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Landarztmangel

CDU will mit Quote gegen Landarztmangel kämpfen

Baden-Württemberg / Lesedauer: 3 min

Einige Medizin-Studienplätze sollen an die Verpflichtung gekoppelt werden, nach der Ausbildung auf dem Land zu arbeiten
Veröffentlicht:02.12.2016, 20:30

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Die Landes-CDU will dem Mangel an Hausärzten auf dem Land mit einer nicht ganz neuen Idee begegnen: Beim CDU-Bundesparteitag Anfang kommender Woche in Essen bringt sie einen Antrag auf Einführung einer Landarztquote im Medizinstudium ein. Eine Zahl an Studienplätzen soll an Bewerber gehen, die sich dazu verpflichten, nach ihrem Studium für eine gewisse Zeit in einem unterversorgten Gebiet zu arbeiten. Der Minister für Ländlichen Raum, Peter Hauk (CDU), unterstützt den Vorstoß ebenso wie die Sachsen-CDU und die Antragskommission der Bundespartei. Auch Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) steht einer Quote offen gegenüber. Die Kassenärztliche Vereinigung hält hingegen nichts von der Idee.

Für Manuel Hagel , Generalsekretär der Landes-CDU, ist die Sache klar: „Die Lebenswirklichkeit der Menschen im ländlichen Raum sind schließende Arztpraxen und Probleme, einen Arzttermin zu bekommen.“ Das müsse sich ändern, so Hagel. Er bezieht sich auf ein Gutachten des Bundesgesundheitsministeriums vom Dezember 2015, wenn er sagt: „Eine Landarztquote ist verfassungsrechtlich möglich.“ Und wirkungsvoll sei die Maßnahme laut Gutachten obendrein.

Dass sich die Versorgung mit Hausärzten gerade auf dem Land ändert, betont auch Kai Sonntag von der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW). Der Anteil der Ärzte, die älter als 60 Jahre sind, liege bei 35 Prozent. Die Vereinigung geht davon aus, dass in den kommenden fünf Jahren 1600 Hausärzte in den Ruhestand gehen werden. Gleichzeitig würden wohl nur 1000 bis 1200 Mediziner nachrücken. „Es kann passieren, dass jede dritte Hausarztpraxis geschlossen wird“, so Sonntag. Zudem behandelten junge Ärzte deutlich weniger Patienten als diejenigen, die aus dem System rausgehen. Laut Sachverständigenrat müssten für zwei Ärzte, die ausscheiden, drei junge nachkommen.

Von dem Vorstoß der Landes-CDU hält die KVBW dennoch nichts. „Wir glauben, dass eine Landarztquote das Problem nicht lösen wird“, sagt Sonntag. Für einen jungen Mediziner sei es am Anfang seiner zwölf- oder 13-jährigen Ausbildung schwer, sich darauf festzulegen, Hausarzt zu werden. Problematisch sei auch die Frage, was denn als „unterversorgt“ gilt. Bislang gebe es zwar eine Definition für Überversorgung, nicht aber für Unterversorgung.

Sonntag plädiert dafür, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass sich Ärzte auch auf dem Land niederlassen wollen. Der Trend gehe hin zu Gemeinschaftspraxen und weg von den klassischen Einzelpraxen, die heute noch 60 Prozent ausmachten. Die KVBW rechnet in zehn Jahren mit fünf bis zehn Prozent. Der „Strukturwandel“ bedeute nicht, dass die Versorgung schlechter werde. Doch wollten eben immer mehr junge Ärzte angestellt und damit flexibler sein. Zudem werde der Hausarzt-Beruf weiblicher und damit der Wunsch nach Teilzeit größer.

CDU-Generalsekretär Hagel plädiert dennoch für die Quote. Er sieht diese als Ergänzung zum Förderprogramm „Landärzte“ des Landes, das Mediziner mit bis zu 30 000 Euro unterstützt, wenn sie sich in einem Fördergebiet niederlassen. Laut Sozialministerium sind so 83 Ärzte mit insgesamt 1,7 Millionen Euro seit 2012 unterstützt worden. Eine Sprecherin verweist auf den grün-schwarzen Koalitionsvertrag und erklärt, dass das Programm fortgeführt werde, wenn das Volumen von zwei Millionen Euro erschöpft sei.