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Schnell AG streicht 75 weitere Arbeitsplätze

Amtzell / Lesedauer: 3 min

Insgesamt baut das Unternehmen rund 120 Stellen ab – Unternehmensberatung sitzt in der Geschäftsleitung
Veröffentlicht:23.10.2013, 19:30

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Die Schnell Motoren AG in Amtzell hat am Mittwochabend den weiteren Abbau von Arbeitsplätzen angekündigt. Wie aus einer Mitteilung des Unternehmens hervorgeht, sollen insgesamt rund 120 Mitarbeiter ihren Job verlieren. Die Belegschaft des Herstellers von Blockheizkraftwerken reduziert sich demnach auf 470 Menschen. Bereits im August hatte das Unternehmen den Abbau von 45 Arbeitsplätzen angekündigt. Zwischenzeitlich hatte zudem mit Wolfram Dreier eines von drei Vorstandsmitgliedern das Handtuch geworfen (die SZ berichtete jeweils).

Die Hiobsbotschaft des weiteren Stellenabbaus gab das Unternehmen am Mittwoch unmittelbar nach Ende einer rund zweistündigen Betriebsversammlung bekannt. Eine Sprecherin erklärte auf Nachfrage, dass der bereits im August avisierte Abbau von 45 Stellen in der jetzt bekanntgegebenen Gesamtzahl von etwa 120 enthalten sei.

Während es nach Angaben der Sprecherin im Sommer ausschließlich neue Mitarbeitern in der Probezeit traf, hat Schnell jetzt auch betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen. Zudem will das Unternehmen über die „natürliche Fluktuation“ sowie den „vertragsgemäßen Auslauf von Befristungen“ den geplanten Arbeitsplatzabbau bewältigen.

Den Jobabbau bezeichnet das 1992 gegründete und in den vergangenen Jahren rasant gewachsene Unternehmen als „letztes Mittel“ zur Kostenreduzierung. Unternehmensgründer und Vorstand Hans-Jürgen Schnell wird in der Erklärung mit den Worten zitiert: „Das sind die trübsten Tage für mich, die gesamte Geschäftsleitung und natürlich auch für meine Kolleginnen und Kollegen.“ Nach Angaben der Sprecherin sei ein darüberhinausgehender Abbau von Arbeitsplätzen nicht geplant.

Zugleich teilte die Schnell AG mit, dass der Umsatz nach dem Rekordjahr 2011 mit einer Gesamtleistung von 138 Millionen Euro im Jahr 2012 um 32 Prozent auf 94 Millionen Euro geschrumpft sei. Weder der Aufbau neuer Produktfelder noch die begonnene Internationalisierung habe den Ergebnisrückgang kompensieren können.

Als Hauptursache für die Krise macht das Unternehmen die verschlechterten Bedingungen auf dem Biogasmarkt verantwortlich, insbesondere die Novellierung des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) zu Beginn des vergangenen Jahres. Seither sei der Bau neuer Biogasanlagen massiv zurückgegangen. Dies zwinge zu einem „strikten Sparkurs“. Die Amtzeller sind vom Markt für Biogasanlagen besonders betroffen, da sie entsprechende, spezialisierte Motoren herstellen und als Branchenpionier gelten.

Dem Ergebniseinbruch will Schnell durch einen seit Mitte des Jahres laufenden „Restrukturierungsprozess“ entgegenwirken. Neben dem Arbeitsplatzabbau gehört dazu auch die Tatsache, dass mit Udo Zimmer seit Ende September ein externer Unternehmensberater in der Geschäftsleitung tätig ist. Zudem will sich Schnell künftig auf die „erfolgreiche BHKW-Technologie“ und die umfangreichen Serviceleistungen“ konzentrieren, heißt es in der Mitteilung weiter. Im Bereich von Blockheizkraftwerkern mit hohen Wirkungsgraden besitzt Schnell nach eigenen Angaben Innovationsstärke und sei Technologieführer.

Zum Neustrukturierung des im Gewerbegebiet Geiselharz/Schauwies ansässigen Unternehmens gehört der Mitteilung zufolge auch eine geänderte Finanzierungsstruktur. Verhandlungen mit Financiers seien positiv verlaufen. Deshalb gehe die Geschäftsleitung davon aus, dass Banken und Eigentümer das Restrukturierungskonzept mittrügen.

Die Eigenkapitalbasis sei durch die Einzahlung liquider Mittel gestärkt worden. Als „nachhaltig gesichert“ stellt Schnell die künftige Finanzierungsbasis dar, wenn eine weitere, für Anfang November geplante Kapitalerhöhung greife.

Wie berichtet, waren 2011 ein französischer Fonds und ein deutscher Investor bei Schnell eingestiegen. Im August hatten die Franzosen ihre Anteile erhöht.