweite Wanderweg im Lande, der die Zertifizierung des deutschen Wanderverbandes erhalten hatte.“ Diese Strecke – ein Startpunkt ist Kloster Beuron – ist rund 60 Kilometer lang. Insgesamt erstreckt sich im näheren und weiteren Umfeld der Donau ein Wegenetz von rund 3500 Kilometern. Besonders stolz ist Knittel auf die Premium-Wanderwege; aber es gibt auch Platz für Kanuten, Kletterer und im Winter für Langläufer. Dass es im Donautal Gämsen gibt, die sich in der felsigen Region tummeln, erstaunt viele Besucher, die diese Tiere eher in den Alpen vermuten.

Zurück aufs Fahrrad, zurück ins Donautal. Ein paar Kilometer hinter dem Städtchen Fridingen beherrscht das Kloster Beuron das Tal. Wer sich bei einer Brotzeit aus der Klostermetzgerei gestärkt hat, macht sich zum wohl schönsten Abschnitt des Donauwanderweges auf. Hier hat sich die Donau in Millionenjahren wie in einem Canyon tief in den weichen Fels geschnitten und hohe Gesteinsformationen hinterlassen. Auf einem dieser Felsen thront spektakulär das Schloss Bronnen, und unweit davon pilgern jährlich Tausende zur Marienstatue im Fels der Lourdes-Grotte von Beuron.

Wild-romantischer Park

Es gibt im Donautal allerdings noch einiges mehr als Wander- und Radwege. Ein bisschen wild, sehr romantisch und manchmal geheimnisvoll: Der fürstliche Park neben dem ehemaligen Kloster Inzigkofen ist mit seinem Amalienfelsen, der „Teufelsbrücke“ und seinen Grotten ein Idyll.

Bis Sigmaringen, der Residenzstadt im Schatten des Schlosses, sind es von Inzigkofen nur ein paar Kilometer. Der Radwanderer kann die Fahrt genießen: Es geht meist bergab, und für die wenigen Steigungen reicht die Akkuleistung des Pedelecs ganz locker. (mö/lsw)

Eine Bildergalerie mit Eindrücken der Radwanderung von Immendingen bis Sigmaringen gibt es unter

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