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Eisbrecher

Papierpolizisten und Eisbrecher für die Argen

Wangen / Lesedauer: 7 min

Die SZ blickt auf die mutmaßlichen Ereignisse des Jahres 2014 voraus
Veröffentlicht:30.12.2013, 17:15

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S ilvester: Zeit für Rückblicke, Zeit für Bilanzen. Anders die nachfolgenden Zeilen: Sie beschäftigen sich ausschließlich mit Ereignissen, die 2014 passieren. Garantiert! Corinna Blum, Susi Weber, Bernd Treffler und Jan Peter Steppat haben in die Glaskugel geschaut...

Januar

Sensation zu Jahresbeginn: in Brasilien! Das verkündet OB Michael Lang beim Neujahrsempfang. Hintergrund: Nachdem der DFB vor Ort keine passende Unterkunft gefunden hatte und sich die Pläne für den Bau eines eigenen Resorts am öffentlichen Widerstand in Deutschland zerschlagen hatten, bleiben Jogi & Co daheim und fliegen jeweils zu den Spielen ein. Eingefädelt hatte den Deal OB Michael Lang. Denn jetzt stellt sich heraus: Sein Brasilien-Tripp im Herbst war in Wahrheit eine Geheimmission im Auftrag des DFB. Dem guten Zureden Langs ist es zu verdanken, dass die Fifa beide Augen zudrückt und dem DFB die Ausnahmegenehmigung bei der Quartierwahl erteilt. Für Wangen ist die Unterbringung des deutschen WM-Teams kein Problem: Die Spieler nächtigen im Hotel Waltersbühl, und vom Flughafen Friedrichshafen heben die Flieger zu den Spielorten in Südamerika ab.

Februar

Die Zeiten für die Narren werden härter: Nachdem geklärt ist, dass Feuerwehrleute bei Narrensprüngen Hilfspolizisten spielen dürfen, rekrutiert das Ordnungsamt eine Papierpolizei. Diese zwingt die Umzugsbesucher zum Aufräumen des Konfettis und säuberlichem Einordnen in bereitgestellte Container. Das Personal für die Papierpolizei ist schnell gefunden. Wegen einschlägiger Vorkenntnisse handelt es sich um die Mannschaft des städtischen Wertstoffhofs am Südring.

März

Da der Bau eines Mobilfunkmasts in der Nähe von Waltershofen bedrohlich nahe rückt, ergreifen die Bürger Waltershofens verzweifelte Maßnahmen: Sie handeln mit der Telekom einen Deal aus, der besagt, dass das Unternehmen auf den Mobilfunkmast verzichtet, wenn sich jeder Waltershofener dazu verpflichtet, sein Mobiltelefon zu verkaufen und sich kein neues Handy zu besorgen. Zudem nutzen die Bürger ab sofort weder das Internet noch Geräte, die internetfähig sind. Als Kißleggs Bürgermeister Dieter Krattenmacher davon erfährt, versucht er, die Waltershofener von ihrem Plan abzubringen. Allerdings kann er niemanden erreichen.

April

Durchbruch für die Verkehrsberuhigung Haid/Berger Höhe : In der letzten Sitzung vor der Kommunalwahl beschließt der Rat eine Sperrung des gesamten Gebiets für Autos. Für Bewohner und Besucher werden an den bisherigen Einfahrten Shuttle-Bus-Haltestellen eingerichtet. Wo die Menschen ihre Autos abstellen, bleibt ungeklärt. CDU-Stadtrat Hans-Jörg Leonhardt warnt deshalb vergeblich vor vorschnellen populistischen Entscheidungen im Lichte der Wahl und fordert, das Thema „nochmals in Ruhe im Technischen Ausschuss zu beraten“.

Mai

Die SPD feiert bei der Kommunalwahl nach eigener Aussage einen „Erdrutschsieg“ . Sie kann die Anzahl ihrer Ratsmitglieder um „sage und schreibe 20 Prozent“ steigern. Künftig sitzen im Rat sechs statt fünf Vertreter. Weil die GOL einen Sitz verliert, avanciert die SPD zur drittgrößten Fraktion und muss deshalb bei den Sitzungen nicht mehr am Katzentisch, also ganz außen, sitzen. Das neue Selbstbewusstsein der „Sozis“ hat auch Auswirkungen auf die Machtverhältnisse. Wie im Bund gehen SPD und CDU in Wangen bei allen Abstimmungen ein Bündnis ein und firmieren künftig unter dem Kürzel „GroKoWa“ (Große Koalition Wangen). Sehr zum Missfallen der kleinen Opposition aus Grünen und Freien Wählern. Die Folge: Der bisher eher freundliche Umgangston im Rat wird zunehmend rauer.

Juni

Wegen der neuen Machtverhältnisse im Rat kommt es auch zu einer überraschenden Wende beim Wangener Kino-Projekt . Der Gemeinderat lehnt mit den Stimmen der „GroKoWa“ den Vorschlag von OB Michael Lang ab, das geplante Lichtspielhaus an der südlichen Ecke des P 14 zu bauen. Stattdessen favorisiert die Mehrzahl der Räte einen Vorschlag von Belinda Unger: Die Gästeamtsleiterin hält zwar an dem Standort fest, bevorzugt dort aber ein zweistöckiges Gebäude für einen Saal mit rund 200 Sitzen, auf denen Touristen durch ein neun auf 16 Meter großes Breitbild-Format-Fenster gen Osten das herrliche Allgäu-Panorama mit saftigen Wiesen, grasenden Kühen und dem Deuchelrieder Kirchturm im Hintergrund bestaunen können. Nachts soll das Panorama durch das THW effektvoll ausgeleuchtet werden. „Dieser Kinofilm läuft dann täglich 24 Stunden und das gesamte Jahr über und wird Wangen zu Deutschlands Tourismus-Stadt Nummer eins machen“, so Unger. In seiner letzten Ratssitzung war auch der scheidende Alfons Raible (Freie Wähler) von dem neuen Wangener Live-Allgäu-Kino begeistert – aber erst, nachdem OB Lang zugesichert hatte, dass wegen der besseren Aussicht die Wertstoff-Container neben der P 14-Bushaltestelle wieder zurück vor das Argen-Center versetzt werden.

Juli

Erneut hat die Kinderfestkommission Wetterpech: Nach einem 2013 im Freien abgehaltenen Altstadtfest regnet es erneut am Kinderfest-Freitag. Kinderfestkommissions-Vorsitzender sieht es gelassen: „Es wird unsere allerallerletzte Verlegung des Altstadtfestes ins Festzelt sein.“ Der Grund liegt nahe: Künftig kann die knapp 60 Meter lange Lagerhalle der Kinderfestkommission und der Narrenzunft am Gehrenberg genutzt werden. „Dort“, sagt Zwisler „bringen wir zur Not auch den Umzug am Samstag trocken über die Bühne.“

August

Mit zwei eigenwilligen Anschaffungen hat sich der Gemeinderat Wangen zu beschäftigen. Aufgrund des langwierigen Winters 2013 soll ein Eisbrecher für die Argen angeschafft werden, der in der wärmeren Jahreszeit imstande ist, weggeschwemmte Gitter und Stege einzusammeln. OB Michael Lang: „Wir haben ja 2009 beim Arge nab schon einmal diesbezüglich Erfahrungen sammeln müssen.“ Ohne Gegenstimme wird auch die Anschaffung diverser Rettungsringe für Menschen und Teleskopkeschern für Bälle für den neuen Kunstrasenplatz bei der Realschule beschlossen. Einig sind sich Stadtverwaltung und Räte, dass aufgrund der besonderen Situation der neuen Sportstätte im Hochwasserüberschwemmungsgebiet präventiv gehandelt werden muss.

September

Die Grundschulen in ganz Argenbühl werden zusammengelegt. Aus den bisherigen Grundschulen Christazhofen-Ratzenried und Eisenharz-Eglofs wird eine Grundschule, die in die Gemeinschaftsschule Eglofs eingegliedert wird. Nach langer Diskussion im Gemeinderat Argenbühl einigt sich der Rat auf den Namen „Gemeinsame gemeinschaftliche Schulgemeinschaft Argenbühl“ (GeGeSa). Um den Horden von Schülern auch entsprechend Platz bieten zu können, lässt die Gemeinde kurzerhand einen Neubau gegenüber vom Schulzentrum bauen. Dies wiederum verbessert die Leistung von Schüler und Lehrer plötzlich ungemein – weil der ablenkende Panoramablick auf die Berge nun fehlt.

Oktober

Die vieldiskutierte neue Mehrzweckhalle in Amtzell darf sich im Herbst zwischen bekannten Bauwerken wie die Hamburger Elbphilharmonie, der unterirdische Bahnhof in Stuttgart oder der neue Flughafen in Berlin einreihen: als ein nie zum Abschluss gebrachtes, weil mittlerweile völlig überteuertes Großbauprojekt. Waren die Kosten im Dezember 2013 noch auf plötzlich sieben Millionen Euro geschnellt, so belaufen sie sich Mitte 2014, passend zur Jahreszahl, auf 14 Millionen Euro. Da das Mammutprojekt auch einen Namen braucht, lässt die Gemeindeverwaltung Amtzell eine Bürgerbefragung erstellen. Zur Hilfe steht ihr dabei die Verwaltung von Kißlegg , die sich mittlerweile mit Befragungen bestens auskennt. 97 Prozent der Amtzeller sprechen sich für den Namen „Amtzell 21“ aus.

November

Doch noch Hoffnung für eine zeitige Beseitigung der Eisenbahnschranken an der B 32 : Die halbtags beim Regierungspräsidium tätige Planerin bekommt personelle Entlastung: Das Land stellt der Frau eine 1/16-Kraft zu Seite, die ihr montagsvormittags zwischen 10 und 12.30 Uhr dabei zur Hand geht, die Großprojekte zu stemmen. Neben der Bahnunterführung in Wangen sind dies eher kleinere Dinge wie Bau der Bau des Moldiete-Tunnels in Ravensburg und die ICE-Strecke Wendlingen - Ulm. Das RP ist deshalb jetzt optimistisch: 2034 wird die Unterführung eröffnet - zum zehnten Jahrestag des Endes der Landesgartenschau.

Dezember

„Win-Win-Situation“ nennt sich das, was sich zwischen der Stadt Wangen und der Nachbargemeinde Kißlegg abspielt. Mit großer Mehrheit beschließt das Kißlegger Gremium, die Pläne der 80er-Jahre und den Bau eines Thermalbades nun endlich in die Tat umzusetzen. Entgegen der Ursprungsplanung soll es allerdings keine Freiluft-Therme, sondern ein Hallenbad werden. „Wir wollten damit auch der Stadt Wangen einen Dienst erweisen, die sich bekanntermaßen schon seit Jahren nicht für einen Standort für ein Lehrschwimmbecken oder Hallenbad entscheiden kann“, erklärt Kißleggs Bürgermeister Dieter Krattenmacher.

Kern der Vereinbarung zwischen beiden Gemeinden ist auch die Verpflichtung, dass Schüler zum Hallenbad bringende Busse aus Wangen zwingend die Zufahrt über Zaisenhofen nutzen müssen. In einem SZ-Interview nach Vertragsunterzeichnung macht Krattenmacher klar: „Auch wir haben hier eine Radaranlage, die möglichst so gewinnträchtig wie die Wangener Anlagen arbeiten sollen. Auch wir haben genügend Schlaglöcher!“